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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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war ihm immer noch keine Erleuchtung gekommen, wie er Amy loswerden oder Olivia die verrückte Idee einer Übersiedelung nach Fremantle ausreden könnte.
    Beklommen stapfte er in das stille Haus und fragte sich, wo Amy wohl steckte, dann rief er dem Boy, er solle ihm einen Drink bringen. Er wäre gern in die Logger-Bar gegangen, wollte sich aber nicht den Fragen aussetzen, mit denen man ihn sicher bombardieren würde. Inzwischen lechzte die ganze Stadt danach, Genaueres zu erfahren. Amy hatte auf ihrer morgendlichen Tour durch die Stadt etliche Geschäfte aufgesucht, um sich bei deren Besitzern vorzustellen.
    Im Haus herrschte eine unheilverkündende Stille, und Tyndall rief nach Rosminah, doch statt ihrer erschien der chinesische Koch.
    »Nicht hier, Tuan. Mit Mem gegangen. Sachen tragen helfen.«
    »Mem ist weg?« Tyndalls Herz machte einen Satz. »Wo ist sie denn hingegangen?«
    »Zu neues Haus, Tuan. Mem fragt, warum so wenig Sachen hier in Haus von reichem Mann. Rosminah erzählt, daß Sie nach Hochzeit umziehen in neues Haus.«
    »Was? Sie ist zu unserem neuen Haus gegangen?«
    Der Koch nickte und wich angesichts des Zorns, der in Tyndalls Gesicht stand, ein paar Schritte zurück.
    Tyndall raste aus dem Haus. Das schlug dem Faß den Boden aus. Sie drang in das Haus ein, das er mit Olivia für ihre gemeinsame Zukunft entworfen und gebaut hatte.
    Ohne auch nur einmal anzuhalten, rannte er auf den Hügel und blieb keuchend vor dem Haus stehen. Olivias Koffer waren auf die Veranda geschafft worden, die Fenster standen offen, Amys großer Schrankkoffer wartete neben der Tür, aufgeklappt und halb ausgeräumt.
    Tyndall erstickte fast vor Wut und Erschöpfung, stürzte ins Haus und schrie nach Rosminah. Das Mädchen rannte zur Tür heraus, in den Händen hielt sie krampfhaft einen von Amys Hüten und ein Paar ihrer Schuhe.
    »Rosminah, laß das sofort fallen«, befahl er, noch ganz außer Atem. »Geh sofort nach Hause.«
    »Tuan, sie sagt, ich ihr muß helfen.« Rosminah begannen die Tränen herunterzulaufen.
    Tyndall entriß ihr Amys Sachen und sagte ruhig: »Rosminah, du hast mit der Mem nichts zu tun. Du tust nur, was ich, Tuan, sage. Verstehst du? Und jetzt gehst du nach Hause und bleibst dort.«
    »Aber wirklich, Johnny, was soll denn die ganze Aufregung! Du jagst dem Mädchen ja eine fürchterliche Angst ein! Es ist doch nichts Schlimmes, wenn sie mir hilft. Wie soll ich mich denn sonst hier einrichten?« Amy tauchte in der Tür auf, ruhig und ganz die sanfte Vernunft.
    Tyndall schleuderte ihr den Hut und die Schuhe vor die Füße und schrie: »Du ziehst nicht hier ein!«
    »Aber ich bin doch schon eingezogen, mein Lieber. Ich dachte, du wolltest mich in dem anderen Haus nicht haben. Das scheint mir eine sehr befriedigende Lösung.«
    »Ein Scheißdreck ist das! Ich will, daß du den Dampfer besteigst und aus Broome verschwindest. Geh nach Fremantle, von dort aus kannst du mit mir verhandeln.«
    Sie brach in ein begütigendes Lachen aus, wie eine geduldige Mutter, die ihrem bockigen Kind gut zuredet. »Aber es gibt nichts zu verhandeln. Da ich deine Frau bin, ist mein Platz hier, und ich gehe nicht davon aus, daß du mich auf den Straßen von Broome verhungern sehen möchtest. Was würden denn da die Leute sagen?« Sie ließ sich auf einem Verandastuhl nieder. »Johnny, jetzt mach doch kein solches Theater. Ich habe mich heute mit Mrs. Hennessy unterhalten. Ich muß schon sagen, sie war ziemlich rüde, aber sie informierte mich über ihren Wegzug nach Fremantle, damit ist die Sache doch wohl geklärt, oder?«
    Tyndall war sprachlos.
    »Übrigens hat sie mir erzählt, sie sei Teilhaberin deines Perlenunternehmens. Da sich nun doch einiges geändert hat, kann ich mir vorstellen, daß du mich als Ersatz für sie brauchen wirst.«
    Tyndall starrte Amy an und erkannte zum ersten Mal die stählerne Härte in ihr. Er war entsetzt, wie schnell alles ging. Und wie schnell sich alles seiner Kontrolle entzog. Seine Gedanken rasten und suchten verzweifelt nach einer Möglichkeit, diese Situation in den Griff zu bekommen.
    »Na schön, Amy«, sagte er schließlich, »bleib hier, aber nur fürs erste. Ich bleibe im alten Haus. Sobald die Scheidung und die Abfindung geklärt sind, packst du deine Sachen.«
    »Mein lieber Johnny. Wann geht es endlich in deinen hübschen Kopf hinein, daß ich niemals in eine Scheidung einwilligen werde? Gar nichts werde ich packen. Du wirst dich schon noch an den Gedanken gewöhnen.« Sie

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