Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Alles, was sich mir in den Weg stellt, werde ich
vernichten und in deine Welt bringen.«
»Vizuti y
Kuwakaribisha, Lanu. Ningependa kupata moyo wako.« Mit diesen
Worten bewegte sich die Lichtgestalt auf Lanu zu. Michael konnte
nur hilflos mit ansehen, wie er die rechte Hand ausstreckte
irgendetwas mit satanischer Härte mitten in Lanus Herz stieß.
Mit Tränen in
Augen musste Michael mit ansehen, wie seines Bruders Seele sich
auf die schwarze Seite der Welt begab und es zerriss ihm das
Herz.
Aber es war
unwiderruflich zu spät.
»Was hast du nur
getan, mein Bruder«, flüsterte Michael mit schmerzerfüllter
Stimme.
»War es das
wirklich wert?«
****
Am nächsten Morgen
schien die Sonne bereits früh vom strahlend blauen Himmel und
warf ihre wärmenden Strahlen hell in die große Wohnküche. Milton
saß am Tisch. Sein Gesicht hatte leicht graue Schatten und unter
seinen Augen zeichneten sich schwarze Ringe ab. Die gesamte
Nacht hatte er in Visionen mit dem weisen Rat der Dogianer
verbracht. Zum ersten Mal waren auch sie ratlos. Keiner von
ihnen mochte vorauszusagen, welche schwarzen Wesen um die Macht
der Erde rangen. Alle Visionen liefen ins Leere. Müde und
ausgelaugt strich sich Milton über die Stirn und blickte in die
genauso ratlosen Augenpaare seiner vier Söhne am Tisch. Auch
Michael sah vollkommen übernächtigt und fertig aus. Er zog er
ein Blatt Papier aus seiner Jeans.
»Also gut, was
haben wir bis jetzt an Anhaltspunkten«, fragte er.
»Wissen die
Dogianer schon mehr?«
»Nein.« Milton
schüttelte müde den Kopf.
»Dann bleiben uns
nur die Fakten«, murmelte Michael vor sich hin.
»Laut Polizei sind
bis jetzt 38 Personen als vermisst gemeldet worden. Alle im
Alter zwischen 17 und 35 Jahren, also noch junge Menschen. Die
erste Person, die als vermisst gemeldet wurde, war eine gewisse
Loraine Mallart. 18 Jahre alt und seit einem Discobesuch spurlos
verschwunden. Dann folgte Ricardo, der Kellner aus der Fratelli
Pizzeria. Insgesamt 19 Personen alleine hier in Flagstaff und
Phoenix. Kurz danach gingen dann in Scottsdale, Avondale, Santa
Fé und Sun City West die Vermisstenanzeigen ein. Das heißt, dass
er sein Jagdgebiet ausgebreitet hat. Wer immer es auch ist.«
»Hier, ich habe
gerade alle verfügbaren Fotos runtergeladen und ausgedruckt«,
sagte Amy und legte sie in die Mitte auf den Tisch.
»Danke.«
Michael zog sie
auf seinen Schoss und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Amy strich
ihm übers Haar und beugte sich dann zu den Fotos vor.
»Wenn man sich die
Profile der vermissten Personen ansieht, erscheint nur ein
einziger Zusammenhang zwischen ihnen. Alle waren alleinstehend,
einsam oder hatten einen, wie man es ausdrückt: unzüchtigen
sexuellen Umgang.«
»Du hast recht«,
murmelte Michael in ihr Haar, »das heißt im Klartext: Sie waren
alle einsame, verletzte oder zügellose Seelen. Auf jeden Fall
war keiner von ihnen sehr charakterstark. Da muss es einen
Zusammenhang geben.«
Milton nickte ihm
bei seinen Überlegungen zu und dachte nach.
Nachdem ihm
Michael schon in den frühen Morgenstunden von seinen Visionen
erzählt hatte, bestätigten kurz darauf auch die Dogianer, das
von Lanu seit der vergangenen Nacht jede Spur fehlte. Es war,
als hätte er sich in Luft aufgelöst. Und keiner wusste, welche
dunkle Macht dabei die Hand im Spiel hatte. Zum ersten Mal waren
alle Geisterkrieger ratlos.
»Gut«, seufzte
Milton leise auf, »dann haben wir nur noch eine Möglichkeit, um
vielleicht ein bisschen Licht in das Mysterium zu bringen. Einer
von uns muss so einfühlsam wie nur möglich mit Rebecca reden und
ihr das Foto zeigen.
Nur dann wissen
wir mit Sicherheit, ob es sich bei dem Vorfall in der Bibliothek
um Lanu gehandelt hat.«
»Das werde ich
übernehmen«, sagte Ben, woraufhin Milton ihn erstaunt ansah.
Normalerweise
hielt sich sein jüngster Sohn immer sehr zurück und kam nur zum
Einsatz, wenn es von ihm ausdrücklich gefordert wurde. Milton
wusste um die Zerrissenheit seines Sohnes. Ben tat sich schon
seit Jahrzenten schwer damit, zu akzeptieren, dass er ein
Geisterkrieger und Gestaltwandler war. Schon oft hatte er seinen
Sohn dabei beobachtet, wenn er seine menschliche Hülle verließ
und als schneeweißer Puma Schmetterlingen nachjagte oder einfach
nur stumm am Teich saß und die Natur bewunderte.
Nun hatte er
jedoch von
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