Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Rührei braten und dann mit euch zusammen essen.«
Verärgert schloss
Amy die Augen. Jetzt hatte sie genug von der Scharade und war
keine Minute länger mehr bereit, die ständigen Bevormundenden
ihres Vaters zu ertragen.
»Dad! Ich möchte
mit dir reden, sofort. Komm mit ins Wohnzimmer.«
Wütend stürmte sie
aus der Küche. Thomas zog verärgert die Augenbrauen zusammen und
folgte ihr missmutig. Beide ließen einen völlig überraschten
Robert am Tisch zurück. Als Thomas das Wohnzimmer betrat, stand
Amy mit dem Rücken zu ihm und blickte tränenblind in den weißen
Schnee hinaus. Sie fühlte, dass sie jetzt eine Entscheidung
treffen musste und drehte sie sich schweren Herzens zu ihm um.
»Dad, ich weiß
nicht was mit dir passiert ist, aber du versuchst andauernd mich
von der gesamten Umwelt abzukapseln und lässt keinen mehr an
mich heran. Denkst du wirklich, dass ich so meine Gefühle auf
Steve übertrage?«
Thomas zuckte
leicht zusammen. Amy schien seinen Gedanken gefährlich nahe zu
kommen.
»Ich bin dir
wirklich sehr dankbar, dass du dich so lieb um mich gekümmert
hast. Aber versuche bitte nicht, deine Lebensträume auf
mich zu projizieren. Ich liebe Steve nicht und werde es auch
niemals tun. Mein Leben bestimme ich selber und dazu gehört
Michael.«
Angespannt spielte
sie mit ihren Fingern, dann sah sie ihren Vater herausfordernd
an.
»Hast du
irgendetwas zu Michael gesagt, was ihn seit Wochen davon abhält
zu mir zu kommen?«
Fragend sah sie
ihn an und Thomas fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut.
»Amy, ich möchte
doch nur das Beste für dich. Dieser Michael ist es definitiv
nicht. Du musst doch merken, dass ihr gar nicht zueinander passt
und dass er mit seiner Familie irgendein Geheimnis zu verbergen
versucht. Denke nicht, dass ich so dumm war, die Geschichte mit
den Bären zu glauben, der dich angeblich fast zerfleischt hat.«
Er ignorierte Amys
Frage bewusst und spielte nachdenklich mit dem Füller, der auf
dem Tisch lag. Seine Pläne standen fest und er würde es nicht
zulassen, dass sie sein Kartenhaus zum einstürzen brachte.
»Amy, dieser Mann
ist nicht gut für dich. Aber mit Steve hast du einen Partner
fürs Leben. Er kann uns…“, Thomas räusperte sich nervös, »ich
meine natürlich dir… er kann dir so viel bieten. Seine
Familie ist reich und einflussreich. Damit bist du für immer
versorgt. Darum will ich, dass du meinen Rat befolgst und Steve
heiratest. Dann wird alles wieder gut.«
Fast hypnotisch
blickte er sie an und Amy überkam ein unbestimmtes Frösteln.
»Mein Leben war gut, so wie es vorher war, Vater. Ich frage dich noch einmal:
Was hast du zu Michael gesagt, das er von mir fernhält?«
Der Blick seiner
Augen wurde starr und sie erkannte an seiner Haltung, dass er
nicht bereit war, darüber zu reden. Müde strich sie sich die
Haare aus dem Gesicht und unterdrückte ein Schluchzen. Sie
wusste nicht, warum ihr Vater so verändert und herrisch war,
aber sie hatte ihre Wahl getroffen.
»Dad, es tut mir
leid. Ich möchte, dass du und Steve so schnell wie möglich
abreist, damit ich mein normales Leben wiederbekomme.«
Die Tränen
strömten ihr jetzt über das Gesicht und aufstöhnend drehte sich
Amy wieder zum Fenster um. Das zu sagen, tat ihr in der Seele
weh. Aber sie spürte, dass ihr Vater irgendetwas getan hatte, um
Michael von ihr fernzuhalten - und ihr damit die Luft zum Atmen
genommen hatte. Müde lehnte sie ihr überhitztes Gesicht gegen
die gefrorene Fensterscheibe. Ihr war ihr klar, dass sie ihn mit
ihren Worten vor dem Kopf stieß aber auch er hatte sie vor
vollendeten Taten gestellt, ohne dass sie es wollte.
»Jetzt hör mir mal
gut zu junge Dame. Solange du von meinem Geld lebst, wirst du
das tun, was ich will«, zischte er in ihr Ohr und griff
wutentbrannt nach ihrem Arm.
»Lassen sie ihre
Tochter in Ruhe, Professor. Ich denke, sie sollten ihren Wunsch
respektieren.«
Robert stand
unvermittelt in der Mitte des Zimmers. Jetzt kam er langsam
näher, löste Amy aus Thomas eiserner Umklammerung und zog
sie wortlos mit sich aus dem Zimmer. In der Küche ließ er sie
los und fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar.
»Verdammt nochmal,
gibt es in diesem verfluchten Haus nichts Alkoholisches zu
trinken?«
»Doch, drüben im
Wandschrank steht glaube ich noch eine Flasche Whisky«, murmelte
Amy.
Sie war
Weitere Kostenlose Bücher