Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
überlegen stürmte sie los,
ballte im Laufen ihre Hände zu Fäusten und schlug blind und
verzweifelt auf die schwarze Gestalt ein.
Michael sah sie
fassungslos an. Die Kreatur drehte sich ruckartig um und
versuchte nach ihr zu greifen. Doch mitten in seiner Bewegung
erstarrte er plötzlich und sackte leblos zusammen. All das
geschah wie in Zeitlupe. Kurz bevor er auf dem Boden aufschlug
sah er sie mit seinen achatfarbenen Augen stechend an. In diesem
Augenblick konnte sie im vollen Umfang seine Vision erfassen und
seine Gedanken brannten sich in ihr Gehirn.
Zutiefst verstört
wich sie ein paar Meter zurück, ließ sich auf die Knie fallen
und versuchte die Angst zu überwinden, die ihren ganzen Körper
schüttelte. Michael war hin und her gerissen. Er wollte zu Amy
rennen und sie in die Arme nehmen, aber gleichzeitig traute er
der todesähnlich am Boden liegenden Gestalt nicht und wagte es
nicht ihm aus den Augen zu lassen.
Er wusste nur,
dass er selber es nicht war, der den letzten und scheinbar so
wichtigen Schlag ausgeführt hatte. Er hatte während des gesamten
Kampfes Mühe gehabt, sich diese Kreatur vom Leib zu halten,
dessen Kräfte genauso stahlhart waren, wie die seinen. Amy
musste irgendeinen Punkt an seinem Körper getroffen haben, an
dem die Läufer verletzlich waren. Angstvoll sah er zu ihr rüber.
»Bist du in
Ordnung?«
»Ja alles in
Ordnung«, log Amy eifrig. Sie wollte auf keinen Fall, dass er
sich noch mehr um sie sorgte.
Michael nickte,
beugte sich wieder zu dem Läufer runter und begann ihn von allen
Seiten zu untersuchen, konnte aber kein Lebenszeichen mehr
feststellen. Er stand vor einem Rätsel.
»Amy«, rief er ihr
zu, »wo genau hast du ihn mit deinen Fäusten getroffen?«
Sie dachte
angestrengt nach aber da sie in blinder Angst überall auf seinen
Rücken eingeschlagen hatte, wusste sie es nicht mehr. Hilflos
zuckte sie mit den Schultern.
»Bitte versuche
dich zu erinnern«, rief Michael eindringlich. »Nur dann wissen
wir genau, wo sie verletzbar sind.«
»Verdammt nochmal
ich weiß es nicht… ich weiß es wirklich nicht«, schluchzte sie
auf und schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht.
»Oh mein Gott, das
wollte ich nicht«, flüsterte Michael und rannte auf sie zu. Er
setzte sich neben sie auf den Boden und schlang beruhigend die
Arme um sie. Zärtlich presste er sie an seinen Körper und
vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.
»Amy, es tut mir
leid. ich wollte dich nicht quälen«, flüsterte er mit rauer
Stimme. Zärtlich versuchte er sie zu beruhigen, aber Amy war
völlig aufgelöst.
»Ich weiß wirklich
nicht mehr wohin ich ihn geschlagen habe. Dein Hemd… ich habe
das viele But gesehen… dachte er wollte dich töten… und dann
habe ich gar nichts mehr gedacht und bin einfach auf ihn
zugelaufen… du blutest immer noch… so viel Blut…«
Ihre Stimme begann
zu kippen und ihre Worte überstürzten sich.
»Schschsch«,
Michael wiegte sie zärtlich in seinen Armen.
»Kleines, beruhige
dich. Er ist nicht mein Blut, es ist seines. Beim
zweiten Aufprall muss ich ihn irgendwo getroffen haben. Hörst du
mich Kleines? Ich bin nicht verletzt. Er ist alles gut…
alles ist gut.«
Sanft wiegte er
sie in seinen Armen und Amy spürte die Geborgenheit seines
Körpers, die sich langsam auf sie übertrug und ganz allmählich
beruhigte sie sich wieder. Michael zog sie noch fester an sich.
Die Tatsache, dass ihr beinahe etwas Tödliches zugestoßen war,
erschütterte ihm bis ins Mark und ließ ihn kaum atmen.
»Möchtest du mir
erzählen, warum du so spät alleine noch durch den Park spaziert
bist?«, fragte er so ruhig wie es ihm möglich war.
Amy setzte sich
auf und wischte sich die Tränenspuren vom Gesicht.
»Eigentlich war
ich nicht allein. Ich habe mit Rachel zusammen Pizza gegessen.
Dabei hat sie ihre Pläne kurzfristig geändert und ist noch da
geblieben.«
Michael löste sich
aus ihrer Umarmung und sah sie fassungslos an.
»Amy. Ihr wisst
beide, dass es jetzt schon mehr als vierzig vermisste Personen
in diesem Distrikt gibt und sie lässt dich alleine durch den
Park spazieren?«, fragte er schockiert.
»Irgendwann bringe
ich diese kleine Nutte eigenständig um«, murmelte er düster und
stand auf.
»Es war meine
eigene Schuld. Ich hätte auch auf der Straße gehen können, statt
diese Abkürzung zu nehmen. Sei ihr nicht
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