Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Bei dem die
Chemotherapie nicht angeschlagen hat?«
»Ja genau«,
seufzte Amy traurig auf. »Wir haben schon alles versucht, aber
er spricht auf kein Medikament an und die Chemotherapie war auch
kein Erfolg.«
Die Tür flog auf
und Rachel stürmte in den Raum.
»Oh Mann, war das
ein schrecklicher Tag heute«, stöhnte sie auf und quetschte sich
zu ihnen auf das Sofa.
»Dieser neue
Oberarzt in der Chirurgischen ist wirklich ein Sklaventreiber.
Nichts kann man ihm recht machen und immer teilt er mir die
schwersten Arbeiten zu.«
Amy sah Emily an
und beide mussten ein Kichern unterdrücken.
»Was ist daran so
komisch?«, mokierte sich Rachel.
»Du bist komisch«,
erwiderte Emily lachend, »jeder auf der Station kennt dich und
deine Vorliebe, alle lästigen Arbeiten an die Lernschwestern
abzugeben.«
»Ist ja gar nicht
wahr, so faul bin ich nun auch nicht - oder doch?« Aus den
Augenwinkeln sah sie, dass die beiden Freundinnen heftig
nickten.
»Na gut,
vielleicht ein bisschen«, stimmte sie zu.
»Und jetzt hört
auf zu grinsen, schließlich kann nicht jeder so perfekt sein wie
ihr beide.«
Sie angelte mit
dem Fuß nach dem kleinen Tisch und legte ihre Beine darauf.
»Mir knurrt der
Magen, wollen wir was essen gehen?«, fragte sie mit
geschlossenen Augen.
Emily stand auf
und massierte sich ihren verengten Rücken. »Ich kann leider
nicht mitkommen, meine Schicht geht noch bis zehn und meine
Pause ist auch schon wieder um. Wir sehen uns später zuhause.«
Rachel winkte ihr
träge hinterher, als sie den Aufenthaltsraum verließ.
»Gut, damit
bleiben nur noch wir beiden Hübschen übrig. Komm Amy, stell
endlich den Ordner weg und lass uns gehen. So
sehr liebe ich die
Klinik nun doch nicht, um hier meinen heißgeliebten Feierabend
zu verbringen.«
Gähnend erhob sie
sich vom Sofa und nahm Amy die Papiere aus der Hand. Diese gab
sich lachend geschlagen, schloss die Akte in ihren Spind ein und
griff nach ihrer Handtasche. Gemeinsam gingen sie durch die
Schiebetür nach draußen. Die Sonne war schon fast untergegangen,
aber ihre sanfte Wärme spiegelte sich immer noch in dem leichten
Wind wider. Rachel reckte sich und gähnte dabei herzhaft.
»Ich bin total
groggy. Lass uns zu Fuß gehen. Wir können die Abkürzung durch
den Park nehmen, dann sind wir in zehn Minuten da und die
frische Luft wird uns guttun. Den Wagen können wir auf dem
Rückweg holen, was hältst du davon?«
Amy blickte
skeptisch in die immer dunkler werdende Parkanlage, aber Rachel
hatte Recht. Ein wenig frische Luft würde ihnen wahrscheinlich
guttun nach ihren langen Arbeitstag.
Das Fratelli war
wie immer gut besucht, aber sie hatten Glück. Als sie reinkamen,
stand gerade ein Pärchen auf und überließ ihnen den Tisch.
Rachel winkte dem gestresstem Kellner zu und schenkte ihm ein
hinreißendes Rachel-Lächeln, was ihm umgehend dazu veranlasste
an ihren Tisch zu eilen, um ihre Bestellung aufzunehmen.
Das empörte
Gemurmel der anderen Gäste, die vor ihnen gekommen waren,
ignorierend. Belustigt beobachtete Amy Rachels gekonnten
Wimpernaufschlag und die daraufhin prompt einsetzende Wirkung
des jungen Kellners. Er schien förmlich zu schmelzen, wie Eis in
der Sonne und war augenscheinlich bereit ihr jeden Wunsch von
den Augen abzulesen.
»Wir hätten gerne
zwei Gläser Weißwein und eine Family-Pizza mit extra viel Salami
und Peperoni.«
Amy musste sich
beherrschen, um nicht laut aufzulachen. Rachels rauchige
Flirtstimme funktionierte auf Knopfdruck, aber sie war mit dem
armen Kerl noch lange nicht fertig.
»Hmm«, murmelte
sie interessiert, »du trägst gar kein Namensschild und ich habe
dich hier auch noch nie gesehen. Bist du neu?«
Der Junge schien
sich über ihr Interesse zu freuen, denn er nickte eifrig und gab
bereitwillig Auskunft.
»Das ist erst mein
zweiter Abend. Ich kellnere hier nur an den Wochenenden und
finanziere mir damit mein Studium.«
Er wischte sich
seine Hand an der schwarzen, bodenlangen Schürze ab und reichte
sie ihr.
»Mein Name ist
übrigens Paul… Paul Frasier.«
Gut, das wäre
dann auch geklärt, dachte Amy bei sich und hörte auf, den
beiden zuzuhören. Das Geplänkel würde sicherlich noch ein paar
Minuten dauern. Gottseidank war er nicht der Koch, sonst würde
ihre Pizza wohl total versalzen ankommen.
Der liebeskranke
Junge tat ihr jetzt schon
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