Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
lauter Ärzte. Oder wäre das zuviel verlangt gewesen?«
    »Jetzt mach mal einen Punkt!« Kim bemühte sich, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Becky hatte nichts weiter als ein bißchen Durchfall und leichte Bauchkrämpfe, und das erst seit kurzer Zeit. Und außerdem war Wochenende. Ich habe mich einfach gescheut, wegen so einer harmlos erscheinenden Geschichte einen Kollegen zu belästigen.«
    »Mommy!« rief Becky, die plötzlich hinter ihnen stand. »Ich muß zur Toilette.«
    Tracy drehte sich um. Beim Anblick ihrer leidenden Tochter war ihr Zorn sofort verraucht. Sie legte ihr einen Arm um die Schulter und sagte: »Tut mir leid, Schatz. Komm, wir suchen schnell eine Toilette.«
    »Wartet!« rief Kim. »Wir brauchen eine Stuhlprobe. Die könnte unter Umständen sehr nützlich sein. Ich hole schnell einen Behälter.«
    »Du machst wohl Witze!« empörte sich Tracy. »Sie muß dringend. Siehst du das denn nicht?«
    »Kannst du es noch einen Augenblick aushalten, Becky!« drängte Kim seine Tochter. »Ich bin sofort zurück.« Mit diesen Worten marschierte er eiligen Schrittes zielstrebig in die Tiefen der Notaufnahme. Ohne Becky und Tracy konnte er den Tresen, hinter dem die Schwestern saßen, unbehelligt passieren. Zudem war die robuste Molly McFadden nicht in Sicht.
    Die Notaufnahme bestand aus etlichen großen Räumen, die durch an Deckenschienen aufgehängte Vorhänge in viele einzelne Untersuchungskabinen unterteilt waren. Zusätzlich gab es einige Traumaräume, die mit der modernsten Technik ausgestattet waren, sowie ein paar Behandlungszimmer, die vorwiegend für Psychofälle genutzt wurden. Im Inneren der Notaufnahme ging es genauso turbulent und chaotisch zu wie im Wartebereich. Sämtliche Traumaräume waren belegt; Ärzte, Spezialisten, Krankenschwestern und Pfleger eilten hektisch zwischen den Zimmern hin und her. Im Gehen hielt Kim nach einem bekannten Gesicht Ausschau, doch leider kannte er niemanden. Schließlich wandte er sich an einen Pfleger.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Ich brauche dringend einen Stuhlprobe-Behälter.«
    Der Pfleger musterte ihn flüchtig. »Wer sind Sie denn?«
    »Dr. Reggis«, erwiderte Kim. »Haben Sie Ihre Kennkarte dabei?«
    Kim zückte seine Karte, die ihn als Krankenhausangestellten auswies.
    »Okay«, gab der Pfleger sich zufrieden. »Bin sofort zurück.« Kim sah dem Mann hinterher, der durch eine nicht gekennzeichnete, offenbar in einen Vorratsraum führende Tür verschwand.
    »Achtung!« hörte er plötzlich jemanden rufen. Er drehte sich um und sah ein fahrbares Röntgengerät auf sich zukommen. Hastig sprang er zur Seite. Das schwere Gerät, das von einem Röntgenassistenten geschoben wurde, rumpelte vorbei. Einen Augenblick später kam der Pfleger zurück und reichte ihm zwei durchsichtige Plastiktüten, in denen sich jeweils ein Plastikbehälter befand. »Danke«, sagte Kim.
    »Gern geschehen«, entgegnete der Pfleger. Kim eilte zurück in den Empfangsbereich. Tracy und Becky standen immer noch an, aber sie hatten sich inzwischen ein gutes Stück vorgearbeitet. Becky hatte die Augen geschlossen; über ihre Wangen kullerten Tränen.
    Kim reichte Tracy eine der Plastiktüten. »Ein Krampf?« fragte er.
    »Natürlich«, fauchte sie ihn an. »Wie kannst du nur so blöd fragen!« Dann nahm sie Becky bei der Hand und führte sie zur Toilette.
    Kim nahm ihren Platz in der Schlange ein. Da gerade jemand abgefertigt worden war, ging es ein paar Zentimeter voran. Am Schalter saßen jetzt zwei Angestellte. Offenbar hatte die eine ihre Pause beendet.
     
    Gegen Viertel nach neun war die Notaufnahme so überfüllt, daß kaum noch jemand hineinpaßte. Alle Plastikstühle waren besetzt. Diejenigen, die keinen Sitzplatz gefunden hatten, lehnten an den Wänden oder hockten auf dem Boden. Kaum jemand sagte etwas. In einer Ecke des Wartebereichs hing unter der Decke ein Fernseher, in dem CNN lief. Doch ein paar zeternde Kleinkinder übertönten den Nachrichtensprecher mit ihrem herzzerreißenden Geschrei. Draußen hatte es angefangen zu regnen. In der Luft hing der Geruch von feuchter Wolle.
    Tracy, Kim und Becky hatten schließlich nebeneinander Sitzplätze gefunden und sich bis auf Becky, die noch ein paarmal die Toilette aufsuchen mußte, nicht mehr vom Fleck gerührt. Kim hatte den Behälter mit der Stuhlprobe in der Hand. Anfangs waren nur ein paar vereinzelte hellrote Blutflecken zu sehen gewesen, doch inzwischen hatte der gesamte Inhalt eine durchgängig hellbraune

Weitere Kostenlose Bücher