Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
jedoch noch den Gezeiten-Bund schließen. Dieser Bund vermischt
das Blut mit euren Seelen und vereinigt euch damit zu
unsterblichen Gefährten.«
Nachdem Amy auch
zu diesen Worten heftig nickte, fühlte sie sich von allen Seiten
umarmt und nahm mit Michael zusammen erfreut alle Glückwünsche
entgegen.
****
Rebecca hatte
Emily so lange bekniet, sie zu Ben zu fahren, das diese
schließlich nachgegeben hatte. Eigentlich wollte sie zuhause
bleiben und auf Robert aufpassen. Außerdem war sie stark
beunruhigt über die Tatsache, dass Amy sich gestern Nachmittag
so komisch verhalten hatte und heute Morgen auch nicht zum
Frühstück erschienen war. Nach einem Blick in ihr Zimmer stellte
Emily fest, dass das Bett unberührt war und Amy anscheinend die
ganze Nacht weggewesen war. Nachdem Rebecca nicht aufhörte zu
betteln, überzeugte sich Emily mit einem Blick ins
Gästezimmer, das Robert noch immer schlief.
Danach
kontrollierte sie, dass alle Fenster und Türen verriegelt waren
und schloss die Eingangstür dreimal ab. Als sie das Haus in den
Bergen erreichten, sprang Rebecca heraus und winkte ihr dankbar
nach. Emily wendete und fuhr wieder nach Hause.
Nachdem Rebecca
vergeblich mehrere Mal die Türklingel geläutet hatte, ging sie
langsam um das Haus herum. Vielleicht war Ben bei den Pferden
oder im Tempel. An der Pferdekoppel hielt sie kurz an, konnte
ihn allerdings auch hier nicht entdecken. Dafür kam Yuma
fröhlich auf sie zugetrabt und rieb seinen Kopf vertrauensvoll
an ihren Arm. Rebecca lachte auf und ohne Angst schiegte sie
sich kurz an seinem warmen Hals.
Nach einem
Rundgang durch die Ställe, beschloss sie schließlich zu dem
Tempel zu gehen und dort nach Ben zu suchen.
Sie stand draußen
vor dem Garten-Tempel und wollte gerade anklopfen, als sie die
leisen Stimmen hinter der nur angelehnten Tür vernahm und ihren
Namen fallen hörte. Instinktiv blieb sie vor der Tür
stehen und lauschte.
Dabei hörte sie,
das alle in eine heftige Diskussion verwickelt waren und
überlegten, wie sie ihr und ihren Eltern Rachels Tod erklären
sollten.
Zumal es keine
Leiche von Rachel gab, weil diese auf dem Schlachtfeld verbrannt
wurde. Nachdem sie anhand der Gesprächsfetzten mitbekommen
hatte, warum ihre Schwester gestorben war, öffnete sie die Tür
und betrat den Saal. Alle Augenpaare starrten sie entsetzt an.
Amy wollte auf sie zueilen, aber Rebecca wehrte sie mit einer
Handbewegung ab.
»Ich habe alles
mit angehört - es ist gut so wie es ist. Wenigstens ist Rachels
Seele jetzt von dem Bösen befreit und frei…«, sie stockte kurz,
»das ist sie doch, oder?«
Mahu kam auf sie
zu und nahm sie fest in die Arme.
»Ja, das ist sie
sicherlich. Rachels Seele ist jetzt auf eine lange und befreite
Reise gegangen.«
»Dann ist es gut
so wie es ist…«
Rebecca strich
sich mit einer hilflosen und fahrigen Bewegung die Haare aus dem
verweinten Gesicht.
»Ich meine, es ist
so schrecklich. Sie hat ihren Körper mit so vielen
bedeutungslosen Männern geteilt, bis sie zum Schluss ihre Seele
verkauft hat.«
Tränen liefen
unaufhörlich über ihr Gesicht und Ben blickte sie mitleidig und
gleichzeitig ängstlich an. Er befürchtete, dass sie gleich einen
Zusammenbruch bekam. Stumm trat er vor und Mahu ging in den
Hintergrund. Ben nahm tröstend ihre kleine Hand in die seine,
die sie dankbar drückte, bevor sie weitersprach.
»Es ist alles so
furchtbar. Ich habe meine Schwester so sehr geliebt, aber…
irgendwie kann ich sie verstehen. Sie hat ihr ganzes und kurzes
Leben immer nur nach Anerkennung und ehrlicher Liebe gesucht.
Das mit Raha - das sie ihre Seele verkauft hat, das ist nicht
wieder gutzumachen. Vielleicht hat sie wirklich geglaubt, dass
er derjenige ist der ihre verletzte Seele retten würde… ich weiß
es nicht und sie kann es mir auch nicht mehr sagen…«
Ihre Stimme brach.
»Trotzdem kann ich
sie nicht hassen. Wenn ich an sie denke… so wie jetzt«, weinte
sie, »dann denke ich an sie mit all meiner Liebe. Sie war doch
meine Schwester.«
Rebecca verspürte
eine tiefe Leere und Traurigkeit in ihrem Herzen. Und
gleichzeitig verspürte sie jetzt zum allerersten Mal in ihren
Leben den Wunsch, eine eigenständige Entscheidung zu treffen.
Diesmal durfte sie sich nicht hinter ihrer Ängsten verstecken
und Bens Familie die Last der Entscheidung
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