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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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verlassen sofort die Kabine und warten draußen! Damit helfen Sie vor allem Ihrer Tochter. Wenn Sie auch nur einen Augenblick nachdenken würden, müßten Sie mich eigentlich verstehen.« Kims Augen verengten sich. Er starrte Dr. Washington finster an. Dann sah er auf seinen Arm hinab, den der Mann fest umklammert hielt. Für ein paar Sekunden sagte niemand ein Wort. Aus der Kabine nebenan piepte ein Herzmonitor, ansonsten war es absolut still.
    Tracy spürte die in der Luft liegende Spannung. Es kam ihr vor, wie die Ruhe vor dem Sturm. Um eine weitere unangenehme Szene zu verhindern, eilte sie um das Fußende der Bahre und legte Kim einen Arm auf die Schulter. »Bitte Kim!« flehte sie ihn an und versuchte ihn wegzuziehen. »Laß Dr. Washington tun, was er für richtig hält.«
    Tracys Bitte zeitigte Wirkung - Kim beruhigte sich sichtlich. Dr. Washington löste seine Hand.
    »Okay.« Kim gab sich geschlagen und nickte Tracy zu. Dann drehte er sich zu Becky um und griff nach ihrem schmalen Arm. »Ich warte draußen, mein Schatz.«
    »Ich möchte nicht, daß sie mich mit einer Nadel stechen«, bettelte sie.
    »Sie müssen dir ein wenig Flüssigkeit zuführen«, erklärte er ihr, »aber es pikst nur ein kleines bißchen. Und nach einer Sekunde ist es schon vorbei. Ich weiß, daß das nicht angenehm ist, doch du mußt jetzt tapfer sein, damit du bald wieder gesund bist, okay?«
    »Okay«, entgegnete Becky zögernd.
    Tracy drückte ihr ebenfalls die Hand und teilte ihr mit, daß sie mit ihrem Vater draußen warte. Sie versprach, in ein paar Minuten wieder bei ihr zu sein. Becky nickte, doch sie wirkte alles andere als glücklich. Sie schien wirklich Angst zu haben. Tracy folgte ihrem Ex-Mann durch den Vorhang nach draußen. Sie hörte, wie schnell er atmete, sagte aber nichts, bis sie den Schwesterntresen passiert hatten.
    »Du mußt dich beruhigen, Kim«, sagte sie und legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. »Du bist total verkrampft.«
    »Dieser Dr. Washington bringt mich auf die Palme«, ereiferte er sich.
    »Er macht nur seinen Job«, versuchte Tracy ihn zu besänftigen. »Wenn die Situation umgekehrt wäre und du dich um sein Kind zu kümmern hättest, würdest du dich genauso verhalten wie er. Du würdest auch keine Anweisungen von ihm ausführen.«
    Während er die Schwingtür aufstieß, um nach draußen zu gehen, überdachte er Tracys Argumentation. Der frische, kalte Wind, der ihm ins Gesicht blies, tat ihm gut. Auf der Rampe blieb er stehen und atmete einmal tief durch. Dann ließ er die Luft langsam entweichen. Tracy hatte immer noch die Hand auf seinem Arm.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte er schließlich. »Ich kann es einfach nicht ertragen, Becky so hilflos daliegen zu sehen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, entgegnete Tracy. »Das muß ja auch wirklich schwer für dich sein.«
    Ihre Blicke begegneten sich. »Du verstehst mich?« fragte er entgeistert. »Im Ernst?«
    »Ja, im Ernst«, erwiderte Tracy. »Schließlich bist du Chirurg. Du bist darauf getrimmt zu handeln. Und um wen will man sich wohl dringlicher kümmern als um sein eigenes Kind? Für dich muß es das Schlimmste auf der Welt sein, Becky leiden zu sehen und nichts tun zu können.«
    »Da hast du vollkommen recht«, stimmte Kim ihr zu. »Natürlich habe ich recht«, entgegnete Tracy. »Das habe ich doch immer.«
    Kim mußte lächeln. »Nun übertreibst du aber ein bißchen. Oft vielleicht, aber nicht immer.«
    »Wenn wir jetzt wieder reingehen, gebe ich mich damit zufrieden«, erklärte Tracy und lächelte ebenfalls. »Ich friere.«
    »Natürlich, tut mir leid«, entgegnete Kim. »Ich mußte nur mal kurz frische Luft tanken.«
     
    »Stört dich die Infusionskanüle?« fragte Kim seine Tochter. Becky hob die linke Hand, an der ein flaches Brettchen festgeklebt war. Ein langer, durchsichtiger Plastikschlauch führte in den Verband auf ihrem Handrücken. »Ich spüre gar nichts«, erwiderte sie.
    »So muß es auch sein«, erklärte Kim.
    »Fühlt es sich kalt an?« fragte Tracy. »Ich erinnere mich, daß es mir kalt vorkam, als ich bei deiner Geburt im Krankenhaus war.«
    »Ja, stimmt!« erwiderte Becky überrascht. »Das hatte ich noch gar nicht gemerkt. Mein ganzer Arm fühlt sich kühl an.« Dr. Washington hatte Becky gründlich durchgecheckt, ihr eine Infusion verabreicht und eine allgemeine Blut- und Urinuntersuchung angeordnet. Außerdem hatte er ihren Bauch geröntgt, einmal im Liegen und einmal im Stehen. Die Aufnahmen hatte er

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