Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen aus Feenstaub

Tränen aus Feenstaub

Titel: Tränen aus Feenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
Vom Netzwerk:
an die Arbeit machen und das Geschenk vollenden. Denn kaum war ihre Mutter gegangen, tauchte auch schon Dagmar auf.
    „Hi, Süße“, begrüßte sie Pina und entledigte sich ihrer Mütze und der Winterjacke. „Heute ist die letzte Stunde ausgefallen. Manchmal meint das Schicksal es einfach gut mit uns armen Schülern!“
    Das konnte eigentlich nur eines bedeuten. Entweder war ein Fach ausgefallen, das Dagmar verabscheute oder ein Lehrer war nicht gekommen, den Dagmar nicht mochte.
    „Wirtschaft, oder Frau Rose?“ erkundigte sich Pina interessiert.
    „Natürlich Frau Rose!“, erklärte Dagmar, als ob das völlig klar wäre. „Ich habe dir doch erzählt, dass wir in Wirtschaft jetzt einen ganz schnuckeligen Lehramtsanwärter bekommen haben. Das macht das Fach richtig erträglich!“
    „Wie konnte ich das nur vergessen?“
    „Das liegt daran, weil du ihn noch nie gesehen hast“, war sich Dagmar sicher und setzte sich zu Pina aufs Bett. „Glaub mir, wenn du jemals einen Blick auf diesen Typen geworfen hättest, dann würdest du ihn nicht vergessen!“
    „Also schmachten ihn alle an?“, schlussfolgerte Pina. „Da sind unsere Jungs dann wohl abgeschrieben.“
    Dagmar grinste schelmisch. „Nicht unbedingt, manche schmachten mit!“
    Pina brach in Lachen aus. „Wer schmachtet denn mit?“
    „Nun, der eine oder andere“, meinte ihre Freundin wage. „Die Mädels sind sich auf jeden Fall sicher, dass sie nicht in das Beuteschema des Lehrers passen.“
    „Oho!“
    Dagmar seufzte, als ob sie am Boden zerstört wäre. „Warum müssen die wirklich tollen Männer nur alle schwul sein?“
    Diese Frage konnte Pina nun auch nicht beantworten. Was vielleicht daran lag, dass sie kein männliches Wesen kannte, das schwul war.
    „Ihr habt wenigstens was fürs Auge“, versuchte sie Dagmar ihr Leid erträglicher zu machen. „Aber die Ärzte hier sind entweder alle schon steinalt oder haben eine Glatze.“
    Das war wirklich ärgerlich und die Freundinnen mussten sich darüber gründlich auslassen. Also lästerten sie ausgiebig über die wenig ansprechenden Männer in ihrer nächsten Umgebung.
    Nach einer ganzen Weile fiel Dagmar ein, dass sie vergessen hatte, Pina ihr kleines Mitbringsel zu geben. Also stand sie auf, suchte ihre Jacke, die sie achtlos auf einen Stuhl geworfen hatte und kramte in den Taschen.
    „Ich hab es hier irgendwo“, teilte sie Pina mit, ohne ihr zu sagen, was sie suchte. Endlich stieß sie darauf und lächelte triumphierend. „Da ist es!“ Damit hielt sie einen einzelnen verpackten chinesischen Glückskeks in die Höhe.
    „Meine Schwester hat mich gestern ins Chinarestaurant geschleift. Und das hier ist meine Ausbeute.“
    „Sehr beeindruckend!“, meinte Pina nicht ganz ernst.
    Dagmar warf ihr den Keks zu. „Hab ich extra für dich mitgehen lassen. Sieh nach, was drin steht!“
    Während Pina sich darauf konzentrierte die Verpackung zu öffnen und den Keks zu brechen, entdeckte Dagmar auf dem Tisch neben den Schulbüchern eine Zeichnung. Fasziniert schaute sie sich den Mangacharakter an, den Pina da auf Papier gebannt hatte. Inzwischen las Pina ihren Glückskeksspruch vor.
    „Ein Freund wartet auf dich!“
    „Tolles Bild!“, kommentierte Dagmar fast zur gleichen Zeit die Zeichnung, die sie entdeckt hatte. „Wer hat dir denn dafür als Vorlage gedient?“ Damit drehte sie das Bild so, dass Pina sehen konnte, wovon sie sprach.
    „Finn!“, sprudelte es aus Pina heraus, noch ehe sie sich zurückhalten konnte.
    „Finn also! Kennst du den Typen schon lange? Du hast noch nie was von ihm erzählt!“, wunderte sich ihre Freundin.
    „Warum fragst du? Kommt er dir bekannt vor?“
    „Hallo! Wenn ich den schon einmal gesehen hätte, würde ich ihn bestimmt nicht mehr vergessen“, war Dagmar überzeugt. „Er sieht zwar ein bisschen düster aus, aber trotzdem toll!“
    „Findest du?“, bisher war Pina das noch nicht aufgefallen.
    Dagmar kam mit der Zeichnung zurück zum Bett und hielt sie ihrer Freundin dicht unter die Nase. „Also, wenn du dir da keine künstlerischen Freiheiten erlaubt hast, dann ist das der Traum des Bad Guy!“
    Bad Guy! Was für eine Beschreibung. Aber irgendwie auch sehr passend. Mädels in ihrem Alter standen auf solche Typen, hatte Pina sich sagen lassen. Warum sonst würden sich die Hauptdarstellerinnen in jedem Teeniefilm immer in den Jungen verknallen, der mit einem Bein im Knast stand?
    „Er ist Biker!“, teilte sie Dagmar das mit, was er ihr erzählt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher