Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
murmelte er
schuldbewusst.
»Hör auf dir
dauernd Sorgen um mich zu machen. Da ich sowieso niemals
vorhatte als Mannequin zu arbeiten, fallen ein paar Narben mehr
oder weniger auch nicht mehr ins Gewicht.«
Amy versuchte eine
fröhliche Miene aufzusetzen, denn sie fühlte dass Michael
weiterhin angespannt war. Ungeduldig öffnete er die mittlere
Schublade des Vorratsschrankes und nahm einen sterilen Verband
raus, den er anschließend mit fließenden Bewegungen um ihren
Unterarm wickelte. Nachdem Michael das Ende mit einem
Klebestreifen fixiert hatte, nahm er ihre Hand und hauchte einen
zärtlichen Kuss drauf.
Doch Amy fühlte,
dass er etwas vor ihr verheimlichen wollte. Ihr war der
Blickkontakt, den er mit seinem Vater gewechselt hatte, nicht
entgangen.
»Michael, was geht
hier vor? Ich dachte, das wir keine Geheimnisse mehr voreinander
haben?«
Die Art wie er
schuldbewusst zusammenzuckte, bestätigte sie in der Annahme,
dass sie richtig geraten hatte. Beide Männer versuchten etwas
vor ihr zu verheimlichen. Schließlich seufzte Michael leise auf.
Er wusste, dass er gegen ihren Dickschädel nicht gegenankam.
Ihre Verbundenheit war schon zu stark - er konnte keine
Gefühlsregung mehr vor ihr verbergen. Er atmete tief durch bevor
er antwortete.
»Ich habe diese
Kreatur bis weit über die Stadtgrenze von Flagstaff hinaus
verfolgt.
Dann ist ihm
jemand zur Hilfe gekommen und er ist uns entkommen. Aber ich
konnte seine Gedanken auffangen.«
Wütend über sein
eigenes Versagen haute er mit seiner Faust auf die Tischplatte
und die Skalpelle im darauf stehenden Sterilisationskasten
klirrten wild durcheinander. Milton, der bis jetzt bewegungslos
am Fenster stand, drehte sich langsam um und sah seinen Sohn an.
»Du musst ihr auch
den Rest erzählen. Sie ist davon genauso betroffen, wie wir.«
Amy, die noch
immer unbeweglich auf der Liege saß, hatte Michael die ganze
Zeit über still beobachtet. Sie konnte seine Wut in ihren
Inneren fühlen und wusste mittlerweile dass es besser war, ihn
in solchen Situationen alleine zu lassen. Michael spürte ihren
fragenden Blick in seinem Rücken, drehte sich langsam zu ihr um
und ging auf sie zu. Zart umfasste mit beiden Händen ihr
Gesicht.
»Milton hat Recht,
es gibt noch etwas anderes was mich zutiefst beunruhigt hat«,
murmelte er.
»Kurz bevor Raha
entfliehen konnte, bekam er Hilfe… von Lanu. Ich habe gemerkt,
wie Lanu in meine Gedankenwelt einzudringen wollte. Durch die
Blutsbruderschaft, die wir vor langer Zeit geschlossen haben,
hat sich unser Kreislauf aus Blut und Gedanken vermischt. Darum
ist er immer noch in der Lage in meinen Gedanken zu lesen. Ich
habe versucht meine Emotionen zu verbergen aber die Gefühle und
die Liebe die ich für dich empfinde sind zu stark. Auch wenn ich
will, ich kann sie nicht unterdrücken.«
Gequält stöhnte
Michael auf und sah sie besorgt an.
»Er weiß jetzt,
dass du das wichtigste in meinem Leben bist und damit wird er
versuchen dir wehzutun - um mich zu treffen.«
Die letzten Worte
hatte er mit tonloser Stimme geflüstert, aber Amy hatte sie
verstanden. Stumm blieb sie sitzen und versuchte den Sinn seiner
Worte zu begreifen.
Eisige Splitter
E mily
rieb sich stöhnend den schmerzenden Rücken. Drei Stunden in
gebückter Haltung, hatten nicht nur der schwangeren Frau
zugesetzt. Aufatmend öffnete sie die Tür zum Ärztezimmer und
bemerkte erleichtert, dass niemand am großen Tisch saß. Ihr
Blick fiel auf das Sofa in der Ecke und sie sah erstaunt auf
ihre Uhr.
»Amy. Es ist schon
nach acht, was machst du noch hier? Deine Schicht ist doch schon
seit einer Stunde zu Ende.«
Amy blickte von
dem Stapel Papieren auf, die auf ihren Schoss lagen.
»Hi Emily. Ja ich
weiß, aber da Michael heute Abend arbeitet habe ich es nicht
besonders eilig. Ich habe Dr. Smith gebeten an seiner
Leukämiestudie mithelfen zu dürfen und er hat mir die neuesten
Laborberichte seiner aktuellen Studie mitgegeben.«
Lachend hob sie
den dicken Aktenordner hoch.
»Darüber habe ich
tatsächlich die Zeit vergessen, weil ich mich so darin vertieft
habe. Aber vielleicht kann ich Zakki damit helfen«, sagte sie
mit einem jetzt wieder ernsten Gesichtsausdruck. Emily hatte
unterdessen zwei Kaffeetassen gefüllt und setzte sich zu ihr auf
die Couch.
»Ist das der
Junge, der bei euch im Hope-Center liegt.
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