Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Die Schwestern auf der
Station wunderten
sich allerdings schon länger warum ausgerechnet bei Atcitty
immer so viele
Sterbefälle nach sogenannten Standardoperationen aufeinander
folgten. Danach
war auch immer die Gegend um den Bauchraum zugenäht. Obwohl
keine Operationen
in dieser Gegend anberaumt wurden, oder je geplant waren.
Manche sollten am Bein, an den Lymphdrüsen, oder der
Brust operiert
werden.
Aber alle diese Todesfälle hatte die Operationsnarbe
immer im
Bauchbereich.
Meine Schwester schöpfte Verdacht, sah auch alles in
ihren Visionen.
Eines Tages plötzlich, rief das Krankenhaus bei uns an.
Kaya war in einem der Schwesternzimmer tot aufgefunden
worden.
Angeblich war sie an einer Überdosis Morphium gestorben.
Ich schwöre bei Gott, das Kaya noch nie in ihren ganzen
Leben je auch
nur eine Droge angefasst hätte.
Dann wäre sie als Geisterkrieger gar nicht in diese
vierte Welt hinein
geboren worden. Nur den absolut reinen Seelen wird von den
Dogianern der
Übergang zur Erde gewährt.
Aber wir konnten ihm nichts nachweisen.
Und da Atcitty und seine Söhne im Moment noch
unsterblich sind, bin
ich hilflos, so hilflos .« Er
schluckte leicht und
holte dann tief Luft, bevor er leise weitersprach. »Ich kann sie
nicht töten
und ich kann meine Schwester somit auch noch nicht rächen. Erst
müssen wir
seine zwölf Söhne finden.
Darum war ich auch die ersten Wochen, als du hier
herkamst, nicht im
Krankenhaus.
Meine Brüder wurden vom Rat der Gezeiten ausgeschickt,
um das gesamte
Suchgebiet zu erweitern.
Mein Bruder Taylor hatte einen Sohn von Tohopka nahe
bei der Grenze zu
New Mexiko entdeckt.
Aber sie haben ihn in letzter Minute bemerkt. Sie
konnten Taylor nicht
töten. Wohl aber, ihn sehr schwer verletzten. Ich war da, um ihn
zusammenzuflicken so gut es mir möglich war und habe ihn dann
zurückgebracht.
Normalerweise haben wir den Status der Sterblichkeit
hier zurück
gewonnen.
Wie alle normalen Menschen. Aber nach diesen
Geschehnissen haben die
Dogianer dieses Gesetzt nun zum ersten Mal, seit Jahrhunderten
wieder
ausgesetzt. Solange Atcitty und sein Clan des Bösen nicht
besiegt sind, solange
haben wir das Schutzschild der Unsterblichkeit zurück erlangt.
Wir sind
unantastbar und unverwundbar. Das hat auch meinen Bruder das
Leben gerettet.
Aber du«, er drehte sich zu ihr um und schaute sie mit
schmerzverzerrter
Mine an. »Du Amy, bist in keinster Weise unverwundbar. Und es
ist ein sehr
gefährlicher Weg, um diese grenzenlose Macht zu erlangen .«
Verzweifelt begann er in den Hosentaschen nach seiner
Zigarettenpackung zu suchen, scheinbar hatte er sie im Auto
vergessen. Michael
fluchte leise vor sich hin und begann unruhig am Flussufer hin
und her zu
laufen.
Amy sagte nichts. Langsam stand sie vom Felsen auf und
ging auf ihn
zu. Sie ließ ihm Zeit, um sich zu sammeln. Er nahm ein paar
kleine Kieselstein
hoch und begann sie mit wütenden, ruckartigen Wurf weit hinein
in das glasklare
Wasser zu werfen.
Michael versuchte auf diese Art seine Gefühle langsam
wieder unter
Kontrolle zu bringen. Er hatte sich schon so unendlich lange
nach ihr gesehnt.
Sich schon so viele Jahre nach ihr verzehrt. Aber er hatte immer
dagegen
angekämpft. Sein Verlangen nach ihr gezügelt.
Seit er die erste Vision von Amy empfangen hatte – vor
knapp neun
Jahren.
In dem Jahr in dem ihre Mutter gestorben war, wurde Amy
von dem Rat
der Gezeiten auserkoren. Wohlwissend, dass sie schon ein
sterbliches Wesen in
dieser jetzigen Welt war.
Aber sie hatte indianisches Blut in sich und sie war
jungfräulich rein
und klar in ihrem gesamten Wesen und Denken. Nichts Böses und
kein schlechter
Gedanke waren in ihr. Das war der Grund, warum sie ausgewählt
wurde. Sie war
die reine menschliche Lilie, die ihm und seinem Stamm, die Hüter
der Lilydoga,
im Kampf gegen Atcitty und dem drohenden Unheil in dieser Welt
beistehen
sollte.
Die Sonne sank langsam tiefer und die Schatten der
hohen Bäume wurden
länger.
Er sah Amy an, versuchte jedoch seine Gedanken vor ihr
zu verbergen.
Wollte nicht, dass sie wusste welche Gefühle sie in
seinem tiefsten
Innersten auslöste. Sie stand ganz dicht vor ihm und jetzt nahm
er ihren
berauschenden Duft wahr. Sie roch ganz leicht nach Lilien und
Maiglöckchen, wie
nach einem Regenschauer im Morgentau.
Weitere Kostenlose Bücher