Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Voss
Vom Netzwerk:
Augen auf. Etwas, das sie nicht benennen konnte.
    „Hast du immer noch ein Motorboot?“ fragte Melody.
    „Klar. Ich habe mir sogar in diesem Sommer ein neues gekauft.“
    „Wie
    heißt
    denn
    dein
    Boot?“ Justins
    Interesse
    schien
    geweckt,
    ein
    hoffnungsvolles Zeichen.
    „Ich habe es Solo getauft. Es hat genug PS, um damit Wasserski zu fahren.“ Er schaute nun Nan an. „Der Sport deiner Mutter.“
    Nan warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Sie waren früher oft Wasserski gefahren, und sie hatte diesen Sport tatsächlich geliebt, aber das war schon lange her. „Wahrscheinlich würde ich jetzt noch nicht einmal mehr aus der Hocke in den Stand kommen.“
    „Das glaube ich weniger“, widersprach David. „Das ist wie Rad fahren oder Schwimmen. Das verlernt man nie.“
    Wasserski fahren hatte für Nan Freiheit und Abenteuer bedeutet. Wie oft war sie neben Corry oder David gefahren, während der andere das Boot steuerte. Aber das war lange her. Es war in einer Zeit gewesen, als sie Sicherheit und ein normales Familienleben noch als Selbstverständlichkeit angesehen hatte.
    „Ich bin auch schon einmal Wasserski gefahren“, verkündete Melody, um Davids Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    „Ich erinnere mich“, antwortete David. „Du hast es gleich beim zweiten Mal geschafft. Damals warst du erst acht Jahre alt.“
    Melody strahlte, und Nan lächelte. Sie hatte damals mit Brenda auf dem Arm vom Ufer aus zugesehen. Es freute sie, dass David so auf Melody einging. Er musste gespürt haben, wie wenig Selbstvertrauen ihre Tochter im Moment hatte.
    „Meinst du, dass du irgendwann einmal Zeit hättest und ich es noch einmal versuchen könnte?“
    „Melody.“ Nan warf David einen entschuldigenden Blick zu.
    „Falls deine Mutter nichts dagegen hat, gerne.“
    Alle Augenpaare am Tisch richteten sich erwartungsvoll auf Nan.
    Aber sie konnte sich nicht so leicht einverstanden erklären. Zum einen hatte ihre Tochter sich praktisch aufgedrängt, zum anderen war Wasserski fahren kein ganz ungefährlicher Sport, und sie war um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt.
    „Bitte, Mom. Wir machen doch sonst nie etwas Aufregendes“, bettelte Melody.
    Nan bedachte ihre hartnäckige Tochter mit einem warnenden Blick.
    David zog die Augenbrauen hoch und wirkte ziemlich amüsiert. „Das würde doch Spaß machen, wenn wir uns einmal treffen, wenn ich ein freies Wochenende habe.“
    Nan wurde leicht nervös. „Du hilfst mir nicht gerade.“
    „Entschuldigung.“
    Zu spät. Sie hatte bereits das humorvolle Glitzern in seinen Augen gesehen, er brauchte gar nicht den Zerknirschten zu spielen.
    „Darf ich auch Wasserski fahren?“ fragte Brenda.
    „Du bist definitiv noch zu jung dafür“, erwiderte Nan.
    „Aber ich darf zuschauen, nicht wahr?“ Vorfreude spiegelte sich in Brendas hübschen grauen Augen wider.
    „Bitte, Mom“, flehten Melody und Brenda im Chor.
    Es war einer jener Momente, in denen Nan sich wünschte, der Boden würde sie verschlingen, und zwar zusammen mit ihren Kindern. „Wir werden sehen.“ Ihre ausweichende Antwort wurde von ihren Töchtern nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen. „Wir werden später noch einmal darüber reden. Jetzt können Justin und Melody den Tisch abräumen, und Brenda kann mir helfen, den Nachtisch zu holen.“
    „Und was muss David tun?“ fragte Brenda, während sie vom Stuhl herunterrutschte.
    „Ja, was für eine Aufgabe bekomme ich?“ David erhob sich ebenfalls. Er schien voller Energie zu sein. Und er war so breitschultrig, so muskulös, so… männlich.
    Eine prickelnde Hitze breitete sich in ihrem Bauch aus. Was dachte sie denn jetzt schon wieder? „Du kannst dich ja um den Eiskaffee kümmern.“
    Er nickte und lächelte leicht. „Gerne. Wo steht er?“
    Sie konnte nicht anders, sie musste sein Lächeln erwidern.
    Ihr war auf einmal so leicht ums Herz. Und warum sollte sie sich nicht freuen?
    Dieser Abend verlief bedeutend besser, als sie es sich zu träumen gewagt hatte.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis die Mädchen sich wieder ungezwungen in Davids Gegenwart benommen hatten, und Justin schien ebenfalls, wenn auch etwas zögerlicher, aufzutauen. „Also, wir haben Kirschcreme und das Eis, das David mitgebracht hat. Wer will was?“
    „Eiscreme“, riefen die Mädchen im Chor.
    „Das Kirschzeug“, brummte Justin.
    Nans Laune bekam einen kleinen Dämpfer. Justin hatte den Nachtisch, den er eigentlich nicht mochte, der heiß geliebten Eiscreme vorgezogen.

Weitere Kostenlose Bücher