Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Krankenhaus an deinem Bett verbracht hat,
begann er scheinbar nachzudenken. Dass er bankrott war, wollte
er dir nicht erzählen. Er spürte, dass Steve noch immer in dich
verliebt ist und kam so auf eine andere Idee. Er wusste, dass
seine Eltern sehr vermögend sind. Also hat er Steve einen Deal
vorgeschlagen…«
Amy keuchte
erschrocken auf, denn sie ahnte was Michael ihr gleich erzählen
würde. Tropfenweise drang die Erkenntnis in ihr Bewusstsein und
jetzt verstand sie auch die andauernden Manipulationsversuche
ihres Vaters.
»Sprich weiter«,
forderte sie erstickt.
Michael kam ihrer
Aufforderung nur zögernd nach.
»Der Deal warst
du. Thomas versuchte, dich mit aller Macht mit Steve zu
verheiraten. Als Gegenleistung würde dein Vater dann, nach eurer
Hochzeit, ein Darlehen von Steve und seinen Eltern bekommen.
Darum war Thomas mir und unseren Freunden gegenüber immer so
ablehnend. Er hatte panische Angst, dass wir seine Pläne
durchkreuzen.«
Als er geendet
hatte, setzte Michael sich im Schneidersitz vor dem Kamin und
blickte stumm in die knisternden Flammen. Es war nicht sein Plan
gewesen, ihren Vater in einem schlechten Licht erscheinen zu
lassen. Doch ohne diese vollkommene Offenheit hatte Amy niemals
eine Chance, das Geschehene zu begreifen.
Hinter sich
vernahm er ihr leises Weinen und fühlte kurz danach, wie sich
ihr zarter Körper an seinen Rücken drückte. Sie schmiegte den
Kopf an seine Schulter und schlang ihre Armen um seine Hüften.
Mitfühlend berührte er ihre Hand und unendlich sanft begann er
seine Finger mit ihren zu verflechten.
Michael hasste es,
sie so leiden zu sehen. Er hatte sich bewusst wochenlang von ihr
zurückgezogen und ihr damit die Möglichkeit gegeben, frei über
ihr Leben zu entscheiden. Und darum konnte er es nicht zulassen,
dass Thomas ihr das Recht zur Selbstbestimmung nahm, egoistisch
über ihr Leben bestimmte und sie mit seinen Manipulationen
ruinierte.
Nach langen
Minuten des Schweigens begann sie sich langsam zu beruhigen.
»Er war meiner
Mutter ein guter Ehemann und als alleinerziehender Vater war er
das ganzes Leben lang perfekt für mich. Ich verstehe nicht, was
ihn dazu bewogen hat so etwas Irrationales zu machen und ich
werde lange brauchen, bis ich ihm verzeihen kann.«
Michael fühlte,
wie ihre Tränen langsam sein Flanellhemd durchweichten und
bemerkte, dass sie vor Kälte zu zittern begann. Vorsichtig löste
er sich aus ihrer Umarmung und stand auf. Dann hob er sie hoch
und trug sie behutsam zum Bett. Amy sah angstvoll zu ihm hoch.
»Verlässt du mich
jetzt wieder?«
Zutiefst bewegt
blickte er in ihre smaragdgrünen, traurigen Augen.
»Nein Amy. Wenn du
mich noch immer willst, dann bleibe ich bei dir - diesmal
für immer.«
Ein Lächeln
erschien auf ihrem blassen Gesicht und sie schlug einladend die
Bettdecke zur Seite. Michael zog sich aus, seine Jeans glitt
achtlos zu Boden und dann schlüpfte er zu ihr unter die warme
Decke. Ihr Körper erbebte, als er sie fest an seinen warmen und
harten Körper zog und sie seufzte zufrieden auf.
»Ich bin so froh,
dass du endlich wieder bei mir bist. Seit Tagen habe ich neue
Visionen, die ich nicht deuten kann und mir ist dabei immer so
unendlich kalt.«
Michael presste
die Lippen auf ihren Mund und hinderte sie so am weitersprechen.
»Denk nicht mehr
daran. Ich werde dich beschützen, egal was es ist.«
Dankbar kuschelte
sie sich fest in seine Arme. Michael aber hatte sich bei ihren
Worten unmerklich versteift. Er musste gar nicht erst
nachfragen, worum es in ihren Visionen ging, er ahnte es. Doch
jetzt war es zu spät. Amy hatte sich endgültig für ein Leben mit
ihm entschieden und jetzt lag es an ihm, sie zu
beschützen. Solange sie noch nicht die Reise der Gezeiten
durchlaufen hatte, war sie verwundbar und das machte ihm
entsetzliche Angst. Zärtlich zog er ihren Körper an sich und sah
Amy an.
Sie war schon fest
eingeschlafen.
****
Schweigend stand
Amy am nächsten Morgen vor dem Haus und beobachtete ihren Vater,
der gerade voller Wut das Gepäck in den Kofferraum seines Wagens
schmiss. Traurig seufzte sie auf. Die Fronten waren seit gestern
Abend verhärtet und es würde sehr lange dauern, bis sie ihm
diesen tiefen Vertrauensbruch vergeben konnte. Hinter ihr
tauchte Steve auf der Terrasse auf. Abwertend blickte er auf
Michaels Arm, den
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