Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
vielen, hunderten von Jahren war ihm diese
Duftnote schon einmal begegnet. Aber er kam nicht darauf, was
und wo es gewesen war.
In diesem Moment
erfasste eine Windböe die Zeitung und riss sie ihm aus der Hand.
Michael durchdrang ein Gefühl eisiger Kälte und er ahnte, dass
hiermit das grausame Spiel der dunklen Mächte begonnen hatte. Er
wusste nur noch nicht, mit wem er es zu tun hatte.
Doch sie würden es
herausfinden.
Das Leuchten der
Träume
R ebecca
verließ die Klinik mit einem schalen Geschmack im Mund. Der
Psychiater half ihr in keinster Weise weiter - im Gegenteil.
Seit dem Zwischenfall in der Bibliothek war mittlerweile schon
eine Woche vergangen und ihre Ängste schienen sich mit jedem
weiteren Tag zu verschlimmern. Ben hatte ihr vor ein paar Tagen
das Foto gezeigt, aber sie hatte Lanu nicht erkannt.
Er schied also als
Angreifer aus. Grauenhafte Alpträume durchschüttelten ihre
Nächte und ließen ihren ohnehin schon zarten Körper noch mehr
abmagern. Jetzt hatte sie die Nase voll. Ihre Traurigkeit
verstärkte sich täglich und sie fühlte, dass nur noch eine
Person imstande war ihr zu helfen - und das war Ben.
Amy, die sie zur
Therapie gefahren hatte, stieg aus dem Wagen und erfasste mit
ihren geübten Blick, dass die heutige Sitzung wieder nicht den
gewünschten Erfolg gebracht hatte. Stumm umarmte sie die
Freundin.
»Kannst du mich zu
Ben fahren«, fragte Rebecca schüchtern und sah sie an.
»Seit Tagen habe
ich ihm eine Ausrede erzählt, weil ich nicht fähig war, das Haus
zu verlassen. Ich denke, ich schulde ihm eine Erklärung.«
»Klar. Steig ein«,
erwiderte Amy und hielt ihr die Wagentür auf. Danach lenkte sie
den Wagen auf den Highway und dachte angestrengt nach. Michael
war nach dem gestrigen Ereignis im Restaurant zutiefst
beunruhigt und Rebecca war auf eine unbekannte Weise in
die Ereignisse involviert, doch keiner von ihnen wusste, warum.
****
Rebecca ging durch
den Garten auf die Pferdeställe zu, wo sie Ben vermutete, aber
sie konnte ihn nirgends entdecken.
Stirnrunzelnd trat
sie wieder ins Freie und ging nachdenklich auf den Teich zu.
Dabei bemerkte sie hinter den Bäumen einen Schatten, der sie im
ersten Moment erschreckte, sie aber dann neugierig aufblicken
ließ.
Fasziniert sah sie
dem jungen Puma zu, der verspielt durch das hohe Gras sprang und
einen Schmetterling nachjagte. Versunken beobachtet sie das
friedliche Schauspiel, bis sie irgendwann verzückt
auflachte.
Aufgeschreckt von
dem Geräusch hielt der Puma mitten im Sprung ein und bemerkte,
dass Rebecca langsam auf ihn zukam. Erschrocken wich er
rückwärts zurück, er wollte sie auf keinen Fall verängstigen.
Was, verdammt
nochmal, hatte sie vor ?
Jetzt war es für
ihn auch zu spät, durch die Dimension zu gehen. Rebecca stand
unmittelbar vor ihm und sah in keinster Weise verängstigt aus.
Im Gegenteil, ein Lächeln erhellte ihr schmales Gesicht, als sie
ihn ansprach.
»Hallo Ben. Du
musst dich nicht zurückverwandeln. Ich glaube fast, es fällt mir
leichter einem Puma meine verkorkste Lebensgeschichte zu
erzählen, als meinen Psychiater.«
Sie lächelte
schief.
»Wenn du immer
noch bereit bist mir zuzuhören…“
Plötzlich stutze
sie und sah ihn stirnrunzelnd an.
»Du kannst mich
doch hören, oder?«
Ben war im ersten
Moment überrumpelt gewesen, als er bemerkte, dass sie ihn
entdeckt und auch erkannt hatte. Gleichzeitig empfand er
eine ungewisse Scheu, weil sie ihn in seiner Tiergestalt
erlebte.
Jetzt blickte er
in ihre traurigen Augen und nickte leicht mit dem Kopf. Rebecca
nahm das erleichtert zur Kenntnis. Langsam macht sie noch einen
weiteren Schritt auf ihn zu und ließ sich im Schneidersitzt
neben ihm ins warme Gras fallen. Lange Zeit sagte sie nichts.
Ben teilte ihr
Schweigen und blieb bewegungslos neben ihr sitzen. Er hatte
immer noch Angst sie zu erschrecken und so wagte er nur eine
einzige Regung, um das Gleichgewicht seines Körpers von seiner
linken Vorderpfote auf die rechte zu verlagern. Stumm blieb er
neben ihr sitzen und wartete geduldig. Nervös zupfte Rebecca
einen Grashalm aus und begann damit zu spielen. Als sie zu
sprechen anfing, musste Ben seine schneeweißen, flaumbedeckten
Ohren anspitzen, um ihr leises Flüstern zu verstehen.
»Mein ganzes Leben
lang war ich schon immer ein Angsthase und habe mich vor
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