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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Sinnlichkeit verfügte, die ihrer eigenen heißblütigen Natur entgegenkamen. Ein einziger Blick brachte ihr Blut in Wallung, und allein der Anblick seiner männlichen Erscheinung genügte, um ihr Verlangen zu wecken. Seine liebevolle Anleitung war ebenso erregend wie jene Augenblicke, wenn sein Begehren sie in einen Wirbel heftiger Leidenschaft mitriss.
    Unvermittelt wurden Elises Augen groß, und sie richtete sich ruckartig in der Wanne auf. Fieberhaft begann sie an den Fingern die Tage abzuzählen… war es möglich? Wieder zählte sie, diesmal langsamer. War es wirklich möglich? Törichte Zweifel einer armen Irdischen! Doch wo Liebe im Übermaß war, da war auch Freude an allem… auch an diesem keimenden Leben!
    Ein Lächeln huschte über ihr Antlitz, als sie sich ins Gedächtnis rief, wann ihre Liebe dieses kleine Wunder ins Leben gerufen haben könnte. Nun, der genaue Augenblick war nicht mehr festzustellen, doch das war auch nicht nötig. Jede einzelne Erinnerung war es wert, bewahrt zu werden.
    Eine weitere Woche verging in idyllischer Ruhe, und als die Tage länger wurden, wagten sich die Männer öfter ins Freie. Sie ritten hinaus auf Patrouille oder auf die Jagd. Spence und Fitch standen abwechselnd am Tor Wache.
    Als Elise einmal frühmorgens die Küche betrat, stellte sie fest, daß die Männer bereits gefrühstückt hatten und sich schon draußen im Hof tummelten. Sie trank ihren Tee am Küchenherd, als das Eingangsportal aufgerissen wurde und eilige Schritte sie aufschreckten.
    »Entschuldigt, Mylady… ich… hm…« Stotternd suchte Sir Kenneth nach einer glaubwürdigen Entschuldigung für seine Hast. »Ich wollte Euch nicht stören. Ich hole nur Schild und Schwert.«
    Bei dem Gedanken an Hillert verdunkelte sich Elises Miene. »Was ist denn? Ist…« Sie brachte den Namen nicht über die Lippen. »Kommt jemand?«
    »Keine Angst«, versuchte Sir Kenneth sie zu beruhigen. »Es ist nichts Wichtiges. Einer der kleinen Gäule ist verschwunden, und Frau Hanz ist nirgends aufzutreiben. Sieht aus, als hätte sie sich davongemacht. Seine Lordschaft läßt die Pferde satteln. Wir wollen nur den Spuren folgen… nun, ja, wir wollen auch sehen, wie es um den Zustand des Weges bestellt ist.«
    »Bedeutet das Verschwinden der Frau, daß uns Schlimmes bevorsteht?« fragte Elise argwöhnisch.
    Sir Kenneth räusperte sich. »Wir dürfen in unserer Wachsamkeit nicht nachlassen«, wich er aus.
    »Ja, natürlich. Und vor Frau Hanz heißt es besonders auf der Hut zu sein. Ich fürchte, sie war nie auf unserer Seite.«
    »Genau dies sind auch die Überlegungen Seiner Lordschaft«, gestand Kenneth. »Er hat erwartet, daß sie verschwindet, und gab ihr auch Gelegenheit dazu.«
    Schweigend nahm Elise diese Nachricht zur Kenntnis. Ihrem Mann entging nur selten etwas. Vor ihrem Ausflug nach Lübeck hatte er die Frau nicht weiter beachtet… erst nach der Rückkehr war sein Argwohn erwacht. Kam Frau Hanz in die Nähe, wenn er sich mit seinen Leuten beriet, dann wechselte er rasch das Thema oder schwieg, bis sie sich entfernt hatte. Rief er die Leute zu einer Beratung in seinem Schlafgemach zusammen, dann wurde Fitch oder Spence vor der Tür postiert, damit man vor der Lauschenden sicher war.
    »Macht Euch keine Sorgen wegen diesem Hillert«, sagte nun Sir Kenneth, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Denkt an meine Worte, Mylady, um Euren Gemahl zu bezwingen, bedarf es eines anderen.«
    Seine Worte zauberten ein Lächeln auf Elises Lippen. »Das freut mich zu hören, Sir Kenneth. Vielen Dank.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.«
    Er ließ sie allein und rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf, kam kurz darauf wieder und lief hinaus in den Hof. Hufgetrappel auf der Zugbrücke und das Klirren beim Senken des Falltores zeigten an, daß sie aufgebrochen waren.
    Allein in der stillen Halle, spürte Elise, wie die Anspannung von ihr wich. Daß sie die finsteren Blicke und den Missmut von Frau Hanz nicht mehr erdulden mußte, war eher eine Erleichterung. Im Lauf des Tages wurde ihre Stimmung immer besser, so daß sie sich schließlich unternehmungslustig in einen warmen Mantel hüllte und festes Schuhwerk anzog. Mit Sherbourne kam es am Tor zu einem kleinen Wortwechsel, doch als sie versprach, sich nicht allzu weit zu entfernen, gab er nach und ließ sie hinaus.
    Elise ging entlang der Mauer in östlicher Richtung, einem schmalen Pfad folgend, den die Sonne in den Schnee geschmolzen hatte. Eine leichte Brise vom Süden her

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