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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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grinste keß. »Mit der Zeit wirst du schon merken, daß ich gar nicht so ohne bin. Man kann sich mit mir prächtig amüsieren. Oder hast du das schon ganz vergessen?«
    »Ja, ich hatte in der Tat vergessen, was du für eine bist. Und ich verspüre nicht den geringsten Wunsch, dieses Wissen wieder aufzuwärmen. Mit uns ist es vorbei, Amy, endgültig.«
    »Das werden wir schon sehen«, antwortete sie huldvoll und ging zur Tür zurück. Dann drehte sie sich gelassen zu ihm um, ihre aufgesetzte Freundlichkeit war mit einem Schlag wie weggewischt. »Vergiß nicht, was ich gesagt habe: Ich besitze Dokumente. Und Kopien davon sind in Perth deponiert. Du wirst merken, daß eine Veränderung des Status quo fürchterlich schwierig sein wird. Übrigens, wenn du so selbstsüchtig bist und deine Dienstboten nur für dich arbeiten lassen willst, dann muß ich weitere Bedienstete einstellen. Natürlich kommst du für alle meine Kosten auf.« Sie rauschte hinein, während Rosminah hinausschlich und Tyndall einen mitleidvollen Blick zuwarf.
     
    Für Olivia vergingen die nächsten beiden Tage wie im Nebel. Die Nächte waren schwarze Löcher, durch die sie in unsinnigen Alpträumen hindurchschwamm, bis sie am nächsten Morgen wieder mit derselben scheußlichen Realität konfrontiert wurde. Mühsam versuchte sie, Hamish die dramatischen Veränderungen in ihrem Leben zu erklären.
    Der Junge sah sie verwirrt und verängstigt an. »Warum ist diese Frau hergekommen? Warum hat Onkel John sie nicht weggeschickt? Er wollte dich doch heiraten, und dann wollten wir alle zusammen wohnen.«
    »Manchmal kommt es eben vor … daß es nicht so klappt, wie wir es uns vorgestellt haben. Und manchmal stirbt bei den Erwachsenen die Liebe und dann … dann wird eben alles anders.«
    »Ich glaube, ich will nicht erwachsen werden.«
    »Mein Schatz, ich verspreche dir, alles wird gut. Du wirst eine wunderbare Schule in Perth besuchen, die dir viel Spaß machen wird, und ich bin in unserem Haus in Fremantle ganz in deiner Nähe. An den Wochenenden können wir viele schöne Dinge unternehmen.«
    »Was ist mit Onkel John und Ahmed und Yoshi und allen?«
    Olivia schluckte. »Du kannst wieder herkommen … in den Schulferien … wir behalten ja unser Haus hier.« Sie konnte den Gedanken an eine Rückkehr nicht ertragen, nicht, solange sie kurz vor der Flucht stand. Aber sie durfte bei Hamish nicht den Eindruck erwecken, daß er alles, was er kannte und liebte, aufgeben müßte. »Dein Vater und ich, wir hatten schon immer vor, dich in dieses Internat zu schicken. Und in Fremantle bin ich wenigstens ganz nah bei dir.« Olivia sah seinen Schmerz und zog ihn an sich. »Ach, Hamish! Glaub mir einfach und mach dir keine Sorgen. Du mußt mir vertrauen, mein Schatz.«
     
    Toby und Mabel Metta waren für Olivia eine zuverlässige Stütze. Sie hatten verabredet, daß sie Olivia und Hamish im letzten Moment zum Dampfer hinunterfahren würden, damit sie nicht zu vielen Leuten begegnen müßten.
    »Olivia, ich flehe dich an, überleg es dir gut. Bist du sicher, daß du nicht einfach davonläufst? Gib John Zeit, die Dinge zu klären«, bat Tobias inständig.
    »Er hat nicht aufgehört, dich zu lieben, und du liebst ihn doch auch noch«, sagte Mabel zu seiner Unterstützung.
    Olivia blickte von ihrem Gepäck auf. »Ja, ich habe es mir überlegt. Ja, ich laufe davon. Ich kann es nicht ertragen, hierzubleiben und ständig dieser schrecklichen Situation ausgesetzt zu sein. Und der Tatsache, daß ich die ganze Zeit über so getäuscht wurde.«
    »Nicht in böser Absicht. Wir Männer neigen wenig zum Rückblick in die Vergangenheit. Was vorbei ist, ist für uns vorbei. Es gibt viele Leute in dieser Stadt, die nie über ihre Vergangenheit reden. Du hast ja selbst auf traurige Weise erleben müssen, daß das Leben immer weitergeht.«
    »Er hätte es mir erzählen sollen, dann wäre ich besser darauf vorbereitet gewesen«, murmelte Olivia halsstarrig.
    »Wir haben schon oft genug darüber gesprochen. Wenn wir deine Meinung nicht ändern können, liebe Olivia, dann laß uns dir wenigstens helfen, so gut wir können.«
    »Vielen Dank, Mabel. Hier sind Briefe an Leute wie die Hootens, um ihnen kurz zu erklären, warum ich meine Pläne geändert habe. Wenn du so gut wärst, sie für mich abzuschicken.«
    »Ich bin sicher, daß du keine Erklärungen abzugeben brauchst, Olivia.«
    »Aber darum geht es mir ja gerade: Ich möchte das alles gern erklären. Dazu habe ich mich jedenfalls

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