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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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leid«, bekundete Marsha. »Danke«, flüsterte Tracy und wischte sich mit dem Taschentuch die Augenwinkel trocken. Sie hatte in den vergangenen achtundvierzig Stunden so viel geweint, daß ihre Tränen beinahe versiegt waren. »Becky ist so ein wundervolles Mädchen.«
    »Ich wußte nicht, daß Ihre Tochter so schwer krank ist«, gestand Marsha. »Kaum vorstellbar, wie schrecklich Sie leiden müssen.«
    »Da haben Sie wohl recht«, entgegnete Tracy.
    »Es tut mir leid, daß ich hier so hereingeplatzt bin. Bitte entschuldigen Sie. Ich sollte jetzt wirklich gehen.«
    »Meinetwegen müssen Sie nicht gehen. Kim klang so, als wollte er sie unbedingt hierbehalten. Es geht mir allerdings beim besten Willen nicht in den Kopf, wie er sich in dieser Situation mit der Herkunft von Fleisch beschäftigen kann. Ich habe schon Schwierigkeiten, normal zu atmen.«
    »Das muß wohl daran liegen, daß er Arzt ist«, sagte Marsha. »Wie er mir erzählt hat, will er unbedingt verhindern, daß sich auch noch andere Kinder mit dem Erreger infizieren.«
    »Von der Seite habe ich seinen Tatendrang noch gar nicht gesehen«, gestand Tracy. »Vielleicht sollte ich künftig nicht so vorschnell über ihn urteilen.«
    »Er befürchtet, daß eine ganze Partie mit verseuchtem Fleisch in Umlauf gekommen ist«, erklärte Marsha.
    »Das ist natürlich möglich«, entgegnete Tracy. »Doch warum er Sie jetzt hierhergeschleppt hat, ist mir allerdings ein Rätsel. Aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch.«
    »Ich weiß schon, was Sie meinen. Er hat mich gefragt, ob ich ihm helfe herauszufinden, wo das Fleisch ursprünglich hergekommen ist, das Becky gegessen hat. Aber ich habe gezögert. Die Herkunft von Fleisch zurückzuverfolgen, gehört nicht zu meinem Job. Es könnte mich sogar meine Stelle kosten, wenn mein Chef herausfände, daß ich derartige Informationen weitergegeben habe. Ihr Ex-Mann glaubt, daß er mich umstimmen kann, wenn ich Ihre kranke Tochter sehe, weil ich dann wüßte, wie gefährlich diese Kolibakterien wirklich sind.«
    »Ich wette, wenn Sie Becky gesehen haben, werden Sie die gewissenhafteste Kontrolleurin der Welt. Wollen Sie sie wirklich sehen? Ich führe Sie zu ihr.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Marsha ehrlich. »Ich möchte mich nicht aufdrängen.«
    »Sie drängen sich nicht auf«, sagte Tracy nachdrücklich. »Kommen Sie! Wir gehen zu Becky.«
    Die beiden Frauen verließen den Warteraum und gingen hinaus auf den Flur. Am Eingang zur Intensivstation blieb Tracy stehen.
    »Bleiben Sie hinter mir«, riet Tracy. »Man darf eigentlich nur in Begleitung einer Schwester oder eines Arztes auf die Station.« Marsha nickte. Ihr Herz jagte, und ihr war furchtbar heiß. Tracy öffnete die Tür, und die beiden Frauen betraten die Intensivstation. Mit Marsha im Schlepptau steuerte Tracy zügig das kleine Zimmer an, in dem Becky lag. Ein paar Schwestern sahen die beiden, sagten aber nichts. Tracy gehörte seit achtundvierzig Stunden quasi zum Inventar der Station.
    »Ich fürchte, wir können jetzt nicht zu ihr«, stellte Tracy fest und blieb auf der Türschwelle stehen. Außer Kim waren sechs weitere Ärzte und zwei Schwestern in dem winzigen Raum. Doch zu hören war im Augenblick nur Kim.
    »Ich habe verstanden, daß sie mehrmals einen Herzstillstand hatte«, brüllte er. Er war panisch und verzweifelt und konnte sich nur durch einen weiteren Wutanfall Luft verschaffen. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Arzt wußte er, daß seine Tochter dem Tod nahe war, doch niemand gab ihm eine klare Antwort und niemand tat irgend etwas. In seinen Augen standen sie alle nur herum und kraulten sich das Kinn. »Ich will wissen, warum das passiert!«
    Er starrte Jason Zimmerman, den Kinderkardiologen, an, dem er gerade vorgestellt worden war. Der Mann sah weg und tat so, als würde er den Herzmonitor beobachten, der einen ungleichmäßigen Rhythmus aufzeichnete. Irgend etwas war nicht in Ordnung.
    Kim drehte sich um und sah die Kinderärztin an. Über ihre Schulter hinweg entdeckte er Tracy und Marsha. »Wir wissen nicht, was mit ihr los ist«, gestand Dr. Stevens. »Wir konnten keine Perikardflüssigkeit entdecken, mit einer Herzbeuteltamponade haben wir es also nicht zu tun.«
    »Wie mir scheint, ist etwas mit dem Myokard selbst nicht in Ordnung«, sagte Dr. Zimmerman. »Ich brauche ein EKG.« Der Kardiologe hatte kaum zu Ende gesprochen, als der Monitor plötzlich Alarm schlug. Der Cursor zeichnete eine flache Linie. Beckys Herz war

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