Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
irgendwann von seinem Dienst nicht mehr zurückkehren würde. Niemals würde sie das Risiko eingehen, dass ihre Kinder auch noch den Stiefvater verlieren könnten.
David nahm mit quietschenden Reifen die Kurven der Straße, die am See entlangführte, und atmete tief die frische Abendluft ein, die durch das offene Fenster drang. Noch immer spürte er Nans Hände an seiner Taille, ihren Kopf an seiner Brust, ihre Brüste, die sich gegen seinen Oberkörper schmiegten. Ihr Duft schien ihn noch jetzt zu umgeben. Er hätte sie so gern geküsst, hätte sie…
Ach, verflixt! Sie war die Frau seines Kollegen! Und das blieb sie auch, selbst wenn Corry nicht mehr unter ihnen weilte. Besaß er denn keinen Funken Anstand?
Er fuhr mit dem Jeep in die Einfahrt seines Hauses, stellte den Motor ab und sprang aus dem Wagen. Nachdem er hinter das Haus gelaufen war, zog er sein Hemd aus und warf es auf die Veranda. Dann schlüpfte er aus seinen Schuhen, rannte in den See und tauchte in das kalte dunkle Wasser ein. Er musste sich betäuben, musste diese Gefühle loswerden, die sein Blut erhitzten und seinen Verstand umnebelten.
Nan hatte ihn so herzlich willkommen geheißen, und er hatte das Zusammensein mit den Kindern wirklich genossen. Er hatte sich seit langem nicht mehr so wohlgefühlt.
Er tauchte wieder auf und schwamm auf die Lichter zu, die ihm von der fernen Uferseite in der Dunkelheit entgegenleuchteten. Erst als er fast einen Muskelkrampf bekam, kehrte er ans Ufer zurück, sank in den Sand nieder und starrte zu den Sternen hinauf.
Nans Verletzlichkeit weckte seinen Beschützerinstinkt, und ihr Vertrauen rührte ihn. Wie sehr wünschte er sich, sie in den Arm zu nehmen und ihr alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.
Aber er musste dafür sorgen, dass er ihr Vertrauen nicht ausnützte. Er musste die erotischen Gedanken aus seinem Kopf verbannen, aus seinen Träumen.
Falls sie sich doch einmal entscheiden würde, einen anderen Mann in ihr Leben zu lassen, brauchte sie jemanden, der ihr ein komfortables sicheres Leben bot.
Und dafür war David der denkbar schlechteste Mann.
Er wusste, dass eine Beziehung zu Nan aus vielen Gründen ausgeschlossen war.
Und trotzdem – er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie eines Tages mit einem anderen Mann zusammen sein könnte.
4. KAPITEL
Das Boot verlangsamte die Geschwindigkeit. Justin saß am Steuer, David, nur mit seiner schwarzen Badehose bekleidet, saß neben ihm. Seine schmerzenden Muskeln erinnerten ihn daran, dass er eine fast schlaflose Nacht am Strand verbracht hatte. Obwohl die Sonne von einem strahlend blauen Himmel schien, hatte er das Gefühl, alles durch einen Nebel wahrzunehmen.
Justin bediente die Kupplung und legte den Rückwärtsgang ein. Das Motorboot glitt langsam zurück und blieb dann stehen.
David lächelte. „Du machst das gut, Junge. Siehst du, wie viel mehr Kontrolle du über das Boot hast, wenn du zuerst die Geschwindigkeit drosselst?“
Heute Morgen war er kurz davor gewesen, Justin anzurufen, um ihm zu sagen, dass er zwei Stunden später kommen würde. Aber dann hatte er sich doch dagegen entschieden. Und er war froh, dass er das getan hatte. Justin hatte bereits auf der Veranda gewartet, als er vorgefahren war. An dem Punkt, an dem sie sich jetzt befanden, durfte er es nicht riskieren, das Vertrauen des Jungen zu zerstören.
„Montag nach der Schule kannst du anfangen, das Feuerholz zu stapeln, wie ich es dir gezeigt habe.“
Justin nickte. „Was ist mit Harper?“
„Ich werde heute später mal Rick Kellog und Pete Delaney befragen. Danach werde ich zu Harper gehen.“
Justin sah ihn misstrauisch an. „Musst du immer Polizist sein?“
Ja, dachte David, ich bin es mit jeder Faser meines Herzens. Polizist zu sein gab seinem Leben einen Sinn. Er liebte die Herausforderung, die dieser Beruf an ihn stellte. Doch nach Corrys Tod war ihm klar geworden, dass es nicht reichte, Kriminellen das Handwerk zu legen. Corry war durch die Schüsse eines drogensüchtigen Jungen gestorben. Eines Jungen, der viel zu früh die Abgründe des Lebens kennen gelernt hatte.
Also hatte er an Schulungen teilgenommen, um Kindern und Jugendlichen, die in die Drogenszene abgerutscht waren und Bekanntschaft mit Gewalt und Kriminalität gemacht hatten, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Er wollte ihnen einen Weg in ein besseres Leben aufzeigen. „Das bin ich nun einmal, Justin. Ich bin Polizist“, sagte er schließlich.
„Aber Rick und Pete sind meine
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