Tradingpsychologie
ist hinreichend bewiesen. Selbst Bundeswehr-Krankenhäuser arbeiten mit diesen anerkannten Methoden, um traumatisierten Soldaten aus Krisengebieten zu helfen. Auch ich arbeite in meiner Praxis mit diesem Verfahren und kann von sehr guten Erfolgen berichten.
Das innere Kind
Viele unserer Denk- und Verhaltensweisen stammen aus der Kindheit. Diese sehr prägende Zeit beeinflusst unser gesamtes Leben. Einige Grundthemen zeigen sich auch im späteren Erwachsenenalter immer wieder. Das können Gefühle von Ablehnung und Leere sein, sich nicht zugehörig oder angenommen fühlen, oder ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit.
Kinder sehnen sich nach bedingungsloser Liebe. Sie möchten erleben, dass sie etwas können, etwas wert sind und selbstständig ihren Weg gehen dürfen. Immer in dem Wissen, dass ihnen der Halt und die Unterstützung von Vater und Mutter sicher sind.
Die meisten von uns erlebten häufig etwas anders. Das kann zu Verunsicherung, Selbstzweifel und einem mangelndem Selbstwertgefühl führen.
Gerade in Stresssituationen offenbaren sich seelische Verletzungen aus der frühen Kindheit besonders deutlich. Unser Verhalten ist dann oft kindlich geprägt und mutet wenig erwachsen und reflektiert an. Das zeigt sich zum Beispiel an der Körpersprache. Wer sich kindlich verhält, das beobachtet man immer wieder, der zieht sich meistens in sich zurück, sitzt zusammengesunken, verhält sich »bockig« und macht andere Umstände für die eigenen Gefühle verantwortlich.
Beim Trading kann es enorm hilfreich sein, seine Gefühle und Handlungen auf kindliches Verhalten hin zu überprüfen. Denn gerade das verletzte »innere Kind« ist für viele Trading-Probleme zuständig bzw. der Auslöser dieser Probleme. In der Psychologie spricht man in solchen Situationen von einem »Irrtum in der Zeit«. Zwar agiert der Erwachsene autark, gesteuert wird er jedoch von Gefühlen des inneren verletzten Kindes.
Bei immer wieder auftretenden mentalen Trading-Problemen ist es daher sinnvoll, sich einmal zu fragen, um welches Gefühl es sich dabei handelt, um dann im nächsten Schritt bei seinem verletzten »inneren Kind« nach einer Lösung zu suchen. Hatte man dieses Gefühl schon, als man ein Kind war? Wie hat man damals darauf reagiert? Gibt es einen Zusammenhang zu den aktuellen Trading-Problemen?
Ist die Antwort gefunden, kann man sich fragen: »Was braucht mein inneres Kind um das Gefühl nicht immer wieder empfinden zu müssen?« Dann sucht man nach Lösungen, wie man sein kindliches Gefühl beim Trading zur Geltung bringen kann. Entsteht etwa ein Wutgefühl, weil man sich ständig vom Markt aufgrund von Minus-Trades abgelehnt fühlt (»Du darfst nicht mitspielen«), dann kann man sich zunächst einmal bewusst machen, dass hier keine selbst gemeinte Ablehnung stattfindet, sondern eine fremdgesteuerte. Und man selbst wird nicht persönlich abgelehnt, sondern es hat etwas beim Trading nicht funktioniert, weil der Zufall anders entschieden hat. Ziel solcher Übungen ist, seine Verhaltensmuster zu durchschauen und dem verletzten »inneren Kind« gegenüber eine realistische, verstehende und tröstende Haltung einzunehmen. Im nächsten Schritt übernimmt der Erwachsene die Verantwortung für die kindlich-verletzende Situation und löst das Problem nun als Erwachsener. Als Kind war man nicht in der Lage, sich gegen den Einfluss und die Abhängigkeit von anderen zur Wehr zu setzen. Als erwachsener Mensch ist man aber sehr wohl in der Lage und hat die Möglichkeit, die Verantwortung für sich, sein Handeln und seine Gefühle zu übernehmen. Indem man sich diese Tatsache bewusst macht, kann man das Problem nun realitätsnah sehen: »Ich bin mir bewusst, dass mich Abweisung verletzt. Aber dieser Minus-Trade hat nichts mit meinen Abweisungen in der Kindheit zu tun. Es geht um das Trading hier und heute. Und Minus-Trades bedeuten nicht Abweisung, sondern sind Teil dieses Geschäftes!«
Ich, der Minus-Trade
Wer die Geschehnisse beim Trading persönlich nimmt, der bringt sich zwangsläufig unnötig in Unruhe. Disziplinlosigkeit ist meist die Folge, Unsicherheit und Kapitalverlust das Resultat. Ausgestoppt zu werden ist kein Angriff des Marktes auf den Trader, sondern eine natürliche Zufälligkeit des Börsengeschehens. Und sie nur als solche zu betrachten muss man lernen.
Der Mensch tendiert dazu, Leistung als etwas Persönliches zu werten. Was wir selbst geschaffen haben, kommt aus uns selbst und bestätigt gleichzeitig unser
Weitere Kostenlose Bücher