Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Seeufers lieferte er sich mit vier Läufern gleichzeitig einen
erbitterten Kampf. Die Gestalten attackierten ihn hart, aber
gegen seine schnellen Reaktionen kamen sie auch zu viert kaum
gegen an. Einem nach dem anderen schmetterte Michael ab und
schlug sie danach zu Boden. Danach glitt er durch die Luft zu
Sebastién und Taylor, die jenseits der Berge auf einem
Felsplateau am linken Ufer des Wasserfalls, mit einer
unübersichtlichen Zahl von Läufern kämpften. Der Siegelring mit
der diamantenerwärmten Platinfassung, den jeder Geisterkrieger
am kleinen Finger trug, war tatsächlich die einzig wirksame
Waffe im Kampf gegen diese satanischen Wesen. Genauso wie
Michael es vorhergesehen hatte.
Nachdem man sie
mit dem Siegelring in der Mitte ihres Nackens getroffen hatte,
fielen die Läufer bewusstlos zu Boden. Amy stand jenseits des
Feldes. Da sie noch immer eine verletzbare Sterbliche war,
konnte sie nur von hier aus Michaels geliebte Gestalt mit ihren
Blicken folgen. Auf einmal weiteten sich ihre Augen und sie
musste entsetzt mit ansehen, wie sich die beiden
Marionetten mit Raha zusammen auf Michael stürzten.
Er versuchte sich
mit stahlharter Kraft gegen sie zu wehren. Amy schloss ihre
Augen und versuchte sich ihm mental zu nähern, aber er schien
sie immer noch nicht zu bemerken. Und dann stieß Raha zu und
versetzte Michael einen harten Tritt in den Unterleib. Mit einem
lauten Knacken fiel Michael rückwärts auf das Felsplateau. Er
spürte einen heftigen Schmerz als sich der spitze, aus dem Boden
ragende Stein zwischen seine Schulterblätter bohrte und tief in
das Tapuat-Tattoo eindrang – und dann brach der Bann des
Vergessens.
Die Gedanken
strömten wie heiße Lava durch seine Adern, als seine Erinnerung
wieder einsetzte. Er spürte Amy Anwesenheit in dem Moment, als
sein Gehirn wieder anfing zu atmen und fühlte sofort, dass seine
Gefährtin in Gefahr war. Seine Fangzähne kamen zum Vorschein und
blitzten im fahlen Licht des Mondes auf. Michael las ihre
Gedanken und mit letzter Kraft drehte er sich in ihre Richtung
und sandte ihr eine Vision.
»Nein! Amy tu es
nicht… lauf weg… schnell!«
Er wollte zu ihr
rennen aber er konnte sich nicht bewegen. Rahas Marionetten
hielten ihn mit ihren Armen fest und presste seinen Körper immer
tiefer auf die Steinspitze. Und Raha beugte sich siegessicher
runter - bereit Michael mit seinem giftigen Stachel zu töten.
Als Amy das sah, zögerte sie keine Sekunde mehr.
Sie blickte kurz
zum Himmel. Danke Gladys, flüsterte sie und atmete noch einmal
kurz durch. Dann trat sie aus den Schatten der Bäume hervor, bis
sie in der Mitte der mondbeschienenen Lichtung stand.
»Raha! Wenn du die
Quelle von Arce suchst, dann komm her. Ich trage sie in meinen
Körper«, rief sie.
Ihre laute Stimme,
die sich durch die Berge in ein vielfaches Echo verwandelte,
hallte dröhnend über das gesamte Feld. Gleichzeitig verwandelte
sich ihr frösteln in Angstschauer, denn ihr Körper war nur halb
so stark wie ihre Stimme vermuten ließ. Doch ihre Augen waren
starr auf Michael gerichtet.
Ben wollte auf sie
zu rennen und ihr helfen, aber Milton hielt ihn mit einer
energischen Handbewegung zurück.
»Mein Sohn, sie
hat recht. Er ist vielleicht die einzige Chance um Michael zu
retten und zeitgleich Raha auszuschalten.«
Ben sah ihn
zweifelnd an und wollte gerade zum Protest ansetzten, als Milton
ihm das Wort abschnitt. Mit einer unglaublichen Willenskraft
übersandte Amy ihn eine Vision und er nickte ihr leicht zu.
»Sie wird
versuchen seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sodass Raha
seine Vorsicht vergisst und sich mit seinen beiden anderen
Körpern vereint«, flüsterte er Ben zu.
»Damit lenkt sie
ihn von Michael ab. Du weißt, dass das unsere einzige
Chance ist. Nur wenn er mit seinen Marionetten vereinigt ist,
können wir sie vernichten.«
Ben dämmerte
langsam, was sie im Begriff war zu tun.
»Vater, er wird
sie töten«, flüsterte er erregt.
»Nein. Amy ist ein
kluges Mädchen und weiß was sie tut… es könnte klappen.«
Ben starrte von
seinem Vater zu Amy, die er mittlerweile wie eine eigene
Schwester ins Herz geschlossen hatte. Ihr Blick war starr auf
Raha gerichtet. Sie riss mit einer einzigen Bewegung ihre
Bluse auf. Ihr nackter Oberkörper glänzte im silbernen Licht des
Mondes hell auf. Und dann stieß sie sich mit
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