Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Bescheid
wann es soweit ist .«
Taylor stand vor dem Schießtand, klatschte auffordernd
in seine Hände
und begann abermals nach ihnen zu rufen. Amy lachte laut auf.
»Du weißt schon, dass dein Bruder ein kleiner Tyrann
ist, oder? Den
ganzen Morgen schon hat er mich gequält .«
Michael verschloss ihr noch einmal den Mund mit seinen
Lippen. Dann zog
er einen Grashalm aus ihrem langen, zerzausten Haar und half ihr
liebevoll,
aufzustehen.
»Komm hoch Pauwan. Es ist alles nur zu unserem Guten .«
Er zog sie hoch, umschlang ihre Taille und ging mit ihr
zum
Schiesstand.
»Endlich«, Taylor schaute sie vorwurfsvoll an.
»Ich habe die Schießscheiben im Abstand von 5, 10 und
30 Metern
platziert. Jetzt bist du dran, Bruderherz .«
Er reichte Michael Pfeil und Bogen. An der Pfeilspitze
sah Amy die
dunkle Malachitsteinspitze glänzen und ein leichtes Schaudern
überkam sie.
Insgeheim wusste sie, dass sie eines Tages damit töten würde.
Auch wenn es das
Böse war, auf das sie irgendwann schießen musste. Es würde
unweigerlich den Tod
bringen. Für ihren Feind, oder für sie selbst. Aber sie wusste
auch, dass es
jetzt kein Zurück mehr für sie gab. Und so straffte sie die
Schultern und sah
Michael erwartungsvoll an.
»Dann zeig mir mal was du drauf hast. Ich hoffe nur,
dass du ein guter
Lehrmeister bist. Weil ich wahrscheinlich die totale Niete sein
werde. Ich habe
noch niemals in meinen Leben weder eine Pistole, noch Pfeil und
Bogen in meiner
Hand gehabt .«
Michaels Körper wies nun eine totale Konzentration auf.
Gerade,
aufrecht und voller Energie geladener Spannung richtete er
seinen nackten
Oberkörper auf. Dann übernahm er den Bogen aus Taylors Hand und
wandte sich zu
ihr um.
»Amy, wir werden als erstes üben wie du den Bogen halten musst.
Du musst ein
Gefühl dafür bekommen in welchen Winkel du ihn ansetzt, um die
Pfeilspitze mit
dem Stein abzuschießen. Du musst lernen vollkommen eins zu
werden mit dem
Bogen.
Deine körperlichen Schwingungen, sind zeitgleich auch
die Schwingungen
des Bogens. Du musst deine innerliche Balance vorher genau
berechnen, um sie
auf ihn zu übertragen .«
Sie begannen mit den Übungen.
Er zeigte ihr, wie sie den Bogen spannen musste. Nicht
zu fest, aber
auch nicht zu lasch, so dass der Pfeil seinen Weg verlor und auf
halber Strecke
zu Boden fiel. Sie übten ohne den Pfeil immer wieder nur das
Spannen des
Bogens. Ihre Schulter, an der der Bogen halt fand war schon
lange ein einziger
blauer Fleck, trotz des Schulterpolsters welches sie schützen
sollte.
Nach zwei unendlich langen Stunden bekam sie ein
einigermaßen gutes
und innerliches Gefühl für den Spannung Verlauf. Michael küsste
sie zärtlich
auf die Stirn.
»Tapfere kleine Squaw. Jetzt werden wie es Mal
versuchen und einen
Pfeil auf die Zielscheiben zu schießen. Komm, ich zeige dir wie
man den Pfeil
in den Bogen spannt. Du musst lernen visuell die Entfernung zu
deinem Ziel
abzuschätzen. Trainiere deine Augen, Amy. Nimm die Einflüsse wie
das Licht, den
Abstand und die Neigung deines gesamten Umfeldes wahr. Wenn du
die Größe deines
Zieles in deinen Gedanken richtig ermitteln kannst dann hast du
einen ersten,
wichtigen Ansatzpunkt wie weit der Distanzabstand zwischen euch
ist.
Du kannst dein Ziel nur erreichen und treffen, wenn es
dir mental
gelingt auch nur die kleinste Unstimmigkeit im Bewegungsablauf
zu erspüren .«
Amy nickte ihm zu, auch wenn sie die dumpfe Ahnung
beschlich,
überhaupt nichts verstanden zu haben. Sie fühlte sich wie ein
Vollidiot.
»Gut, dann drehe dich jetzt langsam in Richtung
Zielscheibe. Lege
deinen Kopf nun ganz leicht in den Nacken. Halte deinen
Oberkörper dabei gerade
und aufrecht. Lass die Schulter unten. Dein Bogenarm muss immer eine Linie bilden. Von deinem Handgelenk, deinem
Unterarm bis zu
deiner Schulter. Ja, du machst es ganz gut, soweit .«
Michael nickte ihr zufrieden zu.
»Nun beginnst du ganz langsam und mit Gefühl, den Bogen
zu spannen.
Fixiere dein Ziel. Gut, nun führe unter gleichmäßiger Spannung
deine Zughand
eng zu deinem Gesicht. Nein«, rief er ihr zu, »nicht den Kopf
bewegen .«
Er kam auf sie zu, stellte sich hinter Amy und umfasste
von hinten
ihren Arm.
»Schau, du musst mit deinem Ellenbogen und der
Bogenhand eine einzige
Kraftlinie bilden. Ganz wichtig ist, dass
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