Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
bewegt, es brannte in ihrer Seele und sie
schluckte hart.
Michael schaute sie von der Seite an und begriff sofort was in
ihr vorging.
Leicht legte er seine Hand auf die ihre.
»Amy, die Menschen hier kennen nichts anderes. Sie sind
es so gewöhnt,
sie haben sich mit ihrem Schicksal ausgesöhnt und ihr Los
angenommen. Einige
der Familien arbeiten bis an ihre körperlichen Grenzen. Die
Väter und auch die
Mütter nehmen jeden sich zu bietenden Job an. Nicht für sich
selber.
Nein, sie versuchen so viel Geld wie möglich anzusparen um so ihren Kindern einen guten
College Abschluss zu
ermöglichen. Denn nur eine gute Schulausbildung kann ihnen
helfen aus dem
Reservat herauszukommen und einen Weg zu finden, in ein besseres
Leben .«
Er fuhr langsamer und schaltete einen Gang herunter.
Jetzt staubte es
nicht mehr so sehr und sie konnten das Fenster einen Spalt weit
öffnen. Er fuhr
sich mit den Fingern durch die Haare und erzählte weiter.
»Ich weiß nicht in wieweit sie mit der Geschichte der
Indianer
Reservate vertraut sind. Im Jahr 1988 wurde von der
amerikanischen Regierung
ein Sondergesetz erlassen. Welches es den Indianer ab sofort
erlaubte auf ihrem
eigenen Land innerhalb der Reservate, Spielkasinos zu betreiben.
Sie wissen doch, das in vielen amerikanischen Staaten
das Glücksspiel
bei Strafe verboten ist, oder ?« Er
sah sie an und Amy
nickte.
»Das kam vielen Stämmen zugute. In weit mehr als 165
Reservaten sind
mittlerweile die gigantische Casinos und Glücksspieltempel wie
Pilze aus dem
Boden geschossen. Fast achtzig Prozent der Besucher in den
Casinos und
Bingo–Palästen sind heutzutage Weiße. In Scharen strömen sie
dorthin um ihr Geld
zu verlieren. So holen sich die Indianer auf diese Weise ein
bisschen was von
dem Reichtum wieder, um das die Weißen sie einst beraubt haben .«
Er lächelte leicht spöttisch.
»Am schnellsten haben die McDowell–Apachen reagiert.
Mit ihrem Kasino
„Fort“ erwirtschaften sie jedes Jahr mehrstellige Millionen
Beträge. Die
anderen Stämme haben es ihnen in den letzten Jahren nachgemacht.
Die
Territorien sowohl der Cheyenne, Crow, Mohawk, der Blackfoot und
vor allem der
Siouxstamm haben ihre Reservationen und ihr Leben dadurch auf
einen soliden und
ertragsreichen Stand gebracht .«
Michael bog in eine schmale Auffahrt ein und parkte vor
einem kleinen
Häuschen.
Er griff nach hinten um seine Arzttasche zu holen. Aus
den
Augenwinkeln registrierte er dabei ihr nachdenkliches Gesicht.
»Sie fragen sich jetzt sicher warum hier in unserem
Reservat nichts
dergleichen geschehen ist, nicht wahr ?« Amy nickte und
seine tiefblauen Augen verfingen sich in ihrem Gesicht. Sie
hatte wirklich die
Gabe ihn wahnsinnig zu machen.
Verzweifelt wünschte er sich sie jetzt in diesen Moment
in seine Arme
ziehen zu können und ihren Mund zu spüren. Sein Herzschlag
beschleunigte sich.
Gereizt fuhr sich Michael mit der Hand durch das Haar und
versuchte sich gegen
seine Gefühle zu wehren, bevor er zu Amy gewandt weitersprach.
»Die Stämme der Navajo und der Hopi haben sich als
einzige Verbände
gegen das Glücksspiel und gegen den Bau von großen Kasinos auf
ihrem eigenen
Territorium entschieden.
Sie haben Angst, dass damit ihre Kultur und ihre
alten Stammestradition
zu großen Schaden an dieser verderblichen Lebensweise nehmen
werden .«
Er blickte durch die staubverschmierte
Windschutzscheibe und
gedankenverloren murmelte er:»Ich weiß auch nicht genau welches
der richtige
Weg für unser Volk ist, Amy. Der Reichtum der Kasinos wird viele
Indianer wohl
tatsächlich verblenden und sie ihre Traditionen langsam
vergessen lassen.
Aber diese Armut und die mentale Frustration unter der
so viele meiner
Stammesbrüder und Schwestern heutzutage hier leiden, macht das
Leben mit
unserer altehrwürdigen Kultur auch nicht gerade leichter .«
Amy stieg aus und warf ihm einen langen und
nachdenklichen Blick zu.
Auf einmal sah sie ihn aus einem völlig anderen Blickwinkel. Er
war nicht nur
der ungehobelte, arrogante Mensch der sie mit bissigen
Kommentaren überhäufte.
Vor ihr stand jetzt ein sehr nachdenklicher Mann, der
sich zutiefst
Sorgen um sein Volk machte.
Die Holztür öffnete sich mit einem lauten Knall und
nach und nach
kamen vier schwarzhaarige Lockenköpfe von unterschiedlicher
Größe zum
Weitere Kostenlose Bücher