Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Vorschein.
»Doktor Cheveyo, wir haben schon auf sie gewartet«,
rief der Älteste
von ihnen.
»Haben sie uns wieder was mitgebracht ?«
Alle Kinderaugen waren gespannt auf ihn gerichtet.
Michael lachte gutmütig und zog dabei aus seiner
Hosentasche vier
Karamellbonbons und vier aufblasbare Luftballons heraus.
Überschäumend vor
Freude heulten alle auf und verschwanden mit den Geschenken in
die Wohnküche.
Er drehte sich nach ihr um und nahm leicht ihren Arm.
»Kommen sie herein Amy. Ich hoffe, dass sie die
Windpocken schon
hatten, als sie klein waren .«
Sie warf einen kurzen Blick auf die Rasselbande vor ihr
und wusste
sofort was er meinte. Alle vier Zwerge waren mit rotweißen
Pusteln übersät.
Sie erstreckten sich von ihren Gesichtern und Ärmchen
über den ganzen
Körper. Einige der Pusteln waren schon heftig aufgekratzt und
bluteten.
Die Mutter erschien hinter einem alten und
verschließenden Vorhang,
der die Wohnküche von der Schlafstätte der Familie trennte. Sie
hielt ein
Tablett mit heißem, süßem Tee in der Hand auf der auch einige
wenige Geldmünzen
lagen und verbeugte sich tief.
»Danke Doktor Cheveyo, das sie gekommen sind .«
»Da nicht für, Intunkala. Du weißt, dass ich deiner
Familie immer
gerne helfe, auch ohne Bezahlung.
Steck deine Münzen also wieder weg. Wie geht es
übrigens deinem Mann«,
fragt er beiläufig.
Schüchtern lächelte sie.
»Danke, gut. Er hat einen neuen Job bekommen und
arbeitet jetzt in
Brooklyn für einen großen Stahlkonzern auf einer Baustelle.
Manchmal schickt er uns Geld. Wenn alles gut geht
schreibt er, dann
will er uns schon bald nachholen .«
Michael nickte und fing dann mit der Untersuchung der
vier Jungen an.
Trotz des juckenden Ausschlages waren die Kinder voll, von
unbändigem
Temperament. Sie zappelten ihn seinen Armen als er sie mit dem
Stethoskop
abhörte.
Liam, der älteste guckte fröhlich und neugierig zu ihr
herüber. »Doktor,
sie ist sehr hübsch nicht wahr… werden Sie sie heiraten ?«
Sie sahen sich über die Köpfe der Jungen hinweg an und
Amy hielt den
Atem an.
Aber diesmal kam keine Antwort in seinem sonst so
abweisend klingenden
Ton.
Mit belustigten Augen schaute er sie an.
»Es wäre einen Gedanken wert, Liam. Aber nur, wenn sie
auch bereit ist
mir mindestens vier Söhne zu schenken. Die dann alle so lebhaft
werden wie ihr
es seid .«
Er wuschelte den Kindern liebevoll durch die kurzen,
dunklen
Lockenköpfe. »Richtige mutige Indianer Krieger, oder?« Liam
nickte voller
Inbrunst, stolz über das Lob vom Arzt. Dann drehte er seinen
Lockenkopf wieder
zu ihr um und fragte mit der Schlichtheit seiner kindlichen
Unbefangenheit:»
Wollen sie denn auch mal so schöne, tapfere Kinder bekommen,
Miss ?«
Amy lachte über die herzerfrischende Art des Jungen.
Nur Kinder waren
in der Lage ihre Fragen auf so eine ehrliche und unverfälschte
Art zu stellen.
Sie versuchte dann auch ernsthaft und ohne zu lachen zu
antworten. »Ja
Liam, irgendwann möchte auch ich einmal Kinder bekommen. Und
wenn sie dann
tatsächlich so hübsch und mutig werden wie ihr alle hier, dann
wäre das großartig .«
»Gut«, erwiderte der kleine Junge und kratzte sich
seinen Bauch, der
von den Windpocken scheußlich juckte.
»Dann haben wir das ja geklärt. Jetzt müsst ihr beide
nur noch
heiraten«, fügte er in seiner kindlichen und altklugen Art
hinzu. Amy sah zu
Michael hinüber. In der Gegenwart der Kinder hatte er sich um so
vieles mehr
geöffnet. Er war lange nicht mehr so abweisend und frostig wie
sonst immer.
Im Gegenteil.
Ein Grinsen umspielte nach Liams Aussage seine vollen
Lippen und dabei
entdeckte sie zum ersten Mal die kleinen Grübchen in seinem
Gesicht, die ihn in
ihren Augen nur noch schöner und männlicher machten. Sie konnte
nicht aufhören
ihn anzusehen. In diesem Moment hob er den Kopf und seine Augen
fingen ihren
Blick ein. Ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel und sie
spürte wie sie
leicht errötete. Liam schob sich zwischen sie und zeigte stolz
sein kleines
verbeultes Spielzeugauto hoch das er gefunden hatte. Beide
mussten auflachen
und der Bann war gebrochen.
Danach verschrieb er den Kindern noch ein Rezept für
einen Puder, das
ihnen über den stärksten Juckreiz hinweg helfen würde. Nachdem
sie die
Rasselbande verabschiedet hatten,
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