Toxin
sind ja sowieso alle da.«
»Eine hervorragende Idee!« rief Sorenson und griff zum Hörer.
Kim parkte ein und sprang aus dem Wagen. Er wollte Marsha in eine Lücke lotsen, die für einen Arzt reserviert war, der am Samstag wahrscheinlich nicht zum Dienst gerufen werden würde. Sie hatte ihr Auto kaum zum Stehen gebracht, als er schon die Tür aufriß.
»Halten Sie Ihre Idee immer noch für klug?« fragte Marsha. Sie stieg aus und warf einen Blick auf die imposante Fassade des Krankenhauses. Während der Fahrt in die Stadt hatte sie über Kims Vorhaben nachgedacht und hätte am liebsten einen Rückzieher gemacht.
»Die Idee ist hervorragend«, antwortete Kim. »Ich weiß gar nicht, warum ich nicht gleich darauf gekommen bin. Kommen Sie!«
Er nahm Marshas Arm und führte sie zum Eingang. Zuerst sträubte sie sich ein wenig, doch dann gab sie nach. Sie war noch nicht oft in Krankenhäusern gewesen und hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Vielleicht würde der Anblick des kranken Mädchens sie stärker beeindrucken, als sie sich noch vor einer Stunde auf dem Parkplatz von Mercer Meats vorgestellt hatte. Während sie im Foyer auf den Fahrstuhl warteten, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, daß nicht sie, sondern Kim am ganzen Leibe zitterte.
»Ist alle okay mit Ihnen?« fragte sie ihn.
»Um ehrlich zu sein, nein«, gestand Kim. »Ich bin seit Beginn meiner Ausbildung sozusagen täglich in Krankenhäusern ein- und ausgegangen, und es hat mir nie etwas ausgemacht. Aber seitdem es Becky so schlecht geht, beschleicht mich jedesmal eine furchtbare Angst, wenn ich die Klinik betrete. Wahrscheinlich kann ich es deshalb auch nicht rund um die Uhr an ihrem Bett aushalten. Wenn ich ihr hätte helfen können, wäre das natürlich etwas anderes. Aber ich kann ihr nicht helfen.«
»Das muß schrecklich für Sie sein«, stellte Marsha fest. »Sie können sich nicht vorstellen, wie fertig es mich macht«, gestand Kim.
Sie stiegen in den überfüllten Fahrstuhl und schwiegen, bis sie den Flur erreichten, der zur Intensivstation führte.
»Ich will ja nicht neugierig sein«, begann Marsha, »aber wie kommt denn Ihre Frau mit dieser furchtbaren Situation klar?«
»Wir sind geschieden«, erwiderte Kim. »Aber natürlich machen wir uns beide schreckliche Sorgen um Becky. Tracy, so heißt meine Ex-Frau, ist auch total am Ende, aber ich glaube, sie kommt mit dem Nervenstreß besser zurecht als ich. Sie ist bestimmt hier. Ich stelle Sie Ihnen gleich vor.« Marsha lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die Sorge einer Mutter um ihr Kind würde ihr mit Sicherheit noch mehr an die Nieren gehen. Warum hatte sie sich bloß von diesem unbekannten Arzt einwickeln lassen?
Noch nervöser wurde sie, als sie das Hinweisschild zur Intensivstation sah. Es zeigte in die Richtung, in die sie gingen. »Liegt Ihre Tochter auf der Intensivstation?« fragte sie und hoffte, daß Kim verneinen würde. »Ja«, erwiderte Kim.
Marsha seufzte. Der Krankenhausbesuch würde ihr viel schlimmer zusetzen, als sie befürchtet hatte. Auf der Schwelle zum Warteraum der Intensivstation blieb Kim stehen. Er hatte Tracy gesehen und bedeutete Marsha, ihm zu folgen. Tracy erhob sich von ihrem Stuhl.
»Tracy, ich möchte dir Marsha Baldwin vorstellen. Marsha arbeitet als Kontrolleurin für das Landwirtschaftsministerium, und ich hoffe, daß sie mir hilft herauszufinden, woher das Fleisch stammt, das Becky gegessen hat.« Tracy antwortete nicht sofort. Als Kim sie aufmerksamer ansah, spürte er, daß irgend etwas passiert sein mußte. Offenbar hatte sich Beckys Zustand weiter verschlechtert. »Was ist denn jetzt schon wieder passiert?« fragte Kim grimmig.
»Warum bist du nicht ans Telefon gegangen?« fragte Tracy zurück. Sie war sichtlich verzweifelt. »Es hat nicht geklingelt«, erwiderte Kim. »Ich habe mehrmals versucht, dich zu erreichen.« Kim fiel ein, daß er das Telefon im Auto gelassen hatte, als er die Mercer-Meats-Anlage besichtigt und mit Marsha geredet hatte.
»Jetzt bin ich ja hier«, brachte Kim betrübt hervor. »Was ist passiert?«
»Ihr Herz ist stehengeblieben«, erwiderte Tracy. »Aber sie haben es wieder zum Schlagen gebracht. Ich war dabei, als es passiert ist.«
»Vielleicht sollte ich lieber gehen«, flüsterte Marsha. »Nein!« widersprach Kim mit Nachdruck. »Bitte bleiben Sie hier! Ich sehe nach, was los ist.« Er drehte sich um und eilte davon. Tracy und Marsha sahen sich unsicher an.
»Es tut mir furchtbar
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