Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
und zeitgleich auch die Erinnerung an etwas
Wunderschönem, das sich im Moment allerdings seinem Geist
entzog. Seit Wochen kämpfte er mit seinen Erinnerungen, die
nicht mehr vorhanden waren. Aber es musste etwas Magisches
gewesen sein, das ihn mit diesem Bouquet verband. Er spürte
jedes Mal, wie das Adrenalin durch seinen Körper schoss, was ihn
zu erhöhter Aufmerksamkeit in den kurz danach folgenden Kämpfen
sensibilisierte und zeitgleich eine wollige Wärme durch seine
Adern pulsieren ließ. Genauso war es auch in diesem Moment.
Seine Nasenflügel bebten, als er die Augen schloss und noch
einmal tief den zärtlichen Duft einatmete, der ihm den Weg zu
seiner Vision zeigte.
Dann sah er sie -
sie waren zu Acht und näherten sich im rasenden Tempo.
»Achtung, von
links…“, schrie Michael und drehte sich um. Im gleichen
Augenblick flogen die Läufer zwischen den Bäumen auf sie zu und
begannen sie sofort zu attackieren. Ein harter und
unerbittlicher Kampf entbrannte. Dunkle Schatten schwirrten
durch die Luft und der moosbedeckte Waldboden erbebte unter der
gewaltigen Wucht, wenn ihre steinharten Körper aufeinander
prallten.
Als Michael
spürte, wie eine Hand nach seinen Haaren griff, riss sich
ruckartig los, flog in die Höhe, schnellte im Fallen sein Bein
hoch und rammte es dem Angreifer mit kometenhafter Stärke in den
Bauch. Benommen stürzte dieser zu Boden und blieb scheinbar
erstarrt liegen. Michael beugte sich über die Gestalt, doch
urplötzlich stockte ihm der Atem und er begann zu verzweifelt zu
röcheln.
Ein anderer Läufer
hatte sich von hinten angeschlichen und schnürte ihm jetzt mit
beiden Händen die Luft ab. Ein heiseres Gurgeln entrang sich
seiner Kehle und mit letzter Kraft schnellte er seinen Arm nach
hinten und versetzten dem Angreifer einen Schlag in beide
Nieren.
Michael nutzte den
Augenblick, als die Kreatur vor Schmerzen aufheulte und löste
sich mit einem Salto aus der tödlichen Umklammerung. Mit
raubtierartiger Geschmeidigkeit erhob er sich in den
Nachthimmel, stürzte sich im Sturzflug auf den Läufer zu und
versetzte ihm einen Schlag gegen den Kehlkopf, was die Kreatur
zum erliegen brachte. Michaels Kopf schnellt herum und er sah in
Sekundenschnelle die lauernde Gefahr.
»Sebastién… hinter
dir… duck dich«, schrie er mit harter Stimme.
Dieser reagierte
sofort und beugte seinen hünenhaften Körper Richtung Waldboden.
Etwas flog dicht an ihm vorbei und kam erst durch den Baum, der
unmittelbar vor ihm stand, zum stehen. Sebastién drehte sich um
seine eigene Achse, griff nach seinem Angreifer und schleuderte
ihn in hohen Bogen durch die Luft. Zum Dank hob er seine
kräftige Hand in Michaels Richtung. Doch ihm blieb nicht viel
Zeit zum Luft holen. Drei weitere Läufer hatten sich zu einem
Dreieck formiert und begannen ihn zu attackieren.
Michael wirbelte
durch die Luft und kam ihm zu Hilfe. Er erwischte einem von
ihnen durch einen gezielten Schlag in die Aorta und versetzte
dem zweiten Läufer einen Schlag zwischen die Augen, der ihn zu
Boden streckte. Den dritten Angreifer beförderte Sebastién mit
einem kräftigen Schlag seiner gewaltigen Faust zu Boden.
Um die anderen
Läufer hatten sich die restlichen Brüder seines Clans gekümmert.
Todesähnlich lagen alle am Boden. Aber Michael spürte, dass die
Gefahr nicht gebannt war, bevor sie nicht den endgültigen
Schritt vollzogen hatten.
»Wir müssen sie
anzünden«, bemerkte er mit leiser Stimme. Doch in dem
Augenblick, indem die Worte über seinen Lippen kamen, erhoben
sich wie von Geisterhand die bis dahin leblos am Boden liegenden
Körper und flogen durch die Nachtluft in den Himmel davon.
»Merde alors, was
ist das für eine einsame Scheiße«, stieß Sebastién zwischen
zusammen gebissenen Zähnen vor.
»Unsere ganze
Arbeit war wieder für nichts. Merde, merde, merde….«
Auch Michael war
hochgradig frustriert, aber er versuchte seinen Freund zu
beruhigen.
»Irgendetwas haben
wir übersehen, aber wir werden es herausfinden. Komm, lass uns
zurückgehen und dann werden wir weitersehen.«
****
Nachdem sie sich
geduscht und umgezogen hatten, saßen sie im geräumigen
Wohnzimmer ihres gemieteten Strandhauses und jeder von ihnen
hing seinen eigenen Gedanken nach. Sebastién trommelte nervös
auf der Armlehne des braunen Ledersessels herum und spitze die
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