Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
so ureigenen, nach Lilien und Maiglöckchen süßen Geruch
auf. Trotzdem
grollte er ihr noch immer.
»Weißt du, dass du
mich beinahe
in den Wahnsinn getrieben hast«, fragte er streng.
»Dir hätte
unterwegs schwindelig
werden können oder du hättest stolpern und die Treppenstufen
runter stürzen
können. Ich wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn du in den
nächsten sechzig
Jahren unseres Zusammenlebens, solche Alleingänge unterlässt.
Meinst du, dass
du das hinbekommst ?« , murmelte er.
Trotz ihrer
Müdigkeit musste sie
lächeln. Mit seinen simplen Worten hatte er gerade erneut sein
Versprechen
bestätigt, für immer mit ihr zusammen zubleiben. Das
alleine bewirkte,
das ihr Adrenalin Spiegel in die Höhe schnellte.
Ben hatte sich bis
jetzt stumm im
Hintergrund gehalten. Eigentlich war er nur hergekommen, um Amy
zu besuchen.
Jetzt standen sie allerdings in Rebeccas Zimmer, die er vorher
nur ein oder
zweimal in Amys Haus gesehen hatte. Er betrachtete seinen
Bruder, der Amy immer
noch liebevoll umarmte. Darum hielt er sich zurück und wollte
sie nicht stören.
Mit den Händen in den Hosentaschen stand er am Fenster und
betrachtete den
wolkenfreien Himmel.
Als er sich
irgendwann wieder
umdrehte, begegnete er zufällig Rebeccas Blick. Ein
komisches Gefühl,
dass er bis dahin nicht gekannt hatte, erwachte in seinem
Inneren.
Ihre Gestalt
erinnerte ihn an
einem Vogel, der aus dem Nest gefallen war. Weich, wehrlos und
so entsetzlich
verletzlich starrte sie ihn an.
Ben hatte bis
jetzt noch keine
sonderlich großen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht
gemacht, die über mehr
als verstohlene Küsse hinaus gingen. Mädchen waren für ihn immer
noch ein Buch
mit sieben Siegeln.
Doch diese
gepeinigten Rehaugen berührten aus
irgendeinem Grund seine Seele.
Wieder
Zuhause
S eit ihrer
Entlassung aus dem
Krankenhaus waren mittlerweile zwei Wochen vergangen und mit
jedem weiterem Tag
fiel Amy die Decke mehr auf dem Kopf.
Erst in drei
Monaten konnte sie
wieder anfangen zu arbeiten, erst dann war ihre Narbe ganz
verheilt, aber
Nichtstun war noch nie ihre starke Seite gewesen. Ihr war
durchaus bewusst,
dass sie sich nach der schweren Operation an ihren Herzen noch
schonen musste.
Darum war sie trotzdem nicht senil.
Doch selbst die
einfachsten
Arbeiten, die sie anfangen wollte, wurden ihr sofort aus der
Hand gerissen.
Wenn sie Anstalten machte die Spülmaschine auszuräumen, stand
sofort Emilys
Mutter hinter ihr und mit den Worten: Lass nur Liebes, ich mache
das schon,
wurde sie zum Ausruhen auf die Couch geschickt.
Bei ihrem
gestrigen Versuch einen
kleinen Blumenkübel zu bepflanzen, war ihr dann beinahe der
Kragen geplatzt.
Denn sofort kam Emilys Vater um die Ecke gestürmt, um ihr die
Schaufel aus der
Hand zu nehmen. Daraufhin hatte sie sich wütend umgedreht und
sich vor Frust in
die Hand gebissen, um nicht laut aufzuschreien. Danach war sie
genervt in ihr
Zimmer gerannt. Der einzige Ort, an dem sie zurzeit alleine sein
konnte.
Tief in ihrem
Inneren wünschte
sie sich, das Emilys Eltern und auch ihr Vater bald abreisten,
damit endlich
wieder der normale Alltag zurückkam.
Dass Michael sich
wie ein
Wachhund verhielt und ihre wackligen Schritte mit Aufmerksamkeit
beobachtete,
daran hatte sie sich mittlerweile gewöhnt. Sie war ihm dankbar,
dass er sie
wenigstens allein auf die Toilette gehen ließ. Aber ihr Vater
setzte allen noch
die Krone auf, mit seiner übertriebenen Fürsorge. Einzig
Michaels Familie ging
völlig normal mit ihr um. Sein Vater Milton, der für ihre
ärztliche
Nachbehandlung verantwortlich war, verstand es immer wieder, sie
aufzumuntern.
Bei seiner gestrigen Untersuchung übertrug sich seine Ruhe auch
auf Amy. Zum
Schluss hatte er zufrieden genickt und seine entspannten Worte
waren Balsam für
ihren gestressten Körper gewesen.
Die Narbe
wächst sehr gut zu,
Amy. Du musst dich nicht mehr übermäßig schonen. Sieh nur zu,
dass du keine
ruckartigen Bewegungen machst oder dich nach unten beugst,
dann wirst du schon
bald wieder ganz die alte sein.
Nach ihrem
frustrierten
Aufstöhnen hatte Milton wissend mit dem Kopf genickt.
Ich weiß, dass
dir das schwer
fällt, aber du musst auch deinen Vater und die anderen
verstehen. Sie sind
einfach besorgt um dich. Genieße es
Weitere Kostenlose Bücher