Tradingpsychologie
neuronalen Verknüpfungen aktiviert. Sie können es mit der Bedienung der Tastatur Ihres Computers vergleichen. Drücken Sie den Buchstaben R, erscheint auf Ihrem Bildschirm ein R. Allerdings hat das neuronale Netz keine abgeschlossenen Grenzen. Alles ist mit allem verbunden, wie bei einem Fischernetz. Die Wirkung dieser Verschaltungen können wir in den banalsten Handlungen unseres Lebens erleben: Schalten wir den Fernseher ein, bekommen wir plötzlich Appetit auf Chips, weil wir uns das Verhalten »Fernsehen + Chips essen« angewöhnt haben.
Dieser Gleichklang ist es, der es uns so schwer macht, unsere Gewohnheiten zu durchbrechen, denn wir schöpfen immer aus dem Vorhandenen. Wenn Sie sich »neu« verhalten möchten, dann müssen Sie dafür erst einmal die neuen neuronalen Verknüpfungen herstellen. Wie beim Erlernen einer Fremdsprache. Auch hier können Sie nur Vokabeln benutzen, die Sie vorher gelernt haben. Wenn Sie also neue Fähigkeiten einsetzen möchten, dann müssen Sie sich diese erst antrainieren. Das ist, je nach Aufgabe, unterschiedlich schwer. Beim Trading ist es meist schwerer, weil die Zusammenhänge komplexer und mit unserer stärksten Schutz-Emotion, der Angst, verbunden sind. Aber natürlich ist es möglich.
Da unsere Gewohnheiten überwiegend unbewusst aktiviert werden, ist auch eine Veränderung über das Unbewusste sehr sinnvoll. Es geht jedoch ebenso gut über aktive Verhaltensänderungen. Meiner Erfahrung nach ist eine Mischung aus beidem am effektivsten schnellsten und sinnvollsten.
Beim Trading hat man sich besonders zu Beginn viele schädliche Gewohnheiten antrainiert: keine Stopps setzen, Stopps verändern, zu früh aus einer Position aussteigen, unsinniges Geldrisiko etc. Diese sind meist mit starken Gefühlen verbunden. Manches Fehlverhalten wird vom Trader seit Jahren praktiziert. Dadurch sind besonders starke neuronale Verknüpfungen entstanden, was die Abänderung dieses Verhaltens wesentlich schwerer macht.
Alte Gewohnheiten können im Gehirn nicht gelöscht werden. Sie ruhen sozusagen – wie Glühbirnen, die gerade keinen Strom bekommen. Eignen Sie sich neue Fähigkeiten an, wird dadurch das Wachstum neuer Gehirnzellen angeregt. Je intensiver und häufiger Sie diesen Lernprozess wiederholen, desto stärker wird er zu einer natürlichen Gewohnheit, was für das Gehirn weniger Anstrengung bedeutet und somit künftig von uns wesentlich leichter ausgeführt werden kann. Mehr und mehr entwickelt sich daraus eine unbewusste Kompetenz. Das bedeutet, Sie praktizieren etwas, ohne viel darüber nachdenken zu müssen. Beim Trading vereinfacht das die Handlungsabläufe enorm! Das ist auch der Grund, weshalb Profi-Trader davon sprechen, dass erfolgreiches Trading langweilig ist. Sie spulen wieder und wieder unbewusste Kompetenzen ab. So wie wir in unserem täglichen Leben die meisten Handlungen ausführen: Türen öffnen, Anziehen, Zähneputzen, Autofahren, Treppensteigen. Da wir gerade zu Beginn des Tradings nicht über diese Autopilot-Funktion unseres Gehirns verfügen, kostet es uns viel Anstrengung. Wir fühlen uns überfordert, verzetteln uns und versuchen, mit einfachen Lösungen schnell ans Ziel zu kommen. Vor allem um Verluste zu vermeiden. Das ist verhaltenspsychologisch gesehen auch der einzig richtige Weg, da unser Gehirn nur maximal sieben Eindrücke gleichzeitig bewusst aufnehmen kann. Im selben Moment werden von unserem Gehirn jedoch Hunderttausende Sinneseindrücke unbewusst verarbeitet. Der Mensch wäre vollkommen überfordert, müsste er all diese Informationen bewusst verarbeiten. Um diese Aufgabe zu bewältigen, würde unser Gehirn so viel Energie verbrauchen, wie der Mensch gar nicht in der Lage wäre zu sich zu nehmen. Ihr Gehirn würde dann schon beim Essen Ihres Frühstücksmüslis mehr Energie verbrauchen, als Sie mit dem Müsli zu sich nehmen. Unser Gehirn arbeitet deshalb ständig auf Sparmodus. Das führt zu extremen Vereinfachungen unseres Denkens und Handelns, auch beim Trading. Sogenannte Sinnesfilter, die durch das Unbewusste gesteuert werden, entscheiden unentwegt, welche Ihrer Prägungen (Glaubenssätze, Erfahrungen, Erlebnisse) für die aktuelle Entscheidung von Bedeutung sind. Ist zum Beispiel Ihre Angst vor Verlusten sehr groß, dann werden die unbewussten Programme Sie dazu veranlassen, sich so zu verhalten, dass Sie keine Verluste machen werden. Was allerdings dazu führen kann, dass Sie Ihren Trading-Plan nicht mehr diszipliniert einhalten (Stopps
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