Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Mahu und
der aufopferungsvollen Pflege von Patricia konnte er sich schon
viel besser fortbewegen.
»John sagt, dass
er noch mindesten bis zum 18. Geburtstag von Shanya leben will«,
vertraute ihr Patricia lachend an und setzte sich neben Amy.
»Er ist ganz
vernarrt in sie.«
Amy lachte und sah
Shanya an. Mit ihren fast acht Monaten war sie ein sonniger
Wonneproppen, der sich an Stühlen und Schränken hochrobbte. Und
sie hatte sich scheinbar unwiderruflich in Zacharias verliebt,
denn sie hörte nicht auf, ihn mit ihren feuchten Küsschen zu
verwöhnen. Er ließ es auf seltsame Weise und mit einer
Engelsgeduld über sich ergehen.
Sie plauderten
noch eine ganze Weile und Patricia vertraute ihr in einem
verschwörerischen Ton an, dass sie sich ein bisschen verliebt
hatte. In Jack, einem jungen Navajo-Indianer, der einmal
wöchentlich mit dem Lieferwagen vorbeikam, um die bestellten
Perlen und Schmucksteine auszuliefen. Dabei hielt er sich jedes
Mal länger als nötig in der Silberschmiede auf.
»Vor drei Monaten
hat er sich schließlich ein Herz gefasst und mich zum Abendessen
eingeladen«, flüsterte Patricia verschwörerisch. Amy bemerkte
ihre strahlenden Augen und freute sich, dass das Schicksal es
gut mit ihr und Shanya meinte. Sie hatte es nach dem Tod ihres
Verlobten wahrhaftig verdient. Sie waren so in ihr angeregtes
Gespräch vertieft, das Amy nach einem Blick auf ihre Uhr
erschrocken auffuhr. In zwanzig Minuten musste Zakki fürs
Abendessen zurück im Waisenhaus sein.
Patricia
begleitete sie nach draußen und strich dem kleinen Jungen
liebevoll übers Haar.
»Wenn du nichts
dagegen hast, kann ich Zakki an meinen freien Tagen abholen und
er kann bei uns bleiben. Jack hat sicherlich nichts dagegen, er
liebt Kinder über alles.«
Zakki drehte sich
um und nickte hocherfreut.
»Darf ich morgen
wiederkommen?«, quickte er und sie lachten schallend. Er schien
über ein außergewöhnlich gutes Hörvernehmen zu verfügen, wenn er denn wollte.
Nachdem sie Zakki
zurückgefahren hatte, half sie ihm noch beim Händewaschen und
ging danach in den Speisesaal, wo sie ihn der Obhut der
Schwester anvertraute. Heute Abend würde er sicherlich gut
einschlafen und träumen können.
****
Kurz danach trat
hinaus auf die Veranda, die die kleine Klinik umgab und ging
langsam zum Parkplatz. Das Zwitschern der Vögel, die sich am
Abendhimmel erhoben und nach Hause in ihre Nester flogen, riss
sie aus ihren Gedanken und verträumt blickte sie in den
strahlendblauen und wolkenfreien Himmel hinauf. Nach dem vielen
Schnee und der Kälte war jetzt endlich der Frühling am Erwachen
und die Temperaturen erreichten schon wieder über 28 Grad.
Eine tiefe
Sehnsucht erfasste Amy und sie sehnte sich nach Michael. In den
letzten Tagen hatten sie sich kaum alleine gesehen. In der
Klinik ging noch immer die Grippewelle um, sodass sie alle Hände
voll zu tun hatten. Und in ihrer freien Zeit saßen sie mit den
anderen Geisterkriegern und der Familie zusammen, um fieberhaft
herauszufinden wer hinter dem Bösen und den mittlerweile 41
vermissten Personen steckte. Müde schlenderte sie auf ihren
Wagen zu und als sie ihn sah, glitt ein Strahlen über ihr
Gesicht.
Regungslos, wie
eine Statue lehnte er an der Beifahrertür. Er hatte die Hände
lässig in seiner Hosentasche geschoben und lächelte ihr
verschmitzt zu. Amy beschleunigte ihre Schritte und warf sich
glücklich in seine Arme.
»Woher hast du
gewusst, dass ich hier bin?«, fragte sie erstaunt.
Bevor er
antwortete, küsste er sie hingebungsvoll.
»Das war ganz
einfach. Ich habe Kiara angewiesen, dass sie mich anrufen soll,
wenn du mit Zakki zurückkommst.«
»Mmmh, das war ein
hervorragenden Gedanke«, murmelte sie glücklich und schmiegte
sich an seine breite Brust. Er lachte leise auf und drückte ihr
einen Kuss aufs Haar.
»Ich habe sogar
noch eine bessere Idee. Was hältst du davon, wenn ich dich
entführe und wir ein paar Stunden nur für uns alleine
haben?«
Amy löste sich aus
seiner Umarmung und sah ihn erstaunt an.
»Das ist die beste
Idee, die du je hattest. Genau davon habe ich schon den ganzen
Tag geträumt, aber wie konntest du das wissen? Ich dachte immer,
dass du meine Gedanken nicht lesen kannst«, fragte sie
erstaunt. Michaels kehliges und melodisches Lachen vertiefte
sich.
»Da hast du
durchaus Recht«,
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