Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
Umgebung befanden,
aufmerksam machte.
In dem Fall von Koh Lanta war das
die Gegenwart von Varunee Tongproh gewesen. Ihr Instinkt wollte Amy mit ihren
Kopfschmerzen warnen.
Als Michael ihr das mitteilte,
war sie beruhigt. Und ihre heimliche Angst, dass Loraine sie auf die Insel
verfolgt hatte, um sie zu töten, löste sich langsam auf. Amy sah Michael an und
spürte seine grenzenlose Liebe in seinen Blick.
****
Als er ihn endlich entdeckt
hatte, schlenderte Jai mit den Händen in den Hosentaschen auf Sébastien zu. Den
ganzen Tag schon war ihm der schweigsame und wie ein nervöser Tiger im Käfig auf
und ab wandernde Freund aufgefallen.
Aus seiner Brusttasche förderte
Jai eine zerknüllte Zigarettenschachtel zu Tage, zündete sich eine an und sah
zu, wie der Rauch langsam in den Abendhimmel aufstieg. Sébastien sah ihm mit
unbewegtem Gesicht dabei zu. Dann erinnerte er sich an ihren baldigen Abschied.
»Was wirst du jetzt machen, Kumpel?«
»Ich fliege übermorgen mit euch
zurück. Dann muss ich noch ein paar Wochen arbeiten. Aber danach habe ich zwei
fucking herrlich lange Monate Urlaub. Und zum Teufel, ich schwöre dir, dass ich
in dieser Zeit nicht einen einzigen Gedanken an das FBI oder irgendwelche Toten
verschwenden werde. Stattdessen werde ich die vollen zwei Monate braungebrannt
und auf hoffentlich sehr erotische Weise auf meiner Geburtsinsel Lanai
verbringen. Dort gibt es noch haufenweise schöne Frauen, die meinen gestählten
Luxuskörper noch nicht kennengelernt haben. Und ich habe vor, das sehr schnell
zu ändern.« Anzüglich grinsend verschränkte er die Arme vor seiner Brust. »Und
du, was sind deine Pläne?«
Angespannt zuckte Sébastien die
Schultern und starrte grübelnd auf die unzähligen fröhlich flackenden,
orangeroten Schatten der vielen Kerzen im Wasser. Unvermittelt wurde Jai ernst
und betrachtete seinen Freund nachdenklich. »Warum gehst du nicht einfach zu ihr
rüber und sagst ihr endlich, was du fühlst?«
Sein angespannter Körper
versteifte sich und Sébastien stieß heftig den Atem aus. Dann schüttelte er
frustriert den Kopf. »Nein«, erwiderte er, »unmöglich. Merde. Jai, was soll das
bringen, außer dass ich mich lächerlich mache? Ich bin in meinem früheren Leben
von meiner eigenen Ehefrau verflucht worden. Seitdem bin ich ein Tabumann. Was
soll Nahla mit einem Mann wie mir schon anfangen? Ich bin mir sicher, dass sie
sich von mir nur angezogen fühlt, weil ich sie gerettet habe. Und je schneller
ich diese verdammte Insel verlasse, desto schneller wird sie ihre verirrten
Gefühle zu mir wieder vergessen.«
»Oh Mann.« Ein verständnisloses
Schnauben drang aus Jais Kehle. »Kumpel, wer von uns allen ist schon normal?
Jeder von uns kämpft mit den Geistern seiner eigenen Vergangenheit. Aber du
solltest deine Geister jetzt langsam begraben. Nahla ist großartig. Du solltest
dich auf sie einlassen. Ich verstehe zwar immer noch nicht, was sie ausgerechnet
an dir findet, aber sie liebt dich ganz eindeutig.«
»Sagt der, der die Frauen
reihenweise flachlegt. Seit wann weißt du, was Liebe ist?«, fragte Sébastien
ironisch zurück. »Nur weil ich die Liebe nicht an mich heranlasse, heißt das
noch lange nicht, dass ich sie nicht kenne, mein Freund«, erwiderte Jai so
leise, dass es kaum zu verstehen war.
Den eigenen, kurz aufflackernden
Schmerz, verbarg er hinter einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. Betont
fröhlich ging er auf Sébastien zu und klopfte ihm kameradschaftlich auf die
Schulter.
»Du sturer, alter Hurensohn«,
murmelte Jai milde. »Selbst ein Blinder kann ihre Liebe zu dir erkennen. Also
spring verdammt noch mal endlich über deinen Schatten und hol sie dir. Sie wird
nicht ewig auf dich warten. So, und ich hol mir unterdessen ein Bier. Wenn ich
zurückkomme, will ich dich hier nicht mehr sehen, Kumpel.«
****
Nachdem sich Jai fröhlich vor
sich hin pfeifend von ihm entfernt hatte, starrte Sebastién ihm noch lange
hinterher. Verzweifelt kämpfte er mit sich und seinen widersprüchlichen Gefühlen
in seinem Inneren. Er stand wie gelähmt und alles drehte sich in seinem Kopf.
Heftig atmend blickte er auf das
Meer und schloss erschöpft die Augen. Doch die Sehnsucht ließ sich dadurch nicht
stillen. Ein Abgrund der Angst tobte in seiner Seele. Irgendwann, er wusste
nicht einmal, wie lange er so gestanden hatte, hob er den Kopf und öffnete seine
hellbraunen Augen. Dann straffte er
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