Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
Freunde.“ Er verzog das Gesicht wie eine kleine Bulldogge, die ihr Terrain verteidigt.
„Gerade weil sie deine Freunde sind, sollten sie sich eigentlich stellen, finde ich, und den ganzen Schlamassel nicht dir allein in die Schuhe schieben. Wie viel älter als du sind sie?“
„Zwei Jahre. Sie gehen in Melodys Klasse.“
„Warum treibst du dich mit älteren Jungs herum?“
Justin sah ihn misstrauisch an. „Was meinst du damit?“
„Hast du keine Freunde in deinem Alter?“
„Die Jungen in meiner Klasse sind alles Nieten. Aber Rick ist cool. Er kennt sich aus.“
„Womit kennt er sich aus?“
„Er weiß, wie man sein muss, damit die Leute einen nicht herumschubsen. Mom und Melody wollen mir immer vorschreiben, was ich zu tun habe, aber ich bin ein Junge. Jungen denken anders als Mädchen.“
„Ja, das tun sie. Aber Mädchen haben auch viele gute Ideen. Du musst nicht gleich alles ablehnen, was sie dir zu sagen haben.“
„Sie wissen nicht viel über Jungen.“
„Mütter wissen viel mehr, als du denkst. Leider ist mir das auch erst klar geworden, als ich älter war.“
Justin schaute auf das Wasser hinaus. „Alle Jungen in der Schule hören auf Rick.“
„Warum? Weil er so ein toller Junge ist, oder weil sie Angst vor ihm haben?“
Justin sah David empört an. „Ich habe doch keine Angst vor ihm. Rick weiß einfach mehr als all die anderen Kids. Über… na, du weißt schon… Die Jungen stellen ihm Fragen, und wenn er sie nicht beantworten kann, fragt er seinen älteren Bruder oder seinen Vater, der ist Arzt.“
Ah, ein Arzt. Justin meinte also Sex. Dass er sich für dieses Thema interessierte, war für sein Alter ganz normal. Aber musste er sich als Informationsquelle gerade diesen Rick aussuchen, der offensichtlich einen Hang zu Diebstahl und Vandalismus hatte? David musste dafür sorgen, dass diese Freundschaft ein Ende nahm. „Wenn du, äh, Fragen hast, kannst du auch zu mir kommen.“
Justin runzelte die Stirn. „Warum sollte ich mit dir reden?“
„Ich weiß nicht, vielleicht weil ich dir zuhören würde, oder vielleicht, weil wir einmal gute Freunde waren?“
„Nun, jetzt sind wir aber keine mehr.“
„Warum nicht?“
Justin sah ihn prüfend an. „Erstens bist du Hilfssheriff. Ich kann Rick und Pete noch nicht einmal erzählen, dass ich mit einem Motorboot gefahren bin. Sie wüssten dann sofort, dass ich mit dir geredet habe.“
„Da hast du Recht. Du musst es also für dich behalten.“
„Und wenn du Rick und Pete ausfragst, werden sie denken, ich habe gepetzt.“
Justin sah aus, als ob er am liebsten ins Wasser springen und ans Ufer schwimmen würde.
„Wenn sie in der Schule damit angegeben haben, dass sie bei Harper einbrechen wollten, wissen es auch andere. Ich werde einfach ein paar andere Kids an der Schule befragen, bevor ich zu ihnen gehe. Dann wissen sie nicht, wer sie verraten hat.“
Justin legte den Kopf schief und schaute David nachdenklich an. „Das könnte funktionieren.“
David lächelte. „Es wird funktionieren, Justin, und jetzt fahr los! Wir müssen ans Ufer zurück, mein Dienst fängt bald an.“
Am nächsten Morgen ging David in aller Frühe zu Nans Haus hinüber, bevor er seine Meinung noch ändern konnte. Er hatte die ganze Nacht gearbeitet und brauchte dringend Schlaf. Er hätte Justins Termine auch mit Nan am Telefon besprechen können, aber da er jetzt schon einmal in der Nähe gewesen war, hatte er sich gedacht, dass er das auch gleich erledigen konnte. Bevor er klingelte, zögerte er kurz. Würde sie am Sonntagmorgen um halb acht schon wach sein? Um das herauszufinden, musste er es darauf ankommen lassen.
Bereits nach dem ersten Klingeln ging die Tür auf. Die kleine Brenda lächelte ihn durch die Fliegengittertür an. „Hallo, David.“
„Hallo, Prinzessin, du bist aber früh auf!“
„Willst du mit mir fernsehen?“ fragte die Kleine erwartungsvoll. „Aber wir dürfen den Ton nicht so laut stellen, weil Melody und Justin noch schlafen. Ich gucke gerade Jon und Punch, du weißt doch, das sind diese Comicfiguren, die immer Motorrad fahren. Hast du auch ein Motorrad?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich fahre leider nur ein langweiliges Auto.“
„Was für eine Farbe?“
„Beige, sogar die Farbe ist langweilig“, erwiderte er teilnahmslos. Er war so müde, dass ihn im Moment nicht einmal die Kleine aufmuntern konnte, „Brenda, mit wem redest du denn?“ fragte Nan nun aus dem Hintergrund.
Auf einmal war seine
Weitere Kostenlose Bücher