Toxin
mit all diesem Schlabber obendrauf. «
Das Krankenhaus meldete sich, und Kim bat darum, Dr. Alice Silber anzupiepen und ihr auszurichten, daß sie ihn anrufen möge.
Becky musterte noch einmal skeptisch ihren Hamburger, zuckte mit den Schultern und biß wieder hinein, diesmal allerdings etwas vorsichtiger. Sie mußte zugeben, daß er verdammt gut schmeckte.
Kapitel 4
Samstag, 17. Januar
Kim bog um die Kurve in seiner Straße und fuhr langsam auf sein Haus zu. Es war ein großes, im Tudorstil errichtetes Gebäude, das sich auf einem großzügigen Grundstück mit altem Baumbestand befand und in einem angenehmen Vorortviertel lag. Das Haus war einmal eine prachtvolle Villa gewesen, doch im Moment machte es einen ziemlich vernachlässigten Eindruck. Im vergangenen Herbst hatte niemand die Blätter zusammengeharkt, deshalb bedeckten sie den Rasen jetzt wie eine nasse braune Schmutzschicht. An der Fassade blätterte stellenweise der Putz ab, ein neuer Anstrich war überfällig. Ein paar Fensterläden hingen schief, und vom Dach hatten sich einzelne Schieferplatten gelöst, die nun in der Dachrinne steckten.
Es war ein bewölkter und winterlich kalter Samstagmorgen. Obwohl es schon neun Uhr war, wirkte die Umgebung wie ausgestorben. Als Kim in seine Einfahrt bog und das Garagentor hochzog, konnte er weit und breit kein Lebenszeichen entdecken. Sein Nachbar hatte noch nicht einmal die Zeitung hereingeholt.
Innen wirkte das Haus ähnlich vernachlässigt. Da Tracy bei ihrem Auszug alles mitgenommen hatte, was ihr irgendwie am Herzen lag, waren nur noch wenige Teppiche, Bilder und Möbel zurückgeblieben. Außerdem war das Haus seit Monaten nicht mehr richtig saubergemacht worden. Das Wohnzimmer, in dem es außer einem Stuhl, einer kleinen Brücke, einem Beistelltisch, auf dem das Telefon stand, und einer Stehlampe keine weiteren Möbel gab, wirkte wie ein Tanzsaal. In der Diele warf Kim seine Schlüssel auf eine eingebaute Ablage, durchquerte das Eßzimmer und ging in die Wohnküche. Im Gehen rief er nach Becky, doch sie antwortete nicht. Ein Blick auf die Spüle, auf der keinerlei schmutziges Geschirr stand, verriet ihm, daß seine Tochter offenbar noch schlief. Er war wie jeden Morgen um kurz nach fünf aufgewacht und gleich aufgestanden, um ins Krankenhaus zu fahren und nach den Patienten zu sehen. Er hatte damit gerechnet, daß Becky inzwischen aufgestanden war und ihn startbereit erwartete.
»Becky, du Langschläferin, wo steckst du denn?« rief er, während er die Treppe hinaufging. Oben angelangt hörte er die Tür zum Zimmer seiner Tochter aufgehen. Einen Augenblick später erschien sie auf der Türschwelle; sie trug noch immer ihr Flanellnachthemd. Ihre dunklen Locken waren vom Schlaf zerzaust, und sie blinzelte ihn mit kleinen Augen an. »Was ist los mit dir?« fragte Kim. »Ich dachte, du könntest es kaum erwarten, wieder auf die Eisbahn zu kommen. Na los, zieh dich an!«
»Ich fühle mich nicht gut«, sagte Becky und rieb sich die Augen.
»Wieso?« fragte Kim. »Was hast du denn?«
»Ich habe Bauchschmerzen.«
»Ach, das wird schon nichts Ernstes sein«, sagte Kim. »Sind die Schmerzen immer da, oder kommen sie in Schüben?«
»Manchmal sind sie da, und manchmal sind sie weg«, erwiderte Becky.
»Wo genau tut es dir denn weh?« fragte Kim. Becky fuhr sich mit der Hand über die Magengegend. »Hast du Schüttelfrost?« wollte Kim wissen und legte ihr die Hand auf die Stirn. Becky schüttelte den Kopf.
»Dann sind es wohl nur ein paar harmlose Krämpfe«, vermutete Kim. »Wahrscheinlich hast du dir mit dem Junk food gestern abend den Magen verdorben. Am besten duschst du dich jetzt und ziehst dich an. Ich mache währenddessen das Frühstück. Aber beeil dich ein bißchen! Ich möchte nicht, daß deine Mutter mir Vorwürfe macht, weil ich dich zu spät zum Training gebracht habe.«
»Ich habe keinen Hunger«, sagte Becky.
»Nach dem Duschen hast du bestimmt Appetit, da bin ich sicher«, entgegnete Kim. »Bis gleich in der Küche.« Wieder unten, stellte er Müsli, Milch und Saft auf den Tisch. Dann kehrte er noch einmal zum Treppenabsatz zurück, um Becky etwas zu fragen, doch er hörte bereits das Wasser rauschen. Er ging wieder in die Küche, nahm den Hörer vom Wandtelefon und wählte Gingers Nummer. »Im Krankenhaus ist alles okay«, sagte er, als Ginger sich meldete. »Die drei frisch operierten Patienten sind auf dem Wege der Besserung. Allerdings treiben die Arnolds mich
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