Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
einem saftigen und blutroten Farbton
durchzogen.
Irgendwann würde
sie etwas blasser werden. Milton hatte ihr versprochen, dass in
einem Jahr, nach der plastischen Operation, fast nichts mehr
davon zu sehen war. Mechanisch begann sie ihr hüftlanges Haar zu
bürsten und zog sich ihr seidenes Nachthemd über den Kopf.
Danach schlüpfte sie unter die Bettdecke und blickte in die
hellen und knisternden Flammen des Kamins. Der Tag hatte so
vielversprechend und lustig begonnen und war dann in einer
Achterbahn der Gefühle versunken. Erst der Streit mit ihrem
Vater, der sie beinahe hasserfüllt angesehen hatte und dann das
Wiedersehen mit dem über allem geliebten Mann.
Fröstelnd zog sie
die Bettdecke höher. Sie spürte einen kalten Lufthauch und die
bodenlangen Gardinen begannen sich flauschig auf und ab zu
bewegen. In der sternenklaren Nacht sah sie die Gestalt seines
schneeweißen Pumakörpers durch die Luft flirren, begleitet von
eisblauen Augen und atmete erleichtert auf.
Nach seinen Sprung
auf ihren Balkon durchbrach er die Dimension. Amy beobachtete,
wie das Mondlicht sein Gesicht anstrahlte und dann stand er mit
seinem muskulösen und männlichen Körper mitten in ihrem
Schlafzimmer.
»Ich hab dich
vermisst. Tue mir das nie wieder an, sonst werde ich dich töten«, flüsterte sie kaum hörbar und sprang in seine
ausgebreiteten Arme.
Sie verspürte ein
allmächtiges Bedürfnis sich bei ihm anzulehnen und ihre Sorgen
und ihren tiefen Kummer auf seine breiten Schultern ab zu legen.
Michael fühlte die Wärme ihres Körpers und umarmte sie behutsam.
Seine Finger begannen wie von selbst durch ihr seidiges Harr zu
gleiten und aufstöhnend fanden sich ihre Lippen. Er legte all
seine aufgestauten Emotionen in seinen Kuss und schmeckte dabei
ihren berauschenden, süßen Atem.
Langsam versenkte
er sein Gesicht in ihre kleine Kuhle am Hals und Amy begann
zärtlich seinen Nacken zu streicheln. Mein Gott, dachte er, auch
in hunderten von Jahren würde sie die Macht über seinen Körper
und seinem Herzen besitzen. Sie waren füreinander bestimmt.
Endlich, nach der
gequälten Zeit des langen Wartens, die sie beide hinter sich
hatten, hörte er auf zu zweifeln und machte seinen Seelenqualen
ein Ende. Amy küsste ihn zärtlich und berührte sein Gesicht.
»Warum bist du so
lange weggewesen, was habe ich falsch gemacht?«
»Du hast gar
nichts verkehrt gemacht«, hilflos versank sein Blick in ihren
smaragdgrünen Augen. Abrupt wendete er sich ab und starrte in
die Dunkelheit. Doch er war ihr eine Antwort schuldig und so
drehte er sich langsam wieder um und begann zu erzählen.
»Dein Vater
wollte, dass ich mich von dir fernhalte. Ich habe es nicht ihm
zu Liebe getan, aber meine Angst dich in meine Welt mitzunehmen,
saß immer noch zu tief in mir. Nur darum ging ich auf seinem
Handel ein. In der Hoffnung, dass du dich tatsächlich von mir
lösen wirst und ein normales Leben findest.«
Michael konnte Amy
nicht mehr länger in die Augen sehen, denn er musste sie mit
einer Nachricht konfrontieren, die ihre normale Welt aus den
Angeln hob und ihren Vater in einem anderen Licht darstellte.
Schweigend trat er
an den Kamin und starrte grübelnd in die Flammen.
»Amy, dein Vater
hat sich seit einiger Zeit verändert. Seit er Damian, einen
neuen Kollegen an der Universität begegnet ist. Sie haben sich
angefreundet und sich ab und an auf ein Bier getroffen, ganz
harmlos. Bis Damian ihn eines Abends ins Spielcasino mitnahm.
Dein Vater wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dieser
ein professioneller Spieler, mit einem sehr glücklichen Händchen
war. Thomas hat an diesem Abend auch gespielt - allerdings mit
sehr viel weniger Glück. Milton hat es durch unsere Freunde im
Casino in Erfahrung gebracht. Thomas verbringt seit diesem Abend
jetzt jede Nacht im Spielcasino und hat so ziemlich alles
verloren. Dein Elternhaus ist inzwischen durch eine doppelte
Hypothek belastet und die Schuldner sitzen deinen Vater im
Nacken.«
Michael schwieg
angespannt und blickte in den Spiegel über dem Kamin. Darin sah
er Amys zarte Gestalt hinter sich und konnte die Bestürzung in
ihren Augen lesen. Ihr trauriger, fassungsloser Anblick zerriss
ihm das Herz und er versuchte Thomas zu verteidigen.
»Dein Vater war am
Anfang, nach deinem Unfall, wirklich sehr betroffen. Aber in den
vielen Tage, die er im
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