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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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den hinteren Räumen.
    Der Mann wandte sich ab, sagte aber noch über die Schulter: »Ich würde den roten nehmen, wenn ich Sie wäre.« Damit verschwand er hinter einem Perlenvorhang.
    »Wer war denn das?« fragte Amy leise.
    »Sehl leiches Mann, ich glaube. Viel Geschäfte … Sie wissen schon …« Sie rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und legte dann einen Finger auf ihre Lippen.
    »Und sein Name?«
    Das Mädchen zögerte und dachte angestrengt nach. »Fleund von Chef, heißt Mister Karl. Mister Karl Gunther.«
    Amy kaufte die rote Seide und verließ den Laden.
     
    Karl Gunther lief Amy in den nächsten beiden Wochen noch mehrere Male über den Weg. Sie begann sich zu fragen, ob das wirklich reiner Zufall war. Schließlich schlossen die beiden im Hotel Continental endgültig Bekanntschaft miteinander, als Amy dort mit Mabel Metta zum Essen verabredet war. Amy hatte Mabel unter dem Vorwand eingeladen, sie suche den Rat einer ›Freundin der Familie‹. Ihr war klar, daß die Mettas mit Olivia ebenso befreundet waren wie mit Tyndall, doch sie benötigte einige Informationen und hoffte, Mabel würde sich auf ein Treffen einlassen, wenn Amy Sorge um Tyndall vorschützte.
    Mabel kam pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt ins Hotel. Sie ordnete die Falten ihres Saris um ihren molligen Körper und fragte höflich: »Wie kann ich Ihnen helfen, Amy?«
    »Es geht um Johnny, er ist sehr … schwierig geworden. Er trinkt mehr, als ihm guttut …«
    »Er hat schon immer zur Flasche gegriffen, wenn's ihm schlecht ging.«
    »Nun ja, er hat irgend etwas vor sich hingebrummt, es stünde schlecht ums Geschäft. Sie hätten keine Perlen gefunden …«
    »Das stimmt nicht!« Sofort biß sich Mabel auf die Zunge und ließ Amy weiterreden.
    Amy senkte den Kopf und wurde ganz leise. »Manchmal fürchte ich um meine Sicherheit. Ich weiß, daß er mir meine Anwesenheit übelnimmt … aber er ist doch mein Mann, was soll ich denn tun? Ich will ihn nicht verlassen. Ich möchte ihn doch nur glücklich machen! Und er verschmäht mich so …«
    »Aber, meine Liebe …« Mabel blickte in die blauen Augen, die jetzt in Tränen schwammen und sie verzweifelt ansahen. Hatte sie Amy vielleicht falsch eingeschätzt? »Ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen da raten soll. Es ist natürlich schwierig, gewisse Dinge hinzunehmen, aber Sie wissen ja, die Zeit heilt alle Wunden.«
    »Ich bin durchaus bereit zu warten. Doch mir kam der Gedanke, daß er vielleicht noch andere Probleme haben könnte, die er mir verschweigt … vielleicht geschäftliche Sorgen. Aber Ihr Mann meint, die Geschäfte gingen gut?«
    »O ja, darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.«
    »Da bin ich aber erleichtert. Ich frage mich nur – er muß doch Mrs. Hennessy einen so großen Anteil des Gewinns auszahlen … na, das ist nun einmal so, ich muß eben versuchen, ihn aufzuheitern, so gut ich kann.«
    Mabels Sympathie verflog mit einem Schlag. »Mrs. Hennessy ist Teilhaberin des Unternehmens und hat stets einen großen Teil des Ertrags wieder ins Geschäft investiert, soweit mir bekannt ist«, erwiderte sie kurz angebunden. »Nicht, daß ich Klatsch über die Privatangelegenheiten guter Freunde verbreiten möchte.« Sie stand auf. »Tut mir leid, daß ich nicht zum Essen bleiben kann. Ich muß nach den Kindern sehen.«
    Damit verschwand Mabel, wütend darüber, daß sie sich von Amy so hatte einwickeln lassen. Sie hoffte, sie hatte nicht zu viel ausgeplaudert; Tobias hatte ihr erzählt, die
Star of the Sea
hätte in dieser Saison einige erstklassige Perlen geerntet. Sie wußte auch, daß Tyndall solche Informationen lieber für sich behielt.
    Nachdem Mabel sozusagen abgehakt war, bestellte Amy frohgemut ihr Essen. Zwar hatte sie Mabel verärgert, war aber dennoch zufrieden, weil sie die gewünschten Informationen aus ihr hatte herauskitzeln können.
    In diesem Moment schlenderte ganz zufällig Karl Gunther vorbei und blieb an ihrem Tisch auf der Veranda stehen.
    »Sie speisen allein, Mrs. Tyndall?«
    Sie sah ihn an, sah das herausfordernde Lächeln, das in seinen Mundwinkeln lauerte, und warf den Kopf zurück. »Ich fragte mich gerade, ob Sie mir nicht Gesellschaft leisten würden – Mr. Gunther?«
    »Wenn ich bedenke, daß wir uns wohl schon gut zu kennen scheinen … Es wäre mir ein Vergnügen.« Geschmeidig schob er sich auf den gegenüber stehenden Stuhl und saß da wie ein alter Kater vor dem Sahnetopf.
    Sie waren so verschieden, wie es zwei

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