Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
an.
»Aber natürlich,
das haben wir bereits im ersten Studienjahr durchgenommen. Bis
in den siebziger Jahren war die Yamswurzel der einzige Lieferant
für das künstlich hergestellte Progesteron. Und das ist der
wichtigste Bestandteil der Anti-Baby-Pille.«
Amy stutzte, sah
hoch und begann in selben Augenblick verschmitzt zu lachen.
»Mahu, möchtest du
mir durch diese simple Wurzel vielleicht etwas ganz Bestimmtes
mitteilen oder fragen?«
Mahus
elfenbeinfarbenes Gesicht, das umrahmt war von ihrem
schneeweißen Haar, wurde von einer zarten Röte überzogen und sie
wirkte seltsam verlegen.
»Ja meine Tochter.
Das war mein Versuch, dich auf unverfängliche Weise auf das
Thema Verhütung anzusprechen. Ich…«, sie stockte kurz, »ich
habe, denke ich, alle meine vier Söhne auf das Leben
vorbereitet, so gut ich konnte. Aber Kaya, meine Tochter ist
leider viel zu früh gestorben, um mit ihr über dieses Thema zu
reden. Ich fürchte, es fehlt mir ein bisschen an Erfahrung.«
Nervös strich sie
sich über die Stirn, bevor sie fortfuhr. »Ich möchte nur, dass
ihr beide vorsichtig seid. Dein gesundheitlicher Zustand lässt
eine Schwangerschaft noch lange nicht zu«, flüsterte sie
verlegen.
Amy war im ersten
Moment perplex und wusste nicht was sie antworten sollte.
Langsam stellte sie den Mörser ab und umfasste ihre Hand.
»Mahu, ich danke
dir für deine Fürsorge. Aber ich bin wieder so gut wie gesund.
In zwei Wochen habe ich den hoffentlich letzten Termin beim
Herzspezialisten. Und was das körperliche angeht… da musst du
dir sicherlich keine Sorgen machen. Michael behandelt mich seit
Wochen wie ein rohes Ei und will mich erst wieder berühren, wenn
ich durch die Gezeiten–Reise gegangen bin.«
Sie sah wie Mahu
erleichtert ausatmete, aber bevor sie etwas erwidern
konnte, klopfte es an der Tür und Amy wurde in den OP gerufen.
****
Nachdem der
Eingriff routinemäßig verlaufen war, zog sie sich die grüne
OP-Kleidung aus, warf sie in den Wäschekorb, schlüpfte ihren
weißen Arztkittel und machte sich auf den Weg zur Inneren
Station. Amy wollte noch einmal nach der geheimnisvollen alten
Frau sehen, von der bis jetzt niemand wusste wer sie war
und von wo sie gekommen war.
Heute Morgen stand
sie mit einem Mal unvermittelt an der Rezeption und bat, vor
Heiserkeit kaum verständlich, um Hilfe.
Michael hatte sich
sofort um sie gekümmert und sie stationär aufgenommen. Ihr
körperlicher Zustand war besorgniserregend. Nach den eingehenden
Untersuchungen, wurde eine akute Lungenentzündung
diagnostiziert. Gemeinsam hatte sie mit Michael zusammen die
Nährstofflösung für den Tropf zusammengestellt und sich
gewundert, dass jede ihrer Bewegungen von der Kranken aufmerksam
verfolgt wurde.
Auf die
Anwesenheit von Michael schien sie jedoch keinen Wert zu legen.
Erst auf seine Frage, ob sie ganz allein in die Hope–Klinik
gekommen war, hatte sie sich ihm zugewandt und geflüstert: »Ich
bin alleine gekommen… aber er ist mir gefolgt.«
»Wicasa iyotanyapi
Unci. Wer, oh weise Großmutter, ist dir gefolgt?«, fragte
Michael respektvoll.
Sie schien jedoch
kein Interesse an einer weiteren Unterhaltung mit Michael zu
haben. Sie verstummte und ihr Blick glitt zum Fenster. Seitdem
hatte sie sich nicht mehr bewegt. Als Amy jetzt an die Tür
klopfte und das Krankenzimmer betrat, sah sie Michael
nachdenklich neben dem Bett sitzen. Nachdem er sie bemerkte,
stand er auf und kam ihr entgegen.
»Hey«, lächelte
er, nahm ihre Hand und küsste zärtlich ihren Puls am
Handgelenk. Amy hielt für einen Moment den Atem an.
»Wie geht es
ihr?«, flüsterte sie leise.
»Das Fieber ist
durch die Antibiotika leicht runtergegangen, aber sie weigert
sich beharrlich mit mir oder irgendjemanden zu sprechen.«
Sie standen in der
Mitte des Krankenzimmers, Michael wies mit einem Nicken zum Bett
und Amy folgte seinen Blick.
»Mahu ist sich
hundertprozentig sicher, dass sie nicht aus unserem Reservat
stammt. Aber wie ist sie hierhergekommen und warum ?«
Michael strich
sich gedankenverloren übers Haar.
»Vielleicht
vertraut sie uns morgen etwas mehr. Komm, lass uns für heute
Schluss machen. Ich lade dich auf eine Pizza ein«, sagte er und
führte sie aus dem Zimmer.
****
Das Restaurant war
auch an diesem Abend wieder hoffnungslos überfüllt und sie
nahmen an der Bar
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