Toxin
ein bißchen hysterisch. Ich treffe die beiden gleich in der Notaufnahme. Aber nun zu meiner eigentlichen Frage: Was für einen Arzt sollte ich Ihrer Meinung nach hinzuziehen?«
»Hmm«, grummelte Dr. Turner. »Wie sich das anhört, ist ein Kinderarzt in diesem Fall nicht mal unbedingt die beste Wahl. Vielleicht sollten Sie sich lieber an einen Spezialisten für Infektionskrankheiten oder an einen Magen-Darm-Experten wenden.«
»Okay«, entgegnete Kim. »Aber an wen? Können Sie mir einen empfehlen? Die Fachärzte, mit denen ich zu tun habe, behandeln normalerweise nie Kinder.«
»Es gibt bei Ihnen jede Menge hervorragender Ärzte«, erwiderte Dr. Turner. »Fürs erste würde ich Ihnen zu einem Spezialisten für Infektionskrankheiten raten. Versuchen Sie’s mal bei Dr. Claude Faraday. Auf seinem Gebiet ist er der Beste.«
»Vielen Dank«, seufzte Kim erleichtert.
»Keine Ursache«, entgegnete Dr. Turner. »Schade, daß ich so weit weg bin.«
»Das finde ich auch«, bestätigte Kim. »Halten Sie mich auf dem laufenden«, bat Dr. Turner. »Mache ich«, beendete Kim das Gespräch. Er wählte über die Schnellwahltaste das Krankenhaus an. Als er eine Verbindung hatte, bat er darum, mit Dr. Faraday verbunden zu werden.
Er erklärte ihm sein Anliegen mit ähnlichen Worten wie zuvor Dr. Turner. Dr. Faraday hörte zu, stellte ein paar Fragen und bot dann netterweise an, sofort in die Notaufnahme zu kommen. Kim bog zum Krankenhaus ab und fuhr diesmal direkt auf den Parkplatz der Notaufnahme. Er hielt kurz nach Tracys Kombi Ausschau. Als er ihn nicht sah, rannte er die Treppe zur Aufnahmerampe hinauf und stürmte durch die Tür. In der Notaufnahme war es beinahe genauso hektisch und betriebsam wie am Abend zuvor; allerdings gab es heute im Wartebereich ein paar leere Stühle. Er steuerte direkt auf den Schwesterntresen zu, hinter dem ausgerechnet Monica und Molly saßen. Die beiden tauschten nervöse Blicke aus. »Ist meine Tochter eben hier reingebracht worden?« fragte Kim.
»Nicht daß ich wüßte«, erwiderte Molly. Sie wirkte desinteressiert, schien aber auf der Hut zu sein. »Ich habe sie auch nicht gesehen«, bestätigte Monica. »Kommt sie denn noch einmal zu uns?« fragte Molly. Kim sparte sich die Antwort, er war schon im Flur zu den Behandlungsräumen.
»He, wo wollen Sie denn hin?« rief Molly und sprang auf. Sie wollte Kim wie am Abend zuvor den Weg versperren, doch er war ihr längst entwischt. Ohne zu zögern, eilte sie hinter ihm her.
Monica schnipste mit den Fingern, um den Mann vom Sicherheitsdienst zu alarmieren. Der Mann nickte und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Im Laufen zog er sein Funkgerät aus der Halterung.
Kim marschierte durch den ersten der großen Räume und stecke im Gehen seine Nase in jede einzelne Kabine. Schließlich holte Molly ihn ein. »Was bilden Sie sich eigentlich ein?« fuhr sie ihn an.
Kim ignorierte sie, obwohl sie inzwischen Verstärkung durch den Mann vom Sicherheitsdienst bekommen hatte. »Was soll ich tun?« fragte der Sicherheitsbeauftragte. »Immerhin ist er Arzt.«
»Keine Ahnung«, erwiderte Molly.
In einer Untersuchungskabine stieß Kim auf Dr. Washington, der gerade die verletzte Hand eines Kindes nähte. Eine Schwester assistierte ihm. Dr. Washington schaute Kim über den Rand seiner Brille hinweg an.
»Meine Tochter ist auf dem Weg hierher«, verkündete Kim. »Offenbar hat sie jede Menge Blut im Stuhl.«
»Oh, das tut mir leid«, entgegnete Dr. Washington. »Haben Sie ihren Blutdruck gemessen?«
»Nein«, gestand Kim. »Meine Ex-Frau ist mit ihr unterwegs. Ich habe sie noch gar nicht gesehen.«
Seine in sterilen Handschuhen steckenden Hände hochhaltend, drehte Dr. Washington sich zu Molly um und bat sie, eine Kabine vorzubereiten und für alle Fälle auch eine Rollbahre und Plasmaexpander bereitzustellen. Molly nickte und verschwand. »Ich möchte, daß meine Tochter diesmal sofort untersucht wird«, sagte Kim. »Außerdem bestehe ich darauf, daß ein Spezialist für Infektionskrankheiten hinzugezogen wird.«
»Dr. Reggis«, setzte Dr. Washington an. »Versuchen wir’s doch mal auf die freundliche Art. Es wäre hilfreich, wenn Sie zur Kenntnis nehmen würden, daß ich der Leiter dieser Station bin.«
»Ich habe schon mit Dr. Faraday gesprochen«, fuhr Kim fort, als hätte er Dr. Washington gar nicht gehört. »Er ist unterwegs. Ich nehme an, Sie kennen ihn?«
»Natürlich kenne ich ihn«, entgegnete Dr. Washington. »Aber das ist nicht der
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