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Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Voss
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Stich ins Herz.
    Früher war auch ihr Verhältnis zu Justin so unbeschwert gewesen. Aber das war, bevor Corry gestorben war. Bevor Furcht und Unsicherheit das Familienleben untergraben hatten. Schweigen legte sich über die Tischrunde. Sogar Melody war still.
    „Musst du jetzt ins Gefängnis?“ fragte Brenda schließlich.
    „Kinder müssen nicht ins Gefängnis.“
    Ein unsicherer Ausdruck trat auf das Gesicht des kleinen Mädchens.
    „Justin hatte noch nie Probleme mit dem Gesetz“, erklärte David. „Deswegen greift die Polizei in seinem Fall noch nicht ein. Man überlässt es der Familie, ihn zu bestrafen.“
    Nan nickte. „Und wir müssen dafür sorgen, dass er nicht noch einmal in Schwierigkeiten kommt.“
    „Ich auch?“ piepste Brenda.
    David lächelte. „Du auch, Prinzessin.“
    Nans Herz setzte für einen Moment aus. »Prinzessin' war Corrys Kosename für Brenda gewesen. Nan tupfte mit leicht zitternden Händen die Lippen mit der Serviette ab, erleichtert darüber, dass Davids Aufmerksamkeit auf die Kinder gerichtet war. Noch schlechter hätte der Zeitpunkt für Melodys Geschichte nicht gewählt sein können. Aber sie konnte ihrer Tochter ihr Verhalten nicht übel nehmen. Sie hatte ein Recht zu erfahren, was in der Familie vor sich ging.
    Sie hätte Melody auch einweihen wollen, aber gestern Abend war das Mädchen zu den Pfadfindern gegangen und sie selbst zum Kirchenchor, und irgendwie war bislang einfach keine Zeit dafür gewesen.
    David legte seine Serviette hin und sah zu Justin hinüber. „Justin, warum zeigst du mir nicht euren Garten?“
    „Das ist eine gute Idee.“ Nan versuchte, begeistert zu klingen, auch wenn sie selber hörte, wie aufgesetzt sie klang.
    Justin seufzte und schob seinen Stuhl zurück. Er sah aus, als ob er zu seiner eigenen Hinrichtung geführt werden würde.
    Nan biss sich auf die Unterlippe und schaute zu David hinüber.
    Er lächelte ihr ermutigend zu. „Du kannst ja später noch nachkommen, okay?“
    Sie nickte resigniert. Sein Lächeln schien sie nicht ermuntert zu haben.
    „Ich freue mich wahnsinnig darauf, endlich einmal Wasserski fahren zu können“, musste Melody sich noch einmal zu Wort melden.
    „Sobald deine Mutter zugestimmt hat.“ David wandte sich ab und ging mit Justin in den Garten hinaus.
    Nan sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es David gelingen würde, Justins Abwehrhaltung aufzubrechen.
    Während die Mädchen den Tisch abräumten, verstaute Nan die Reste im Kühlschrank und fragte sich dabei, was sich jetzt wohl im Garten abspielte.
    „Er ist wirklich nett.“ Melody strahlte, während sie die schmutzigen Teller leise abspülte, um sie in den Geschirrspüler zu stellen. Dabei schaute sie aus dem Fenster über der Spüle.
    „Ja, das ist er.“ Nan stellte sich neben ihre Tochter und sah mit ihr zusammen in den Garten hinaus. David und Justin hatten sich auf die Schaukeln gesetzt, die im Garten standen. David redete, die langen Beine von sich gestreckt, während Justin hin und wieder nickte und nervös hin und herschaukelte. Zumindest sah es so aus, als ob er zuhören würde.
    „David sieht toll aus, nicht wahr, Mom?“
    Nan bemerkte das Strahlen in den Augen ihrer Tochter und nickte. Welche Frau würde das nicht denken? Offensichtlich weckte David Bewunderung bei Frauen jeder Altersklasse. Vielleicht war ihre eigene Reaktion auf ihn ja ganz normal.
    „Darf ich jetzt auch rausgehen, Mom?“ fragte Brenda, bereit loszustürmen.
    Melody trocknete sich die Hände mit einem Geschirrtuch ab. „Ich komme mit.“
    „Nein, gebt den beiden da draußen noch ein paar Minuten allein, Mädchen. David muss unbedingt mit Justin reden. Hey, wollt ihr ein Video sehen? Ich habe heute ein paar Filme ausgeliehen. Sie sind noch in der Tasche auf der Couch. Ihr dürft euch einen aussuchen und anschauen.“
    „Das ist nicht fair“, brummte Melody. „Komm, Bren.“
    Nan ignorierte Melodys Bemerkung und lief rasch ins Badezimmer, um sich frisch zu machen. Sie fuhr mit der Bürste durch das Haar, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und legte dann Lipgloss auf.
    Wieder in der Küche, verriet ihr ein Blick aus dem Fenster, dass David und Justin immer noch auf den Schaukeln saßen. Justins Gesichtsausdruck zeigte keine Begeisterung, aber er war auch nicht mehr so trotzig und abweisend wie zuvor.
    Sie trat aus der Tür und schloss die Fliegengittertür hinter sich. In Nachbars Garten wurde gegrillt, und der Geruch von Holzkohlenfeuer hing in der feuchten

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