Toxin
an.«
»Vielen Dank«, entgegnete Tracy und eilte in den Wartebereich.
Dr. Washington ging hinter den Tresen und nahm sich ein Klemmbrett, auf dem er das Aufnahmeformular befestigte. Dann rief er über die Sprechanlage eine Schwester aus. Als er zurückkehrte, war auch Tracy mit Becky im Schlepptau wieder da. Kurz darauf erschien die Krankenschwester. Laut ihres Namensschildes hieß sie Nicole Michaels.
»Wie geht es dir denn, junge Dame?« wandte sich Dr. Washington an Becky.
»Nicht so gut«, gestand Becky. »Ich möchte nach Hause.«
»Das glaube ich dir«, entgegnete Dr. Washington. »Aber zuerst sollten wir dich untersuchen. Wie wär’s, wenn du schon mal mit Schwester Nicole vorgehst? Sie bringt dich in eine Untersuchungskabine.«
Tracy, Becky und Kim setzten sich in Bewegung. Doch Dr. Washington hielt Kim am Ärmel fest.
»Es wäre mir lieber, wenn Sie hierbleiben«, erklärte Dr. Washington.
»Ich bleibe bei meiner Tochter«, beharrte Kim. »Das tun Sie nicht!« entgegnete Dr. Washington bestimmt. »Sie haben bereits bewiesen, daß Sie ziemlich genervt sind. Sie gehen ja bei der kleinsten Kleinigkeit an die Decke!« Kim zögerte. Dr. Washington hatte nicht ganz unrecht, das mußte er zugeben. Er war wütend und fühlte sich erniedrigt.
»Geben Sie sich einen Ruck«, sagte Dr. Washington. »Ich bin sicher, Sie verstehen mich.«
Kim warf einen Blick in die Richtung, in die Becky und Tracy verschwanden. Dann sah er erneut Dr. Washington an, der sich weder durch Worte noch Taten einschüchtern ließ. »Aber…«, begann Kim.
»Kein Aber«, fiel der Leiter der Notaufnahme ihm ins Wort. »Wenn Sie sich nicht fügen, muß ich die Polizei rufen.« Zögernd drehte Kim sich um und ging zurück in den Wartebereich. Da die Stühle alle besetzt waren, lehnte er sich in der Nähe des Eingangs an die Wand und versuchte fernzusehen. Doch er konnte sich nicht auf den Bildschirm konzentrieren. Statt dessen hob er seine Hand und betrachtete sie; sie zitterte.
Nach einer halben Stunde kamen Tracy und Becky aus dem Untersuchungsbereich zurück. Kim hatte Glück, daß er sie überhaupt sah, als sie die Station verließen. Sie gingen hinaus, ohne sich nach ihm umzusehen.
Er schnappte sich eilig seinen Mantel und seine Handschuhe und lief ihnen hinterher. Erst am Auto holte er sie ein. Tracy half Becky gerade beim Einsteigen. »Was soll das?« fragte Kim. »Wieso ignorierst du mich?« Tracy antwortete nicht. Sie schloß die Beifahrertür und ging um den Wagen.
Kim folgte ihr und legte seine Hand auf die Tür, damit Tracy sie nicht öffnen konnte.
»Mach uns bitte nicht noch mehr Ärger«, sagte Tracy. »Du hast uns schon zur Genüge in Verlegenheit gebracht.« Völlig perplex, daß er schon wieder gemaßregelt wurde, zog Kim seine Hand weg und ließ Tracy einsteigen. Bevor sie die Tür schloß, zögerte sie und sah ihrem Ex-Mann in die Augen. Er wirkte überrascht und verletzt. »Geh nach Hause und schlaf dich aus!« riet sie ihm. »Das tun wir jetzt auch.«
»Was haben sie da drinnen mit Becky gemacht?« fragte er. »Was haben sie gesagt?«
»Nicht viel«, erwiderte Tracy. »Offenbar sind ihre Blutwerte und der Elektrolythaushalt normal. Ich soll ihr Brühe und viel zu trinken geben und Milchprodukte von ihrem Speiseplan streichen.«
»Das ist alles?« fragte Kim.
»Ja«, erwiderte Tracy. »Und daß es ihr so schlechtgeht, kann sehr wohl an Gingers Hähnchen liegen. Angeblich kommen ständig Leute mit einer Lebensmittelvergiftung in die Notaufnahme, die zuvor Hühnerfleisch gegessen haben.«
»Das ist unmöglich!« fuhr Kim sie an. »Frag doch Becky! Ihr ging es schon am Samstag morgen schlecht, und das Hähnchen gab es erst am Samstag abend.« Er beugte sich in den Wagen, damit Becky ihm Recht geben konnte. »Das stimmt doch, mein Schatz, nicht wahr?«
»Ich möchte nach Hause«, jammerte Becky, die geradeaus durch die Windschutzscheibe starrte.
»Gute Nacht, Kim«, sagte Tracy. Sie knallte die Tür zu, ließ den Motor an und fuhr davon.
Kim sah dem Auto hinterher, bis es hinter der Ecke des Krankenhauses verschwand. Dann ging er langsam zum Ärzteparkplatz. Er fühlte sich so einsam wie noch nie zuvor.
Kapitel 7
Dienstag, 20. Januar
Die OP-Tür flog auf, und Kim und Tom betraten den Vorraum von OP Nummer zwanzig. Im Gehen lösten sie ihre Gesichtsmasken, die ihnen daraufhin auf die Brust hinabrutschten. Dann wuschen sie sich das Talkpuder von den Händen.
»Danke, daß du mir so
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