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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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deiner narzißtischen Wutanfälle zu bekommen. Als du eben aufgesprungen bist, dachte ich, es sei mir egal, ob du die Beherrschung verlierst, aber es ist mir nicht egal. Unsere Situation bessert sich keinen Deut, wenn du hier ausrastest und die Leute gegen dich aufbringst. Am Ende muß Becky dann noch länger warten.«
    »Verschon mich bitte mit deinem Psychogesabbel!« fuhr Kim sie an. »Ich habe nichts weiter vor, als mit dem Leiter dieser Station ein paar unmißverständliche Worte zu wechseln. Wie man hier mit uns umspringt, ist schlicht und einfach ein Skandal.«
    »Versuch dich wenigstens zusammenzureißen!« entgegnete Tracy frostig. »Wenn du fertig bist, weißt du ja, wo du uns findest.« Sie drehte sich um und ging zurück in den Wartebereich.
    Kim trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tresen herum. Nach einer Weile sah er erneut auf die Uhr. Es waren schon wieder fünf Minuten verstrichen. Er beugte sich noch einmal vor und starrte in den Gang, der zu den einzelnen Behandlungszimmern führte. Er sah jede Menge Ärzte, Schwestern und Pfleger hin- und herlaufen, aber niemand kam in seine Richtung. Als er kurz dem Studenten in die Augen sah, wandte dieser sofort seinen Blick ab. Die übrigen Mitarbeiter mieden es ebenfalls, ihn anzusehen und beschäftigten sich mit ihrem Papierkram.
    Eine gedämpfte Klingel kündigte die Ankunft eines Fahrstuhls an. Kim wandte sich um und sah einen kräftigen Mann in einem altmodischen grauen Anzug aussteigen. Zu seiner Überraschung steuerte er direkt auf ihn zu.
    »Dr. Reggis?« fragte der Mann. Er hatte eine kräftige Kommandostimme.
    »Ja, der bin ich«, erwiderte Kim.
    »Mein Name ist Barclay Bradford«, erklärte der Mann steif. »Ich bin der stellvertretende Krankenhausdirektor und der diensthabende Verwaltungsleiter für die Spätschicht.«
    »Wie nett«, entgegnete Kim. »Dann gebe ich Ihnen einen guten Rat: Gehen Sie sofort da hinten rein, und holen Sie den Kerl her, der diese verdammte Station leitet! Ich habe nämlich ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Falls Sie es noch nicht wissen - ich warte seit zweieinhalb Stunden darauf, daß sich jemand meine Tochter ansieht.«
    »Dr. Reggis«, begann Barclay Bradford, als ob er Kims Worte gar nicht gehört hätte. »Als Angehöriger der Ärzteschaft, und erst recht als Herzchirurg, sollten Sie doch wohl am besten wissen, daß die Patienten im hektischen Betrieb einer Notaufnahme nicht stur der Reihe nach behandelt werden können.
    Menschen mit lebensbedrohlichen Verletzungen müssen Vorrang haben vor einem simplen Fall von Durchfall.«
    »Natürlich müssen Schwerstverletzte bevorzugt behandelt werden«, schoß Kim zurück. »Das versteht sich von selbst. Ich habe während meiner gesamten Assistenzarztzeit in der Notaufnahme gearbeitet. Aber vielleicht interessiert es Sie, wie es hier in Wirklichkeit zugeht. Als ich vor zehn Minuten hier herkam, stand ein gutes Dutzend Mitarbeiter der Notaufnahme hinter dem Tresen und hielt ein Kaffeekränzchen.«
    »Momentane Eindrücke spiegeln nie die wirkliche Lage wider«, entgegnete Barclay Bradford von oben herab und fügte besänftigend hinzu: »Wahrscheinlich haben sie über einen schwierigen Fall gesprochen. Aber was auch immer vorgefallen ist - Ihr kindisches Benehmen kann ich auf keinen Fall dulden. Sie können doch nicht einfach einen Ablagekorb auf dem Tresen zerschmettern! Außerdem ist Ihr Verlangen nach einer Vorzugsbehandlung gänzlich unangebracht.«
    »Habe ich richtig gehört!« Kim explodierte. »Vorzugsbehandlung! Kindisches Benehmen!« Er wurde knallrot, und vor Zorn traten seine Augen hervor. Der Verwalter verkörperte auf einmal all seine Frustrationen, ob es nun die jüngste Erfahrung in der Notaufnahme, die Krankenhauszusammenlegung, AmeriCare oder die moderne Medizin im allgemeinen war. Seine Wut steigerte sich plötzlich derart, daß er vollkommen die Kontrolle über sich verlor und dem Mann einen kräftigen Kinnhaken verpaßte.
    Er hatte so heftig zugeschlagen, daß ihm die Knöchel wehtaten und er seine Hand schütteln mußte. Gleichzeitig wich Barclay Bradford zurück, schwankte einmal und fiel dann zu Boden. Schlagartig wurde Kim bewußt, was er getan hatte. Betroffen tat er einen Schritt nach vorn und spürte einen heftigen Impuls, dem am Boden liegenden Mann hochzuhelfen. Er hörte, wie die Mitarbeiter hinter dem Tresen die Luft anhielten. Der Mann vom Sicherheitsdienst eilte herbei. Über die Sprechanlage rief der Student: »Alarm am Empfang!« Im

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