Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
als stolz auf dich sein
meine Tochter, glaub mir.«
Danach erhob er
sich und mit einem Blick zu seinen Sohn sagte er: »Kümmere dich
um Amy. Ich werde mich jetzt in den Tempel zurückziehen, die
Dogianer wollen mich sprechen. Sie erwarten einen ausführlichen
Bericht. Versucht ein wenig zu schlafen. Die nächsten Stunden
und Tage werden sehr anstrengend werden.«
Mit diesen Worten
nickte er ihnen zu und verließ lautlos das Zimmer.
****
Michael glitt auf
sie zu und hob sie zärtlich auf seinen Arm. Dann flog er mit ihr
in sein Schlafzimmer, legte sie unendlich sanft aufs Bett,
streifte ihre Schuhe ab und zog ihre Bluse von der Schulter.
Sanft beugte er sich runter und küsste ihre Narbe, bevor er ihr
vorsichtig das Nachthemd überstreifte. Dabei atmete er ihren
ureigenen Duft ein, den er auch immer wieder in seiner geistigen
Abwesenheit in der Nase wahrgenommen hatte.
Er streifte sein
Hemd ab und legte sich vorsichtig neben sie. Amys Gefühle fuhren
unterdessen Karussell. Sie war total erschöpft von dem Tag. Ihre
erneute Verletzung und die tiefe Trauer um ihre Freundin Rachel
übermannte sie. In Gedanken kamen alle ihre Erlebnisse wieder an
die Oberfläche.
Ihre gemeinsamen
Ausflüge in den Grand Canyon, die lustige Abende im Bungalow und
ihre gemeinsame Arbeit auf der Station des Krankenhauses.
Rachels kecker Blick, wenn ihr ein Junge gefiel und sie den Kopf
leicht schief legte. Daran hatte Amy immer erkannt, dass sie im
Begriff war zu flirten.
Ihr Esprit, wenn
sie erfolgreich versuchte, Problemen aus dem Weg zu gehen und
ihre teils von schwarzem Humor durchzogenen, frechen Sprüche.
Rachel war niemals perfekt - aber darauf hatte sie auch nie
einen Anspruch erhoben.
Sie war immer das,
was sie auch verkörperte, sie war immer einhundert Prozent
Rachel gewesen - und jetzt war sie nicht mehr da. Amy schluckte
die Tränen runter, die ihr heiß aus den Augen quollen.
In diesem Moment
wurde ihr bewusst, das die Freundin nie wieder durch diese Tür
kam.
Nie wieder ohne
anzuklopfen burschikos in ihr Zimmer stürmte und ihr nie wieder
von ihrem neuesten Lover erzählen würde. Ihre Streitigkeiten und
nächtliche Kissenschlachten - all das war vorbei - Rachels
Stimme war für immer verstummt. Amy schüttelte ein heftiger
Weinkrampf. Erst jetzt, wo ihr Körper zu Ruhe gekommen war,
registrierte sie die volle Dimension von niemals wieder. Sie
war wie erstarrt und von Kummer überwältigt.
Michael hatte ihre
Gedanken mitgelesen, doch er mischte sich nicht ein und ließ sie
gewähren. Der Kummer und die Tränen halfen ihrer Seele sich zu
regenerieren und mit dem Schicksalsschlag fertig zu werden.
Tröstend strich er
ihr übers Gesicht, küsste ihre Tränen fort und wartete ab.
Michael konnte
ihre Gefühle mehr als gut nachvollziehen. Lanus Verrat und sein
Tod hatte ihn auch verletzt und betroffen gemacht.
Aber manchmal gibt
es im Leben Stationen, an denen man von den besten Freunden
Abschied nehmen musste - auch wenn man es nicht wollte. Denn
jede Seele war von seinem Besitzer abhängig und musste folgen,
was dieser wollte.
Rachel und auch
Lanu hatte sich beide unabhängig voneinander entschieden und
sich der schwarzen Seite der Macht verschrieben.
Nun war es an
ihnen, den Überlebenden, mit dem Verlust und dem Kummer zu
leben. Amy wurde immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt. Doch
irgendwann siegte endlich die Müdigkeit über ihren geschundenen
Körper und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.
Erst als er ihren
gleichmäßigen Atem des Schlafens vernahm, erlaubte sich auch
Michael, sich zu entspannen und schloss erschöpft seine Augen.
Die bereits
aufgehende Sonne schien durch die Jalousie ins Fenster und warf
ihre zartrosa und malvenfarbenen Strahlen auf die tief
verschlungenen Körper im Bett.
****
Am nächsten Tag
war die ganze Familie mit Amy und Michael im Gartentempel
versammelt und Milton erzählte ihnen, was der weise Rat ihm
berichtet hatte.
»Die Dogianer sind
sehr stolz auf Amy und werden in den nächsten Tagen die
Gezeiten-Reise vorbereiten - wenn sie es noch immer will und
sich alles gut überlegt hat.«
Michael sah bei
den Worten von seinem Vater liebevoll zu Amy, die in seinen
Armen lehnte und ihm jetzt bejahend zunickte.
Auch Milton hatte
sie beobachtet und ein kleines Lächeln stahl sich auf seine
Lippen.
»Vorher müsst ihr
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