Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
murmelte er und strich mit dem Daumen sanft
über ihr Kinn.
»Ich kann deine
Gedanken nicht lesen, aber wie du weißt, bin ich sehr empfindsam
und kann deine Emotionen in mir fühlen.«
»Dann werde ich
also niemals mehr in der Lage sein, etwas vor dir geheim zu
halten?«, lachte sie kokett.
»Nein. Das ist
ziemlich unwahrscheinlich. Versuchs gar nicht erst.«
Er grinste sie an
und gab ihr einen zärtlichen Klaps auf den Po. Danach öffnete er
die Wagentür und half ihr beim einsteigen.
»Wir sollten jetzt
losfahren, bevor uns noch jemand aufhält«, raunte er ihr zu und
bevor sie sich versah, hatte er sich auf den Fahrersitz
katapultiert. Amy blickte ihn erwartungsvoll an.
»Wohin entführst
du mich?«
Sie sah wie er
lachend den Kopf schüttelte und neckend sagte: »Nein, keine
Chance.«
An seiner Mimik
erkannte sie, dass er nicht bereit war mehr zu verraten. Also
lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und beschloss den Ausflug
zu genießen.
Während der Fahrt
warf Michael ihr einen verstohlenen Seitenblick zu und sah die
Vorfreude in ihrem wunderschönen Gesicht aufleuchten. Sein
Herzschlag beschleunigte sich rapide, wie immer wenn sie in
seiner Nähe war und gleichzeitig fühlte er sich auch ein kleines
bisschen stolz, dass es ihm gelungen war, sie so zu überraschen.
Ja sie hatte recht; er konnte ihre Gedanken nicht lesen. Was ihm
bei anderen Sterblichen mühelos gelang, blieb ihm bei ihr
verwehrt.
Aber er war in der
Lage ihre Gefühl zu spüren. Egal ob sie Freude, Angst oder Glück
verspürte - er konnte es tief in sich fühlen.
Schon seit einigen
Tagen hatte er ihre Sehnsucht bemerkt. Auch wenn kein Laut der
Klage über ihre Lippen gekommen war. Ihm war es genauso
ergangen. Seit dem Wochenende, am Lake Elaine, waren sie fast
nie mehr alleine gewesen.
Amy hatte
überwiegend in der Stadt übernachtet, da sie immer wieder
Überstunden im Flagstaff–Krankenkaus machen musste. Zusätzlich
holte sie die letzten Examensprüfungen nach, die sie aufgrund
ihrer schweren Operation versäumt hatte. Und egal ob sie sich in
Amys Bungalow aufhielten oder bei ihm zuhause waren - immer
wuselte Jemand um sie herum und missachtete ihre Privatsphäre.
Dazu kamen in den letzten Wochen auch noch die täglichen
Zusammenkünfte mit seiner Familie und den anderen Hütern der
Lilie, um die Mächte des Bösen aufzuspüren.
Einerseits war es
ihm Recht gewesen. Denn Michael merkte, dass sein Verlangen nach
Amy immer grösser wurde und spürte die Angst, sich nicht mehr
lange beherrschen zu können, wenn er mit ihr alleine war. Mit
jedem Tag der verging, fiel es ihm immer schwerer sich
zurückzuhalten und mit jedem Kuss sehnte er sich mehr nach ihr.
Leise seufzte er
auf. Wahrscheinlich war sich Amy nicht einmal bewusst, was für
eine Macht sie über seinen Körper und seiner Seele hatte.
Nachdem er Jahrhunderte von Jahren hindurch als unerbittlicher
Jäger des Bösen und als taffer Einzelgänger durchs Leben
gegangen war, hatte sie es in kürzester Zeit geschafft, das
einsame Tier in ihm zu bändigen. Der starke und
unerschütterliche Puma in ihm war ins straucheln gekommen und
hatte sich ihr zu hundert Prozent ergeben. Trotzdem fühlte sich
dadurch nicht geschwächt - im Gegenteil. Durch ihre aufrichtige
Liebe fühlte er sich stärker und kraftvoller als jemals zuvor in
seinem langen Leben.
Schwungvoll bog er
vom Highway ab und nach wenigen Minuten hatten sie ihr Ziel
erreicht. Amy sah neugierig nach draußen, hier war sie noch nie
gewesen. Noch bevor sie die Tür öffnen konnte, war Michael schon
an ihrer Seite.
»Das ist ein
Geheimtipp, fast niemand kennt diesen verwunschenen Ort«,
flüsterte er dicht an ihrem Ohr und gab ihr einen zärtlichen
Kuss.
Mit der einen Hand
hielt er sie festumarmt, so als habe er Angst, dass sie
weglaufen könnte und mit der anderen Hand öffnete er den
Kofferraum und beförderte einen Picknickkorb zu Tage. Amy kam
aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit so einer romantischen
Geste hatte sie nach den anstrengenden Tagen nicht im
Entferntesten gerechnet. Michael verstand es immer wieder, sie
zu überraschen. Voller Liebe sah sie ihn an. Michael lachte nur
schelmisch und zog sie mit sich auf einen kleinen Weg, der sich
durch die dichten Bäume schlängelte. Beschützend hielt er ihre
Taille umschlungen, bis sie auf eine kleine Lichtung kamen.
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