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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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wenig stören werde.«
    »Das glaube ich erst, wenn man mir einen Riegel gibt, mit dem ich die Tür gegen unwillkommenes Eindringen sichern kann«, gab Elise argwöhnisch zurück.
    »Ich werde vor dem Eintreten laut pochen«, sagte er darauf. »Mehr kann ich Euch nicht zugestehen.«
    »Wie zuvorkommend, Kapitän.« Ihre übertrieben freundliche Art strafte das Kompliment Lügen.
    Nikolaus beachtete ihren Sarkasmus nicht weiter und tippte in einer Abschiedsgeste an den Hut. »Ich muß Euch jetzt Adieu sagen und meinen Pflichten nachgehen. Sobald England außer Sichtweite ist, dürft Ihr an Deck. Guten Abend, mein Fräulein.«

5
    Das Schiff stieß in ein tiefes Wellental hinab und ließ beidseits seines breiten Bugs hoch die Gischt aufspritzen, die von dem Nordwestwind, der fast Sturmstärke erreicht hatte, mit gewaltiger Kraft übers Deck gefegt wurde. Elise raubten die heftigen Windstöße den Atem und gingen ihr durch Mark und Bein. Vorsichtig tastete sie sich an der Reling weiter und kämpfte sich allmählich zum Achterdeck durch, wo Nikolaus von Reijn stand, die Hände im Rücken verschränkt, breitbeinig, um das Schlingern des Schiffes auszugleichen. Er warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu, ehe er wieder über die Schulter des Rudergängers hinweg zum Kompaßhaus hinsah. Elise zog den groben Wollmantel enger um sich und suchte sich ein Plätzchen am Heck, wo sie nicht im Weg stand und sich, wie sie hoffte, außer Sicht- und Hörweite des Kapitäns befand. Sie hatte das Eingesperrtsein in der Kabine des Kapitäns satt und fand wenigstens an Deck ein Gefühl der Freiheit, obwohl sie bald merkte, daß sie dafür einige Annehmlichkeiten opferte. Im Moment aber kniff sie die Augen gegen die salzigen Spritzer zusammen und wandte ihr Gesicht vom Wind ab.
    Der Kapitän sah prüfend zur ächzenden Takelung hoch, ehe er den Steuermann allein ließ. Seinem geübten Auge entging auch nicht die kleinste Einzelheit, als er über das schwankende Deck schritt, als wäre er auf hoher See zu Hause. Elise hörte seine schweren Schritte näher kommen, bis er in einiger Entfernung an der Reling stehen blieb.
    Tief in ihren Mantel gehüllt und seine Gegenwart ignorierend, spürte Elise dennoch seinen Blick auf sich. Tatsächlich kam sie sich vor, als wäre sie ihres schlichten Umhanges und aller Kleidungsstücke darunter beraubt, ein Gefühl, das ihren Jähzorn entfachte. Sie drehte sich um und stellte überrascht fest, daß von Reijn mit zusammengekniffenen Augen hinauf zur Takelung spähte. Verwirrt wandte sie den Blick ab. Hatte sie sich seinen Falkenblick nur eingebildet, oder verstand er es sehr geschickt, seine Blickrichtung zu wechseln?
    Seine näher kommenden Schritte ließen Elise erstarren, und als er schließlich neben ihr stand, sah sie sich pikiert um. Der Kapitän musterte sie gleichmütig.
    »Geht es Euch gut, mein Fräulein?« fragte er. Seine Stimme, die vom Sturm fast verschluckt wurde, war dennoch tief und voll.
    Elise begegnete seinem fragenden Blick mit Augen, deren stählernes Grau dem kalten und stürmischen Himmel glich. »Kapitän!« Sie hob ihre Nase nur eine Spur, wie um ihn ihre Mißbilligung spüren zu lassen, ehe sie fortfuhr: »Hättet Ihr nur einen Funken Ehre und Anstand in Euch, Ihr würdet auf Gegenkurs gehen und mich nach England zurückbringen.« Ihr Lächeln war gezwungen und ohne Wärme. »Egal, wohin. Ich finde schon nach Hause.«
    »Ich muß mich entschuldigen, aber das kann ich nicht.«
    »Natürlich nicht«, höhnte sie. »Ihr würdet Eurer Belohnung verlustig gehen.« Sie warf einen Blick hinaus aufs Wasser, ungeachtet der eisigen Gischt, die ihr ins Gesicht sprühte, wandte sich aber dann sogleich wieder um. »Ihr habt mich noch nicht ins Vertrauen gezogen und mir unser Ziel noch nicht verraten. Ist es ein dunkles Geheimnis, das mir vorenthalten werden soll, oder darf ich den Zielhafen erfahren? Meiner Einschätzung nach müßte es sich um einen Hansehafen handeln, da Ihr ein Mitglied dieses Bundes seid.«
    Nikolaus bestätigte ihre Vermutung mit einem Nicken. »Richtig geraten, Engländerin. Sobald wir die Nordsee überquert haben, fahren wir in die Elbmündung ein und steuern Hamburg an, wo Ihr Euren Gönner treffen sollt.«
    Der eisige Wind zerrte unbarmherzig an ihrem Mantel. Elise unterdrückte ihr Frösteln, als sie spöttisch fragte: »Ist er am Ende ein Landsmann von Euch, Kapitän?«
    »Vielleicht… vielleicht auch nicht…« Nikolaus zog ungerührt die Schultern hoch. »Die

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