Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Milch zu trinken.
Vielleicht konnte sie so ihre gereizten Nerven wieder
etwas beruhigen.
3.
Kapitel
Einen Monat arbeitete sie nun schon auf der Station und
ganz langsam
setzte die Routine ein. Amy begleitete wie an jedem Morgen,
Professor Wilson
auf seiner Visite.
Um 15 Uhr war der Rundgang durch die Stationen beendet.
Amy blickte
auf die Uhr.
Sie verspürte keinerlei Lust in die Krankenhauskantine
zu gehen, wo es
immer sehr laut und hektisch zuging.
Stattdessen machte sie sich auf den Weg zum Ruhezimmer
der Ärzte um
sich dort einen Kaffee einzuschenken. Der Raum war einigermaßen
gemütlich
eingerichtet, mit einem großen Tisch für acht Personen,
Kühlschrank, einer
kleinen Kochzeile mit Mikrowelle und einer Kaffeemaschine.
Auf genau die hatte Amy es jetzt abgesehen. Sie nahm
sich einen
Becher, füllte Milch und Zucker hinein und goss dann den
himmlisch duftenden
und frisch aufgebrühten Kaffee ein. Danach ging sie zu dem
braunen Liegesofa,
das den Ärzten die nachts Bereitschaftsdienst hatten,
gleichzeitig auch als
Bettersatz diente.
Erleichtert legte sie die Beine hoch und schloss für
einen kurzen
Moment die Augen, um den Tag noch einmal Revue passieren zu
lassen. Sie mochte
Professor Wilson. Er wirkte auf sie ein bisschen wie ein
väterlicher Freund und
er verstand seine Arbeit, denn er besaß ein untrügliches Gefühl
auf die
Patienten einzugehen.
Auf einmal und unvermittelt überkam sie eine heftige
Vision der Angst.
Urplötzlich spürte sie eine Welle des nicht Fassbaren
und eine
übergroße Beklemmung.
Ihr fielen wieder ihre Träume ein aber so etwas
zutiefst Böses, eine
nicht zu fassende Welle der Furcht, das hatte sie niemals zuvor
in ihren
Visionen vorhergesehen.
Sie konnte es nicht einordnen und erschauerte.
Hastig öffnete sie die Augen.
Regungslos stand er da und beobachtete sie.
Es war kein gucken, nein es war ein Anstarren. Ein
Fixieren aus den
kältesten Augen die sie je zuvor gesehen hatte. Keinerlei Leben
war in ihnen,
kein Leuchten und auch keine menschliche Regung. Nur das absolut
Böse starrte
ihr entgegen.
Augen, die so dunkel und nachtschwarz wie Kohle waren.
Zutiefst erschrocken sprang sie auf die Füße und hörte
sich selber wie
aus weiter Ferne sprechen.
»Entschuldigung, ich habe gar nicht gehört, dass sie
hier reingekommen
sind .«
»Hallo«, er starrte sie weiter unverwandt an, »ich
glaube wir haben
uns noch nicht kennen gelernt .«
Die Art seines Sprechens, der absolut monotone und
emotionslose Klang
seiner Stimme, war genauso kalt wie seine Augen. Amy lief ein
Schauer über den
Rücken.
»Nein«, hörte sie sich sagen. »Wir sind uns hier im
Krankenhaus noch
nicht begegnet .« Er fixierte sie
weiterhin.
»Darf ich mich vorstellen, ich bin Doktor Blake Atcitty
und ich bin
der stellvertretender Leiter der Chirurgie hier im Flagstaff
Medical Center .«
Schleichend kam er auf sie zu und Amy wich
unwillkürlich einen Schritt
zurück.
»Ich habe meinen Jahresurlaub gehabt und meine Familie
besucht.
Ich habe eine sehr große Familie, müssen sie wissen«,
lachte er
hintergründig. Jetzt stand er unmittelbar vor ihr. »Darum lernen
wir uns also
jetzt erst kennen. Sagen sie mir, mit wem ich diese entzückende
Ehre habe ?«
Er beugte sich noch näher zu ihr und Amy wiederstand
dem Drang noch
weiter nach hinten zurück zu weichen.
»Mein Name ist Amy Mallone, angehende Assistenzärztin
im ersten Jahr«,
sagte sie mit leicht zitternder Stimme und hoffte dabei
inständig, dass er ihr
nicht die Hand zur Begrüßung geben würde.
»Sehr, sehr interessant«, erwiderte er, »ich freue mich
immer wieder
über unsere Neuzugänge.
Frischfleisch, wie ich es nenne.« Makaber lachte er auf
und Amy zuckte
entsetzt zusammen und bezwang den Drang ihn weg zustoßen um aus
der Tür zu
rennen. Stattdessen versuchte sie ihr lautpochendes Herz zu
beruhigen. »Es
freut mich sehr sie kennen zu lernen, Doktor Atcitty. Aber jetzt
muss ich
zurück auf die Station. Professor Wilson wartet sicher schon auf
mich, meine
Pause ist jetzt zu Ende .«
Fast starr und ohne zu antworten stand er vor ihr.
Groß von der Statur, dunkelblond, der Körper eher eckig
als muskulös
und mit kantigen, kalten und wie aus Granit gemeißelten
Gesichtszügen. Nichts,
absolut nichts an ihm strahlte auch nur im Ansatz eine Art
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