Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Tracy, der jetzt erst auffiel, wie wenig sie vorangekommen waren, seitdem sie sich angestellt hatten. »Gibt es denn keine andere Möglichkeit, als hier stundenlang Schlange zu stehen?«
    »Es ist Montag abend«, entgegnete Kim. »Ich fürchte, da sieht es überall so aus.«
    »Schade, daß Dr. Turner nicht mehr hier ist«, seufzte Tracy laut.
    Kim nickte und stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, warum es nicht voranging. Doch er konnte den Grund nicht erkennen.
    »So geht das nicht weiter!« schimpfte er. »Ich bin gleich zurück.«
    Mit grimmiger Miene schlängelte er sich durch die wartende Menschenmenge und erreichte schließlich den Schalter, wo er sofort sah, warum es nicht mehr weiterging. Ein betrunkener Mann in einem verschmutzten Anzug kämpfte sich durch die Aufnahmeformalitäten. Sämtliche Kreditkarten waren ihm aus der Brieftasche gefallen. Er hatte eine üble Kopfverletzung. »Hallo!« rief Kim und versuchte die Aufmerksamkeit der Angestellten auf sich zu lenken. Sie war eine junge Afro-Amerikanerin. »Ich bin Dr. Reggis. Ich gehöre zum Personal und arbeite in der Abteilung für Herzchirurgie. Meine…«
    »Entschuldigen Sie bitte«, unterbrach sie Kim. »Ich kann mich nicht mit mehreren Personen gleichzeitig unterhalten.«
    »Jetzt hören Sie mir gefälligst eine Sekunde zu!« befahl Kim. »Ich gehöre zum Personal…«
    »Das ist mir vollkommen egal«, fuhr die Frau ihm dazwischen. »Wir behandeln hier alle Patienten gleich. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das gilt für alle Routine-Notfälle.«
    »Routine-Notfälle?« fragte Kim entgeistert. Diese Wortzusammenstellung war einfach lächerlich. Plötzlich erinnerte ihn das Gespräch mit dieser Angestellten an seine frustrierenden Telefonate mit all den Sachbearbeitern von Versicherungsgesellschaften oder Gesundheitsversorgungsprogrammen, die allesamt nichts von medizinischen Behandlungen verstanden und die er trotzdem immer einschalten mußte, um für seine Patienten grünes Licht zu bekommen. Diese lästige Pflicht war im modernen Praxisgeschäft zu einem wirklich leidigen Problem ausgeufert.
    »Bitte stellen Sie sich am Ende der Reihe an!« forderte die Frau ihn auf. »Wenn ich mich auf die Aufnahme der Leute konzentrieren kann, die vor Ihnen da waren, kommen Sie auch selber schneller dran.« Mit diesen Worten richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Betrunkenen, der es in der Zwischenzeit geschafft hatte, den Inhalt seiner Brieftasche aufzusammeln.
    Kim war drauf und dran, sich mit der Frau anzulegen, doch es war offensichtlich, daß jede Unterhaltung mit ihr reine Zeitverschwendung war. Vielleicht hatte sie auch gar nicht verstanden, daß er zum Personal gehörte. Noch frustrierter und wütender als vor seinem kleinen Disput kehrte er zu Tracy zurück.
    »Keine Ahnung, wo sie solche Idioten auflesen«, schimpfte Kim. »Sie funktionieren wie Automaten.«
    »Ich bin wirklich beeindruckt, wieviel uns deine hohe Stellung hier im Krankenhaus nützt.«
    »Dein Sarkasmus hilft uns jedenfalls auch nicht weiter«, raunzte Kim zurück. »Das liegt nur an dieser schwachsinnigen Krankenhauszusammenlegung. Man kennt mich hier unten eben nicht. Allerdings kann ich mich auch beim besten Willen nicht daran erinnern, jemals in dieser Notaufnahme gewesen zu sein.«
    »Wenn du Beckys Beschwerden am Wochenende ernst genommen hättest, wären wir jetzt wahrscheinlich gar nicht hier«, entgegnete Tracy.
    »Ich habe sie ernst genommen«, verteidigte sich Kim. »Daß ich nicht lache«, gab Tracy zurück. »Weil du ihr ein harmloses Durchfallmittelchen verabreicht hast? Das war wirklich eine tolle Idee. Soll ich dir mal was sagen? Es wundert mich nicht im geringsten, daß du nicht mehr unternommen hast. Du hast es ja nie ernst genommen, wenn es Becky schlechtging. Und was mich betrifft, hast du dich genauso verhalten.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach Kim wütend. »Oh doch!« schimpfte Tracy weiter. »Wahrscheinlich kann das aber sowieso nur jemand nach vollziehen, der mit einem Chirurgen verheiratet ist. Aus deiner Sicht ist doch jeder ein Simulant, der über Krankheitssymptome klagt, die nicht eine sofortige Operation am offenen Herzen erfordern.«
    »Hör auf!« entgegnete Kim. »Mir reicht’s jetzt.«
    »Mir reicht es schon lange!«
    »Okay, Mrs. Besserwisser«, fauchte Kim. »Was hätte ich denn deiner Meinung nach am Wochenende mit Becky tun sollen?«
    »Sie untersuchen lassen. Zum Beispiel von irgendeinem deiner Kollegen. Du kennst doch

Weitere Kostenlose Bücher