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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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verbrennen.«
    »Dann will die Verwaltung also vor der Wahrheit die Augen verschließen«, fuhr Kelly unbeirrt fort. »Das an sich ist schon ein interessanter Aspekt.«
    »Ich rede nicht mit Ihnen«, wiederholte Kim. »Sparen Sie sich die Mühe.«
    »Nun kommen Sie schon, Dr. Reggis«, insistierte Kelly. »Die Warterei in der Notaufnahme dürfte unseren Zuschauern nur allzu bekannt vorkommen, und daß es mit Ihnen ausgerechnet einen Arzt getroffen hat, verleiht der Geschichte eine ganz besondere Note. Über die Handgreiflichkeit müssen wir ja nicht sprechen, wenn Sie nicht wollen.«
    »Und das soll ich Ihnen abnehmen«, entgegnete Kim. »Können Sie«, versprach Kelly. »Ich glaube, die langen Wartezeiten haben auch etwas mit der Krankenhauszusammenlegung zu tun. Bestimmt hängt es damit zusammen, daß AmeriCare so stark gewinnorientiert ist. Oder? Was meinen Sie?« Kim sah Kelly im Gehen an. Ihre klaren blaugrünen Augen funkelten. Er mußte zugeben, daß sie ganz schön clever und gewitzt war, auch wenn sie ihn nervte.
    »Das haben Sie gesagt, nicht ich. Von mir kriegen Sie keinen O-Ton mehr. Ich habe im Augenblick wirklich genug Ärger am Hals. Machen Sie mir das Leben nicht noch schwerer! Auf Wiedersehen, Miss Anderson.«
    Mit diesen Worten verschwand er durch eine Schwingtür in den OP-Trakt. Zu Brians Erleichterung blieb Kelly endlich stehen. Sie waren beide außer Atem.
    »Immerhin haben wir es versucht«, sagte Kelly. »Dabei kann ich seine Wut diesmal voll und ganz verstehen. Vor einem Monat haben sie mich mit meiner Tochter genauso lange warten lassen.«
     
    Kim betrat seine Praxis durch die Hintertür. So gelangte er in sein Privatbüro, ohne den Wartebereich durchqueren zu müssen. Noch während er sich sein Jackett auszog, griff er zum Telefon und wählte Gingers Nummer am Empfang. »Ich bin zurück«, informierte er sie. Den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, ging er zur Garderobe. Die Schnur war gerade lang genug.
    »Das Wartezimmer ist gerammelt voll«, sagte Ginger. »Dank Toms Notoperation hinkst du zwei Stunden hinter dem Zeitplan her.«
    »Gab es irgendwelche wichtigen Anrufe?« fragte Kim, während er sein Jackett aufhängte und seinen kurzen, weißen Arztkittel vom Haken nahm.
    »Nichts, das nicht warten könnte«, erwiderte Ginger. »Kein Anruf von Tracy?«
    »Nein«, erwiderte Ginger.
    »Okay«, sagte Kim. »Dann kann Cheryl jetzt die Patienten in die Untersuchungsräume bringen.«
    Nachdem er sich den Kittel übergezogen und ein paar Stifte sowie seine sonstigen Utensilien zusammengesucht hatte, wählte er Tracys Nummer.
    Als ob sie direkt neben dem Telefon gewartet hätte, nahm Tracy beim ersten Klingeln ab.
    »Na, wie geht’s unserer kleinen Patientin?« fragte Kim und bemühte sich, möglichst aufmunternd zu klingen. »Weder besser noch schlechter«, erwiderte Tracy. »Hat sie Fieber?«
    »Nein.«
    »Und die Bauchkrämpfe?« fragte Kim.
    »Hin und wieder«, erwiderte Tracy. »Immerhin konnte ich ihr ein bißchen Hühnerbrühe einflößen.«
    Kim war drauf und dran, ihr unter die Nase zu reiben, daß Ginger am Sonntag ebenfalls versucht hatte, Becky etwas Hühnerbrühe zu geben, doch dann überlegte er es sich anders. Statt dessen sagte er: »Klingt so, als ob es bergauf ginge. Jede Wette, daß Becky in Null Komma nichts wieder auf dem Damm ist.«
    »Hoffentlich hast du recht«, entgegnete Tracy. »Es sieht doch ganz danach aus«, bekräftigte Kim. »Da sie kein Fieber hat und die Anzahl ihrer weißen Blutkörperchen normal ist, scheint ihr Körper die Infektion in den Griff bekommen zu haben. Aber halt mich auf dem laufenden, okay?«
    »Mache ich«, versprach Tracy und fügte hinzu. »Tut mir leid, daß ich gestern so fies zu dir war.«
    »Du mußt dich nicht entschuldigen«, entgegnete Kim. »Ich glaube, ich habe dir ein paar ziemlich gemeine Sachen an den Kopf geworfen«, fuhr Tracy fort. »Ich war auch etwas ungehalten.«
    »Ich bitte dich«, entgegnete Kim. »Wenn jemand aus der Rolle gefallen ist, dann ja wohl ich.«
    »Wenn es etwas Neues gibt, rufe ich dich an«, versprach Tracy. »Du erreichst mich entweder hier oder zu Hause«, beendete Kim das Gespräch.
    Er legte auf und war zum ersten Mal an diesem Tag zufrieden. Er trat auf den Flur hinaus, lächelte Cheryl freundlich zu und nahm sich die erste Patientenkarte.
     
    Vor dem Garagentor schaltete Kim die Scheinwerfer aus. Mit einem Schlag war es stockdunkel. Es war zwar erst acht Uhr, doch es hätte genausogut schon

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