Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
Richtung, und sie wurde sich seines durchtrainierten Körpers bewusst. Ihr Puls beschleunigte sich, Verlangen flackerte in ihr auf. Wie gern wäre sie jetzt mit der Hand unter sein Hemd geglitten und hätte seine nackte Haut gestreichelt.
Nein, ermahnte sie sich. Was ist nur mit dir los? Woher kamen auf einmal diese Gefühle, die sie schon begraben glaubte? Hastig rückte sie von ihm ab.
David sah sie an, als ob sie eine Fremde wäre, und schluckte nervös. Auch er musste gespürt haben, dass er etwas anderes als Freundschaft in ihr geweckt hatte.
Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst. Sie musste sich eingestehen, dass sie es vermisst hatte, die Arme eines Mannes um sich zu fühlen. Seine Kraft, seine Wärme zu spüren, die Geborgenheit zu genießen, die er ihr schenkte. Sie hatte sich von ihren Gefühlen hinreißen lassen und David mit ihrer Reaktion überrascht. Und sich selbst. Eine verlegene Röte stieg in ihr Gesicht.
„Es ist schon spät“, sagte er mit heiserer Stimme. „Ich werde mich jetzt besser von den Kindern verabschieden.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er auf das Haus zu.
Sie blieb beschämt wie selten in ihrem Leben zurück. Was war geschehen?
Warum war sie nur so durcheinander? Sie versuchte, sich zu sammeln, und lief dann hinter ihm her, um ihn einzuholen.
Er hielt die Verandatür für sie auf und vermied es, sie anzusehen. Schweigend folgte sie ihm ins Haus. Was hätte sie auch sagen sollen?
„Gute Nacht, Kinder“, rief er nun von der Haustür aus. „Justin, ich hole dich dann morgen Früh um sieben Uhr ab.“
„Bye, David“, erwiderten Justin, Melody und Brenda, die vor dem Fernseher saßen und sich einen Film ansahen.
Schließlich wandte sich David Nan zu. „Danke für das Abendessen“, sagte er. Ein seltsamer Ausdruck lag in seinen Augen, die noch dunkler als sonst wirkten.
Dann wandte er sich ab und ging hinaus.
Sie blieb wie angewurzelt stehen, und Schuldgefühle und Reue stiegen in ihr auf.
„Es tut mir Leid“, flüsterte sie, während sie zuschaute, wie er in seinen Jeep stieg und davonfuhr. Sie konnte es nicht fassen, wie sie sich verhalten hatte. Als Nächstes hätte sie sich ihm noch an den Hals geworfen und ihn geküsst, bis…
„Warum ist er denn so schnell gegangen, Mommy?“ riss Brenda sie aus ihren gefährlichen Gedanken und sah sie stirnrunzelnd an. „Ich wollte ihm doch noch mein Bild zeigen.“
„Hat er es eilig gehabt?“ fragte Melody, die auf dem Teppich vor dem Fernseher lag.
„Ich nehme es an.“
„Guck mal, ich habe ein Bild von seinem Boot gemalt.“ Brenda hielt das Blatt Papier hoch, damit Nan es bewundern konnte.
„Es ist wunderschön“, meinte Nan, ohne es richtig gesehen zu haben, und schloss die Tür. „So, Kinder, zieht jetzt bitte eure Pyjamas an.“
„Aber der Film ist doch noch nicht zu Ende“, beklagte sich Melody.
Nan brauchte jetzt unbedingt ein paar Minuten für sich allein, um die Gefühle zu ordnen, die David in ihr hervorgerufen hatte. „Ihr dürft ihn später noch zu Ende sehen. Zieht euch jetzt um, und putzt euch die Zähne.“
Sie ging in die Küche. Wie sollte sie nur diesen Aufruhr in ihrem Inneren wieder in den Griff bekommen? Das Wohlgefühl, diese angenehme Wärme, die David zunächst in ihr ausgelöst hatte, hatte sicherlich etwas mit der Tatsache zu tun, dass sie beide Corry geliebt hatten. Und dass er jetzt Justin half. Aber dann war aus der wohligen Wärme Leidenschaft entstanden. Lust.
Natürlich war sie sich schon immer bewusst gewesen, wie attraktiv David war.
Sie war zwar verheiratet, aber nicht blind gewesen. Aber noch nie hatte sie auf eine so direkte Art und Weise auf David reagiert.
Wann war sie eigentlich zu einer liebeshungrigen Witwe geworden, die nicht davor zurückschreckte, sich Freunden an den Hals zu werfen? Seit Corrys Tod hatten Männer sie nicht mehr interessiert. Sie hatte keinen einzigen Gedanken an Lust und Leidenschaft verschwendet. Offensichtlich hatte sich das jetzt geändert.
Sie berührte ihren Ehering, und erneut stiegen Schuldgefühle in ihr auf.
Sie hatte eine gute Ehe geführt. Sie hatte drei wunderbare Kinder, zwei davon in der Pubertät. Nein, ihre Hormone durften jetzt nicht verrückt spielen. Für so etwas hatte sie einfach keine Zeit.
Sie wollte keinen Mann in ihrem Leben haben. Und selbst wenn sie eines Tages doch wieder eine Beziehung eingehen würde, dann auf keinen Fall mit einem Polizisten. Sie könnte nicht mit der Angst leben, dass er
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