Toxin
blockierte die Blutzirkulation in seinem Nacken.
»Ein bißchen Reue hätte ich schon erwartet«, fuhr Kim ihn an. »Ihr pauschales Ableugnen empfinde ich als Affront.« Roger gluckste irgend etwas Unverständliches, während er sich vergeblich aus Kims Umklammerung zu befreien versuchte.
Im nächsten Augenblick stieß Kim den Geschäftsführer unsanft zurück und ließ von ihm ab. Roger fiel auf den Boden. Die Kassierer, das Küchenpersonal und die in den Schlangen wartenden Gäste hielten die Luft an. Keiner rührte sich vom Fleck. Kim umrundete den Tresen. Er wollte den Koch zur Rede stellen.
Roger richtete sich auf. Als er Kim in den Küchenbereich eindringen sah, versuchte er ihn zurückzuhalten. »Sie haben hier keinen Zutritt«, brachte er lahm hervor. »Nur Mitarbeiter dürfen…«
Kim ließ ihn seinen Satz nicht zu Ende bringen, er stieß ihn einfach aus dem Weg. Der Geschäftsführer krachte gegen den Tresen. Durch den Aufprall fiel eine Saftmaschine mit lautem Geschepper auf die Fliesen. Saft schwappte in einer großen Fontäne über den Boden. Einige Gäste sprangen zur Seite. Im Restaurant wurde es erneut mucksmäuschenstill. Ein paar Kunden schnappten sich ihr Essen und stürmten aus dem Restaurant.
»Rufen Sie die Polizei!« befahl Roger einem Kassierer und richtete sich wieder auf.
Kim ging um den Grill herum und steuerte auf den verhutzelten Paul zu. Er musterte das gegerbte Gesicht und den tätowierten Arm des Mannes und fragte sich, wie es wohl um die persönliche Hygiene des Kochs bestellt sein mochte. Wie alle anderen in der Küche hatte auch Paul sich nicht vom Fleck gerührt, seitdem Kim auf den Tresen gehauen hatte. Einige der auf dem Grill vor sich brutzelnden Hamburger qualmten bereits.
»Sie haben meiner Tochter vor einer Woche etwa um die gleiche Zeit einen Hamburger mit halbrohem Fleisch serviert«, fuhr Kim den Mann an. »Sagen Sie mir, wie das passieren konnte!«
Roger näherte sich von hinten und klopfte Kim auf die Schulter. »Verlassen Sie jetzt bitte das Restaurant!« Kim drehte sich um. Er hatte allmählich genug von dem lästigen Geschäftsführer.
Roger ging sicherheitshalber einen Schritt zurück und hob die Hände. »Okay, okay«, murmelte er.
Kim wandte sich wieder Paul zu. »Antworten Sie mir! Haben Sie eine Ahnung?«
»Nein«, erwiderte Paul. Auf den Ölbohrinseln hatte er schon öfter Bekanntschaft mit Verrückten gemacht, und Kims Blick erinnerte ihn an diese Männer.
»Raus mit der Sprache!« fuhr Kim ihn an. »Sie haben doch bestimmt auch am letzten Freitag hier gearbeitet. Also müssen Sie wissen, wie so etwas passieren kann.«
»Was Roger Ihnen gesagt hat, stimmt«, sagte Paul. »Der Hamburger kann nicht roh gewesen sein. Ich brate das Fleisch immer gut durch. Genau nach Vorschrift.«
»Ihr Gequatsche kotzt mich langsam an«, geiferte Kim. »Wenn ich Ihnen sage, das Fleisch war roh, dann war es auch roh! Ich weiß es - ich war mit meiner Tochter hier! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«
»Aber ich lasse alle gleich lange auf dem Grill.« Paul zeigte mit seinem Wender auf das qualmende Fleisch. Kim schnappte sich einen der sechs fertigen Hamburger, die Paul auf einer Ablage bereitgestellt hatte, damit Roger sie auf die einzelnen Tabletts verteilte. Er brach den Hamburger auseinander und inspizierte das Fleisch. Es war gut durchgebraten. Das gleiche galt für drei weitere Hamburger. Genervt klatschte er die auseinandergerissenen Hamburger wieder auf die Teller.
»Sehen Sie?« triumphierte Roger. »Sie sind alle gut durchgebraten. Würden Sie den Küchenbereich jetzt bitte verlassen? Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.«
»Wir erhitzen sie sogar auf eine höhere Innentemperatur als die Lebensmittelbehörde empfiehlt«, fügte Paul hinzu.
»Woher wollen Sie denn wissen, welche Innentemperatur das Fleisch hat?« fragte Kim.
»Wir messen sie«, erwiderte Roger. »Wir führen mehrmals am Tag Stichproben durch und die Temperatur ist immer konstant: knapp über sechsundsiebzig Grad.« Paul legte den Wender zur Seite und kramte in einer Schublade. Nach ein paar Sekunden zog er ein Thermometer hervor und hielt es Kim hin.
Kim ignorierte es. Er nahm einen weiteren Hamburger von der Ablage und riß ihn auseinander. Das Fleisch war in Ordnung. »Wo lagern Sie das rohe Hackfleisch?«
Paul drehte sich um und öffnete den Kühlschrank. Kim beugte sich ein wenig vor und sah sofort, daß dort nur ein kleiner Teil des Fleischvorrats von Onion Ring
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