Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Atcitty wahr? Wenn ja, was ist die Bedeutung? Was
fühlst du dabei ?«
Sie zuckte beim Klang dieses Namens kurz zusammen. Ein
kalter Schauer
überrannte sie und Michael registrierte es sehr genau.
»Das Gefühl ist absolute Dunkelheit«, sie zitterte
leicht bei ihren Worten,
»in meinen Träumen sehe ich ihn nur in Verbindung mit totaler
Schwärze und
Boshaftigkeit. Ich fühle Angst. Nicht körperlich, aber mental.
Ich sehe das
absolute Böse in ihm - und an ihm - .«
Sanft schob er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und
streichelt ihr
zärtlich über die Wange. Sie schmiegte ihr Gesicht an seine Hand
und im
gleichen Moment durchzuckte ihn ein Funkenregen der Gefühle.
»Mein Gott«,
murmelte er unterdrückt. Er fühlte in diesem Moment wie all die
Gefühle an die
Oberfläche kamen, die er so lange Jahre unterdrückt hatte.
Verzweifelt
versuchte er dagegen anzukämpfen. Angespannt stellte er ihr die
nächste Frage.
»Hat deine Mutter dir je etwas über die Vier–Welten der
Gezeiten
erzählt ?« , fragte er und studierte
dabei aufmerksam
ihr Gesicht. Sie zog die Stirn leicht in Falten und dachte nach.
»Ja, als ich klein war hat sie mir immer die alten
Sagen und Legenden
aller Indianerstämme als Gutenachtgeschichten erzählt. Tadita
wusste sie alle
aus dem Kopf, nichts stand geschrieben. Wenn ich mich noch
richtig erinnere,
dann stammt diese Sage von den südwestlichen Stämmen Amerikas.
Sie glauben,
dass man erst durch vier Welten wandern muss bis man ein guter
Mensch wird,
oder ?« , fragend schaute sie Michael
an.
Dieser strich sich angespannt über das Gesicht.
»Amy, ich möchte dass du mir jetzt sehr gut zuhörst.
Denn nur dann
kannst du verstehen warum ich so große Angst um dich habe und
möchte dass du
von hier fortgehst. Kennst du auch die Geschichte der Krafttiere
und ihre
Bewandtnis den Menschen gegenüber ?«
Wage nickte sie.
»Gut, dann weißt du, das außer den Totemtieren die
deinen Geburtsmonat
bestimmen, jede indianische Familie auch sein ureigenes
Krafttier besitzt.
Dieses Tier ist das sogenannte Familientotem. Der Hüter und die
Seele der
Familie. Das Krafttier ist die Wiedergeburt des Urahnen eines
Clans und es ist
für immer auch der Schutzgeist für die Familie. Mein Name - mein
Nachname
Cheveyo - bedeutet in der indianischen Sprache Geisterkrieger .
Und das
ist das, was ich bin und was ich verkörpere. Meine Familie und
ich sind die
Nachfahren vom Stamm der Lilydoga. Alle Männer in unserer
Ahnengeschichte haben
ihre Fähigkeiten jeweils auf die Söhne übertragen .«
Schweigend blickte sie ihn an und ließ ihm Zeit, weiter
zusprechen. Er
rang um Fassung und es fiel ihn sichtlich schwer, das so
unfassbare,
ungreifbare und unreelle auszusprechen, was ihn ausmachte.
»Du wirst mich gleich nicht mehr so verzückt und lieb
anschauen, wenn
ich dir erzählt habe, wer ich bin und was ich verkörpere«, sagte
er mit monotoner
Stimme zu ihr.
»Wir sind Schamanen.Unser
Familientotem
ist der Puma und die Lilie. Der Puma, weil er schnell,
ausdauernd
und willensstark ist. Und die Lilie, weil sie die reinste aller
Blumen ist.
Seit Jahrhunderten gilt sie als das Symbol der Reinheit
und des
Friedens. So wie auch unsere Seelen sein sollten. Wir haben die
Gabe uns in unsere Vorahnen zurück
zu verwandeln, wenn es der Zweck
erfordert.
Als Schamanen besitzen wir die Fähigkeit durch unsere
Bewusstseinszustände in die jenseitigen Welten oder auch in die
Zukunft
vorzudringen. Wir können die Grenzen der menschlichen
Wahrnehmungsfähigkeit
überschreiten. Unsere metaphysischen Kräfte erlauben es uns
sowohl als unser
Totem–Tier - als Puma - oder auch als menschliche Gestalt jeden
Ort der Welt in
Sekundenschnelle zu erreichen. Ich bin kein normaler, liebender
Mann der sich
abends nach getaner Arbeit zu dir ins Bett kuschelt, Amy. Ich
habe eine Aufgabe
in dieser Welt zu erledigen. Du kannst das nur verstehen wenn du
die ganze
Geschichte kennst und das ist genau das was ich immer vermeiden
wollte«,
murmelte er resigniert.
Amy litt mit ihm, sah wie er sich quälte um ihr das
Unverständliche
und das so Unerklärliche näherzubringen.
Er wirkt resigniert so als ob er sein Todesurteil
empfangen müsste.
Liebevoll strich sie ihm die schwarzen Locken aus der
Stirn. Aber
Michael sah sie nur starr an und begann
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