Tränen aus Feenstaub
Oder das, was sie annahm, das sie für ihn erfunden hatte.
„Ein Motorradfreak also!“, überlegte Dagmar laut. „Zu welcher der Cliquen gehört er denn? Es gibt mindestens drei oder vier Plätze in der Stadt, wo sich diese Jungs treffen.“
Das stimmte sicher. Aber Pina hatte bisher solche Gegenden gemieden, da eine Horde in Leder gekleideter Freaks nicht ihr Fall war.
„Erzähl!“, forderte Dagmar sie auf. „Seit wann kennst du ihn?“
„Noch nicht sehr lange“, wand sich Pina um eine konkrete Aussage.
Dagmar bohrte weiter. „Wie hast du so einen Typen denn kennengelernt?“
„Er hat mich angeblafft, ich sollte ihm aus dem Weg gehen, obwohl die ganze Straße frei war“, erzählte Pina. Aber sie wollte ihrer Freundin nicht einen falschen Eindruck vermitteln und versuchte daher die ganze Sache zu erklären.
„Ich kenne ihn nicht wirklich“, begann sie darum.
„Immerhin gut genug, dass er dir seinen Namen verraten hat“, widersprach Dagmar, ohne sie ausreden zu lassen.
„Ich kenne ihn eigentlich gar nicht“, versuchte Pina es noch einmal. Aber auch dieser Versuch, die Sache aufzuklären, scheiterte.
„Was tut er denn so?“, unterbrach sie Dagmar erneut.
„Ich weiß nicht, er hat nur von seinem Bike gesprochen. Wenn wir gerade einmal nicht gestritten haben.“
„Hast du deshalb noch nie etwas von ihm erzählt? Weil ihr euch gestritten habt?“
„So ist das wirklich nicht“, wehrte Pina ab. Wie sollte sie aus dieser Nummer nur wieder heraus kommen? Wie sollte sie Dagmar jetzt erklären, dass Finn nur ein Produkt ihrer Phantasie war, wenn ihre Freundin langsam auf ihn wütend wurde.
„So ein Mistkerl!“, schimpfte Dagmar auch schon. „Er soll gefälligst seinen Arsch hierher bewegen und sich wieder mit dir versöhnen!“
Da saß sie schön in der Tinte! Nicht nur, dass ihr der Typ in ihren Träumen Schwierigkeiten machte, jetzt verwandelte er ihr reales Leben auch noch in ein Chaos.
„Lass uns nicht mehr von ihm reden!“, wollte Pina der Sache ein Ende bereiten. Aber Dagmar war zu sehr Freundin, um Pinas vermeintlich schlecht laufende Romanze einfach so zu übergehen.
„Mistkerl!“, schimpfte sie erneut. „Wenn der Typ dich fallen lässt, dann wird er das bereuen!“
Pina sah ihre zarte Freundin skeptisch an. Mit einem wie Finn konnte sie sich schon rein körperlich nicht messen. Aber was dachte sie sich da eigentlich? Mit Finn konnte sich niemand messen, er war ja nicht real! Dennoch war Pina neugierig, was Dagmar wohl planen würde.
„Was denkst du, kannst du gegen einen Bad Guy ausrichten?“
Dagmar sah diese Frage als Zustimmung zu ihren Racheplänen. „Auch Bad Guys haben eine Achillesferse! Und Biker erst recht!“
Darüber wollte Pina mehr erfahren und dazu musste sie nicht einmal eine Frage stellen. Dagmar erklärte ihren Plan, ohne danach gefragt worden zu sein.
„Wenn man das Bike eines Typen hat, hat man auch den Typen!“
Doch Pina musste sie in dieser Sache enttäuschen. „Sein Motorrad ist schon geschrottet!“
Aber so leicht gab Dagmar nicht auf. „Hat er eine Lederjacke?“
Jetzt musste Pina doch lachen. Ihre Freundin entwickelte ein richtiggehend kriminelles Potential.
„Komm wieder von deinem Rachetrip runter!“, forderte Pina sie auf.
„Bist du dir sicher, dass ich ihm nicht sein Leben ein klein wenig zur Hölle machen soll?“
Nein, so konnte das nicht weitergehen. Wie sollte sie Dagmar nur dazu bringen, ihren Racheplänen abzuschwören? Vor allem da diese Pläne auf jemanden zielten, der nicht einmal existierte. Pina überlegte und blickte dabei auf den Zettel aus dem Glückskeks. Ein Freund wartet auf dich stand da. Und irgendwie stimmte das auch
„Du brauchst dir wegen Finn keine Gedanken zu machen. Er ist gar nicht so schlimm!“, und um ihr das etwas deutlicher zu machen, teilte sie ihr mit, was er zu ihr gesagt hatte. Allerdings hörte es sich bei Pina ganz anders an.
„Finn hat erst vor kurzen zu mir gesagt, dass er es gar nicht mag, wenn ich ihn alleine lassen muss.“
Bei Finn hieß das noch, ich kann es nicht ausstehen, wenn du einfach so verschwindest!
Doch Pinas Aussage reichte, dass Dagmar völlig umschwenkte. „Ist das süß!“
Damit war für Dagmar die Welt wieder in Ordnung. Pina verzichtete lieber darauf, den Irrtum, der in dem ganzen Gespräch lag, aufzuklären.
Als Dagmar einige Zeit später das Krankenhaus verließ, um ihren Bus nach Hause noch zu erwischen, blieb eine ratlose Pina zurück. Irgendwie war
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