Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
dabei brachte ihn der
Presslufthammer in seinem Kopf fast um. Barfuß durchquerte er
den Flur, öffnete die Küchentür und nahm den Geruch von
gebratenem Speck und Eiern war, gepaart mit einer scheinbar sehr
fröhlichen Amy. Damit hatte Robert nicht gerechnet. Eher das sie
ihn mit einer gezückten Bratpfanne erwartete, um sie ihn über
den Kopf zu schlagen. Dementsprechend verdattert starrte er sie
an.
»Guten Morgen
Robert, setzt dich. Das Frühstück ist gleich fertig«, rief sie
ihm über die Schulter zu. Sprachlos zog er einen Stuhl heran und
setzte sich. Nein, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht,
das spürte er. Nachdenklich fuhr er sich über die Stirn.
»Babe, ich habe
entsetzliche Kopfschmerzen. Du hast nicht zufällig meine
Tablettenpackung gefunden, die in meiner Jackentasche war?«,
fragte er lauernd.
Amy kam mit der
dampfenden Kaffeekanne an den Tisch.
»Wenn du damit die
Antidepressivum meinst - ja, die habe ich gefunden«, zwitscherte
sie fröhlich, »und ich habe sie durch die Toilette gespült.«
»Du hast was…?«
Entgeistert sah er sie an.
Gelassen füllte
Amy seinen Becher mit Kaffee.
»Ich habe sie die
Toilette runtergespült«, wiederholte sie.
»Ab heute werde
ich dafür sorgen, dass du dieses Teufelszeug nicht mehr
anrührst. Und ich habe noch etwas anderes getan. Ich habe heute
Nacht in der internationalen Datenbank für Knochenmarkspenden
nachgeforscht. Du bist dort gar nicht eingeschrieben. Warum
nicht?«
Robert wich ihrem
fragenden Blick aus und starrte aus dem Fenster.
»Warum wohl? Ich
bin ein Junkie und bei einem Sensibilitätstest würden sie das
anhand meiner Leberwerte sofort herausfinden und mich umgehend
vom Arztstudium suspendieren«, murmelte er.
»Nein. Das werden
sie nicht, weil sie nichts davon erfahren. Ich habe heute Morgen
mit deinem Doktorvater telefoniert und dich krankgemeldet. Dr.
Elliott vom Hope-Center hat ihm deine Krankenmeldung schon
gefaxt. Du hast einen eingeklemmten Nerv im rechten Unterarm und
musst dich damit mindestens eine Woche lang schonen, falls dich
jemand fragt«, erzählte Amy fröhlich.
»Ich habe vier
freie Tage und die wirst du hier mit mir zusammen im Haus
verbringen. Wir werden deinen Körper soweit es in 96 Stunden
möglich ist, entgiften. Und danach wird Elliott dich einem
Sensibilitätstest unterziehen. In der Klinik wartet ein kleiner,
sechsjähriger Junge dringend auf eine Knochenmarkspende und
vielleicht bist du ja der geeignete Kandidat für ihn.«
»Du glaubst doch
nicht im Ernst, das mein drogengefüllter Körper für eine Spende
infrage kommt?«
Angewidert schob
er den Kaffeebecher in die Mitte vom Tisch. Ohne seine tägliche
Dosis Tabletten war er gegen so banale Gerüche wie Kaffee
hochgradig allergisch.
»Doch das glaube
ich«, erwiderte Amy im ernsten Ton und setzte sich ihm gegenüber
an den Tisch.
»Jeder Mensch hat
einen bestimmten Wert in seinem Leben und deinen werden wir in
vier Tagen von Elliott prüfen lassen. Da deine Teufelspillen
normalerweise nicht in die direkten Stammzellen eindringen,
haben wir gute Chancen.«
Verblüfft blickte
Robert sie an. Ein paar Minuten lang sagte keinen von beiden
etwas, bis die Türglocke ihr Schweigen beendete und Robert
gepeinigt zusammenzuckte. Das Klingeln hallte in seinem Kopf wie
das Echo einer Turmglocke. Amy tätschelte mitfühlend seine Hand,
bevor sie aufstand.
»Das«, sagte sie
fröhlich, »wird sicherlich Mahu sein. Ich habe sie um Hilfe
gebeten und sie hat versprochen, dir eine Kräutermischung
herzustellen, die deine Entzugsschmerzen etwas lindern wird.«
Robert kippte bei
dieser Aussage fast vom Stuhl und blickte ihr entgeistert nach,
als sie zur Tür ging und diese mit Schwung öffnete. Ihm schwante
grauenvolles.
Barafu ya Dunia
D as
Donnern der gigantischen Eisschollen, die sich wieder und wieder
aufbäumten und gegen die Steilklippen von Barafu ya Dunia
krachten, vermischte sich mit dem ohrenbetäubenden Rauschen des
aufgepeitschten Meeres. Die Wellen brachen sich an den
meterhohen Felsen der Klippen und mit jeder erneuten, heftigen
Windböe, sprühten Millionen von Salztropfen wie ein weißer
Funkenregen durch die dunkle Nacht.
Mittelgroße
Eisbrocken stürzten tosend in die dunkle und aufgeschäumte
Gischt des Wassers, trieben ein Stück weit hinaus, nahmen Anlauf
und krachten mit der
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