Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
vor Aufregung immer noch
leicht bebte.
Michael hob die Hand und strich zärtlich über ihr
Gesicht. Er
verspürte den brennenden Wunsch sie in seine Arme zu ziehen und
zu trösten.
Ihren schmalen Rücken streicheln, bis sie sich einigermaßen
wieder beruhigt
hatten. Aber er durfte es nicht. Sonst würde er sich verlieren…
Stattdessen versuchte er die Mordlust zu bekämpfen die
er für
denjenigen verspürte, der ihr das angetan hatte. Stumm ballte er
seine Hände zu
Fäusten und schroffer als es eigentlich seine Absicht war, sagte
er:»Ich habe
sie gewarnt. Aber wie immer in den letzten Jahren wollen sie ja
nicht auf mich
hören. Jetzt haben sie das Resultat .«
Amy zuckte bei seinen zornigen Worten leicht zusammen.
Aber sie war
viel zu erschöpft um sich jetzt schon wieder mit ihm zu
streiten. Stattdessen
sah sie ihn fragend an.
»Es tut mir wirklich leid, dass ich sie schon wieder
belästigt habe.
Wenn sie mir jetzt bitte meine Dienstplanänderung mitteilen
würden dann kann
ich endlich nach Hause fahren .«
»Es gab nie eine Dienstplanänderung«, stumm betrachtete
er sie.
»Es ist für uns beide besser, wenn sie mich über diesen
Zwischenfall
hier nie wieder ansprechen .«
Nach diesen Worten rannte er fast zu seinen Wagen,
knallte die Autotür
zu und raste wie ein Wahnsinniger vom Parkplatz.
Sprachlos starrte sie ihm nach.
Welchen Grund hatte er dann gehabt, zu ihr ins
Ärztezimmer zu kommen?
Erschöpft seufzte sie auf und beschloss, die Sache auf sich
beruhen zu lassen
und nicht mehr darüber zu reden. Ganz so wie er es gewollt
hatte. Müde stieg
sie in ihr Auto und machte sich auf den Heimweg.
In dieser Nacht überkamen sie wieder die Visionen,
diesmal heftiger
als je zuvor.
Aber auch jetzt, nach den grauenvollen Geschehnissen
heute, konnte sie
die Träume nicht deuten. Alles war wieder verschwommen. Ihr
immer wieder
kehrender Alptraum.
Michael kam langsam auf sie zu.
Es sah aus als wolle er sie liebevoll umarmen - doch
dann ließ er die Hände
wieder sinken - und schaute ihr nur wieder eindringlich in die
Augen. Dann
wieder sah sie in einem dunklen und schwarzen Abgrund des Bösen.
Wie aus weiter Ferne hörte sie ein Knurren. Dann wieder
menschenähnliche Laute, die sich miteinander vermischten.
»Mom…, bitte gib mir ein Zeichen, ich verstehe das
alles nicht…«
Der Weg ist dir bestimmt … es gibt kein Zurück ….
Sie zuckte im Halbschlaf zusammen.
»Michael, wo bist du – hilf mir – geh nicht fort von
mir …. Bleib –
Bitte lass mich nicht alleine…«
Schweißgebadet wachte sie auf und starrte aus dem
Fenster in die
Dunkelheit. Schemenhaft nahm sie dort seine eisblauen Augen wahr
die sie
anblickten. Wie immer fühlte sie sich dadurch geborgen,
gleichzeitig auch hin
und hergerissen. Müde strich sie sich die Haare aus dem Gesicht.
Langsam begann
sie an ihrem Gemütszustand zu zweifeln.
8. Kapitel
Drei Wochen waren seit diesem Zwischenfall vergangen.
Blake Atcitty
schien sie jetzt zu meiden, auf jeden Fall kam er nicht mehr auf
ihre Station.
Im Hope Center arbeitete sie nach wie vor sehr eng mit Mahu
zusammen und lernte
immer mehr die Materie der natürlichen und rein pflanzlichen
Wirkstoffe kennen.
Sie begleitete Michael zu den täglichen Visiten und
assistierte ihm
auch bei einigen der größeren Operationen. Er bemühte sich
freundlich zu sein,
sprach aber nur das absolut und unmittelbar nötigste mit ihr.
Langsam gingen
ihr seine Schroffheit und die gespielte Gleichgültigkeit
wirklich auf die
Nerven. Am Nachmittag betrat sie das Krankenzimmer von John
Blakewater. Der
alte Indianer lag schon seit einigen Wochen auf der Station.
Sein offenes Bein,
in Verbindung mit einer immer weiter
fortschreitenden
Diabetes, machten den Heilerfolg nicht gerade leichter. Täglich
musste sie
darum seine Verbände wechseln.
Amy bestrich die offene Wunde mit einem giftgrün
aussehenden Brei.
Dieser bestand nach traditionellem Rezept aus geriebenen
Blättern, zerstoßenen
Wurzeln und den ätherischen Ölen von verschiedenen Blumen. Dann
musste sie das
Bein fest, aber nicht zu fest einbandagieren.
»Nein Amy, warten sie«, sagte Michael im beinahe
freundlichen Ton.
»Sie werden es sicher bald selber herausfinden, wenn
sie noch öfter
mit diesen Naturessenzen in Berührung kommen.
Die Salben und Cremes, die auf
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